wesen wäre, denn es stand uns noch eine lange Reise bevor, auf
der wir unsere Tausch waren nötig hatten — wie wir wenigstens
vermeinten, denn es sollte zunächst anders kommen. Wir handelten
auch von den Baststoffen und Schmucksachen ein, die sie
uns reichlich zutrugen; doch gaben sie nicht alle Gegenstände
gleich gerne her. Ein Mädchen trug einen Halsschmuck aus
weißen Muschelscheiben; als wir diesen ihr abtauschen wollten,
da zögerte sie verlegen, das schön rot und blau gefärbte Tuch
anzunehmen, das wir ihr boten, und sagte: „Das Halsband ist ein
Wertstück, ich muß erst die Mutter fragen.“ Sie lief hin, holte
sich die Erlaubnis und vertauschte uns sodann ihren Halsschmuck.
Einige Frauen hatten sich Punkte und Striche eines schwarzen,
wohlriechenden Harzes auf’s Gesicht gemalt, was wie Tätowierung
aussah; wir fanden diesen Gebrauch von „Schönheitspflastern“
später tiefer im Innern von Central-Celebes noch allgemeiner vor.
Ausnahmsweise sahen wir auch Frauen, welche die Unterarme mit
soliden messingenen Armringen in ganzen Suiten beladen hatten,
was ein bedeutendes Gewicht darstellt; wir sahen eine alte Frau
damit wie gepanzert; es mache ihr aber gar keine Beschwerde,
sagte sie. Diese Messingringe haben einen namhaften Wert für
die Leute.
Eine alte Frau fiel uns durch groben, fast an Australier erinnernden
Typus auf, wodurch sie sich von den anderen sehr abhob; ihre
Arme waren mit blauen Mustern tätowiert, was wir bei den Einwohnern
von Kulawi nie gesehen haben. Als wir sie zum Photographieren
riefen, lief sie eilig weg und kam nicht wieder, so scheu
war sie. Es sei eine Sklavin hieß es und sie stamme aus Pada, einer
noch unerforschten centralcelebensischen Landschaft, nicht zu verwechseln
mit Bada, wohin unsere jetzige Reise führte. Dies war
nicht das erste Mal, wo es uns auffiel, daß unter den Sklaven,
welche die Toradjas des Innern sowohl, als die Bugis der Küste
sich in Menge halten, Individuen von niedrigerem Typus sich
befinden, als er durch ihre Besitzer repräsentiert wird, ein Umstand,
welcher uns auf die noch selbständige Existenz kleingewachsener
Primärstämme an entlegenen Orten der Insel schließen ließ.
Eine besondere Schwierigkeit, sich mit den Leuten zu verständigen,
bereitet der Umstand, daß in Central-Celebes die Sprache
von Distrikt zu Distrikt sich verändert, wenn sie auch vollkommen
im malayisch-polynesischen Sprachkreise bleibt; am auffallendsten
ändert sich das Wort für „nein“ , das geradezu zum Stammesabzeichen
wird, und nach welchem dieToradjastämme ihre Sprachen
gegenseitig benennen. So sagt man für nein, das im eigentlichen
malayischen tida lautet, in Palu ledo, im nahen Sigi idja, in Pa-
kuli ado und hier in Kulawi moma. Dagegen gilt die Ledo-
Sprache vom unteren Palutal weithin in Central-Celebes als Lingua
franca zugunsten des Handelsverkehrs mit der Küste.
Des Abends kam unser alter Madika Tomelatoinda zu Besuch,
dem wir hatten berichten lassen, daß wir morgen nach dem Lindu-
See aufbrechen wollten. Er trug eine aus viereckigen bunten
Stücken zusammengesetzte Jacke, was ihm das Aussehen eines
Clowns gab, wovon er sich freilich durch seine Waffen unterschied;
eine große Bronzeglocke hatte er hinten umgehängt. Er war
schlechter Laune; die Linduer, sagte er, hätten beschlossen, keinen
Europäer mehr in ihr Land zu lassen, da sie von den Missionaren
beim Fürsten von Sigi wegen Diebstahls verklagt und von diesem
schwer bestraft worden seien. Unseren Gegenvorstellungen gab
er kein Gehör; plötzlich stand er auf, und mit den Worten: „es
wird übermorgen gereist“ lief er weg.
19. Ju l i . Es kam die Nachricht, daß von unseren achtzig
Tawaeliträgern über fünfzig desertiert seien, und zwar zurück nach
Palu, ohne die ihnen zugesagte Bezahlung in Empfang zu nehmen.
Nun wurde uns klar, daß der Fürst von Tawaeli, welcher selber,
wie schon gesagt, schon von Tuwa aus zurückgekehrt war, unsere
Weiterreise vereiteln wollte; wir sahen uns vor die Aufgabe gestellt,
hier in Kulawi neue Träger anzuwerben.
Der Madika kam wieder in’s Zelt und wollte eines unserer
Repetiergewehre zum Geschenk haben. Wir sagten es ihm zu,
sobald unsere Reise nach Bada glücklich abgelaufen sein werde,
von wo wir es ihm durch einen seiner Leute, die uns begleiten
sollten, schicken würden. Er antwortete, er werde uns wahrschein