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7. Au g u s t . Wir umschritten den Südabfall des Punjing-
Felsens und der sich an dasselbe östlich anschließenden Felsberge,
indem wir langsam nach einer wenig hohen Wasserscheide an-
stiegen, für längere Zeit dem Batulappa-Fluß und dann einem
Bachbett folgend. Mit Ausnahme der Schluchten- und Bachwäldchen
bedeckte graugrünes Gras die Ebenen, Täler und Berge.
Aus diesem schimmerten häufig die roten Blüten zweier Orchideenarten
hervor, während sich in den Waldstrichen der Bäche zuweilen
eine fleischrot blühende Balsaminee ausbreitete. Auf der Wasserscheide
angekommen, befanden wir uns auf der Grenze zwischen
den Reichen Batulappa und Enrekang und betraten nun das letztere,
indem wir, zunächst wieder einem Bachbett folgend, nach
nicht langer Zeit in eine von Bergzügen umschlossene, reich bebaute
Ebene und nach Durchschreitung derselben beim Dorfe
Membura an einen lebhaft fließenden, breiten Strom, den Sadang,
gelangten. Nicht weit südlich von dieser Stelle vereinigt Sich mit
dem Sadang der Fluß Kalupini, und da, wo sie zusammenströmen,
liegt der Ort E n r e k a n g . Nach einer Peilung beläuft
sich die Breite des gegenwärtig in der Trockenzeit nur etwa zur
Hälfte mit Wasser bedeckten Strombettes auf ca. 200 m. Wir
ließen uns sofort mit den zur Stelle liegenden, langen und schmalen
Einbäumen übersetzen und schlugen am jenseitigen Ufer innerhalb
des Baumgartens eines stark bevölkerten Kultürfleckes unsere
Hütte auf. Wie im Kulturlande zu erwarten, boten uns hier
Flora und Fauna wenig neues; doch gewannen wir zwei schöne
Schopffalken (Baza celebensis Schl.) für unsere Sammlung. Die
Meereshöhe beträgt hier etwa 50 m. Wir haben also jetzt die
Westkette des Südarmes überschritten und befinden uns, wenig
über Meereshöhe, in einer Niederung, welche vom Sadang durch-
Strömt wird.
Es wurde uns jetzt mitgeteilt, der König von Enrekang befinde
sich nicht zur Stelle, sondern er halte sich gegenwärtig in
Teteädji am See von Sidenreng auf. Die Königin freilich sei
hier, aber sie sei verrückt; indessen werde sie von einem Statthalter
des Königs vertreten. Zu diesem schickten wir somit gleich
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nach unserer Ankunft den Djurutülis, um über unsere Weiterreise
nach dem See zu verhandeln. Es dauerte nicht lange, so kam
die Antwort, der Statthalter habe vom König selbst Kunde von
unserer Ankunft bekommen und den Befehl erhalten, uns durch
das Reich ungehindert ziehen zu lassen; wir dürften uns im Lande
aufhalten, wo wir nur wollten; es sei uns aber nicht gestattet,
den Ort Enrekang selbst zu betreten, denn die Königin könne
keine weißen Gesichter sehen; auch werde er uns keine Führer
nach dem See hin liefern. Wir forderten deshalb unsere Begleiter
aus Bungi auf, uns von hier nach dem See zu bringen; doch
diese weigerten sich gleichfalls. So beschlossen wir, zunächst in
ungefähr nördlicher Richtung nach Duri weiterzuziehen, von welchem
Ort uns gesagt worden war, er gehöre nicht mehr zum Reiche von
Enrekang, vielmehr stehe der Fürst von Duri unter direkter Botmäßigkeit
des Königs von Sidenreng, von dessen wohlwollender
Gesinnung gegen die Europäer man auch in Makassar überzeugt war.
Befanden wir uns also nach Durchziehung des verdächtigen Enrekang
auf dem Boden von Sidenreng, so konnte sich unserer Unternehmung
doch offenbar kein Hindernis mehr entgegenstellen. An
jenem Ort erwarteten wir auch die Reispferde vorzufinden, welche
wir von Parepäre aus dorthin gesandt hatten.
Wunderlich ist der Umstand, daß hierzulande die Leute
einzelne Guldenstücke nicht gern annehmen mögen, sondern von
Silbergeld blos Taler; ihre gewöhnliche Scheidemünze besteht in
Kupfermünzen mit dem Bild eines Hahnes (duwit ajam).
8. Au gu s t . Wir wurden außerhalb des in Fruchtbäumen
völlig versteckten Ortes Enrökang vorbeigeführt und überschritten
zunächst die von Bergen malerisch umgebene Kulturebene des
Ortes, auf welcher sich Reis- und Maisfelder ausbreiteten. Dann
wandte sich der Weg nordwärts einem Längstal entlang, das
durch einen niederen Rücken vom Sadang-Tal getrennt war und
dann an der östlichen Bergwand hinauf. Mehrmals kamen wir an
bebauten Plätzen vorüber, welche sorgfältig mit Trockenmauern
umfriedet erschienen. Wo sich Reis, angepflanzt fand, war der