verlassenen Städten im Niederland von Ceylon errichtet sieht.
Ob die Hohlkehle noch Zeuge der pleistocänen Abrasionswelle
ist, oder ob sie durch große Süß Wasserüberschwemmungen gebildet
wurde, vermochten wir nicht zu entscheiden.
Der Boden der Hohlkehle des Bulu Selimbo ist mit einer
vollkommen glasartigen Patina überzogen, wie von einer Schmelzkruste,
die so glatt ist, daß man nicht darauf gehen kann; nur
sitzlings kann man darauf herumrutschen. Wir nahmen wahr,
daß es Menschenfellpolitur ist, entstanden durch die Haut der
halbnackten Büffelhüter, welche wohl schon seit längster Vergangenheit
in der Hohlkehle des Bulu Selimbo vor der Sonne
Schutz suchen.
Solche Studien, an sich höchst anziehend, waren nicht beschwerdelos;
denn auf der Ebene brannte eine gewaltige Sonne,
welche das Hin- und Herkreuzen zwischen den einzelnen Felsmassen
und ihre nähere Untersuchung erschwerte.
Doch genug für jetzt von Erosion und Abrasion; denn schon
wird der ungeduldig gewordene Leser ausrufen: Was gehen mich
die Kalkfelsen von Maros an!
Dennoch wollen wir noch den im Hintergrund der Schlucht
von Bantimurung herabschäumenden Wasserfall besuchen. Ein
glatter Pfad führt dahin, wo das Wasser über Sinterlagen schräg
herabschäumt; der Fall besteht aus Schaumschleiern, welche
soffittenartig übereinander wegfallen. Die feuchten Felsblöcke
sind von zarten Selaginellen und Adianthen umfiedert, zwischen
denen eine kleine rotblühende Begonie ihre seidenglänzenden
Blätter ausbreitet. Allenthalben in den dunkelsten Winkeln der
Grotten und Felsblöcke bildet das Leuchtmoos einen überaus
lieblichen und überraschenden Anblick; von einer gewissen Entfernung
aus betrachtet glänzt es wie ein goldgrün schillernder
Schmetterlingsflügel, so daß man sich einbilden könnte, es seien
hier selbstleuchtende Smaragde dem Felsen nesterartig aufgewachsen,
oder man sehe durch eine enge Öffnung in ein goldgrün
erleuchtetes Gewölbe hinab; aber der Schein verblaßt um so mehr,
je näher man hinzutritt, und nimmt man das Pflänzlein in die
Hand, so sieht es armselig grauweiß aus, nicht verwunderlich für
den, welcher mit dem feineren Bau dieses Muscineen-Vorkeimes
vertraut is t, es handelt sich um eine analoge Erscheinung wie
das Aufleuchten des Katzenauges in der Dunkelheit.
Im Grunde des Felsentrichters erhebt sich ein schön ausgegliederter
Feigenbaum. Prächtig gefärbte, große Schmetterlinge
wiegen sich in Schaaren über dem Wasser.
Die Meereshöhe des Falles beträgt ca. 30 m, entspricht also
der der Abrasionstische von Leangleang.
Als wir abends ein erfrischendes Bad in den Wellen des
Wasserfalles nahmen, glitt der eine von uns aus und schlug mit
dem Kopf auf die scharfkantigen Kalkfelsen, so daß es zu dem
weißen Schaumhintergrunde nicht an roter Farbe fehlte.
Tags darauf kehrten wir nach Makassar zurück.
Leangleang und Tamangüra.
Am 29. Mai 1902 setzten wir uns in Maros zu Pferde, um
die Abrasionstische von Leanglöang einer erneuten Untersuchung
und photographischen Aufnahme zu unterwerfen. Auch für diese
kleine Exkursion schien es geraten, einige von unseren Leuten
zu bewaffnen; denn schon die nächste Umgebung von Maros gilt
für unsicher. So sahen wir, als wir Maros eben verlassen hatten,
einen Menschen regungslos am Boden liegen, dessen Begleiter
mitteilte, er sei gestochen worden; er müsse ihn in’s Fort zum
Militärarzt schaffen. Auch in Kuri haben sie unlängst gemordet,
einen Mann und zwei Frauen; man schont hier die Krokodile
mehr als die Menschen.
Nahe beim Orte Leangleang breitet sich mit schönem Blicke
auf den Maros-Pik eine mit Reisfeldern bedeckte Fläche aus,
welche von Kalkfelsmassen umgeben ist; auf dieser stehen die
Abrasionstische und Abrasionsobelisken, welche wir zuerst 1895
bei Gelegenheit unserer Ersteigung des Piks von Maros entdeckt
hatten. Sie bilden, wie schon beschrieben (Seite 220), ein außerordentlich
groteskes Landschaftsbild: es scheinen riesige Pilze aus
Stein auf den Reisfeldern zu stehen. Auch kommt es vor, daß
S a r a s i n , C e leb e s . II.