eingesägt, in eine enge Schlucht sich verwandelnd; so fiel, ja fällt
der Seespiegel fortwährend.
Wir wandten jetzt der Fauna des Sees unsere Aufmerksamkeit
zu. Da fiel uns zunächst ein großer, grüner Süßwasserschwamm
in die Hände, welcher im Wasser schwimmendes Holz
in dicken, unförmlichen Krusten überzog, ein äußerst zartes und
zerbrechliches Wesen. Sodann sammelten wir die Wassermollusken,
Muscheln und Schnecken, begegneten aber zu unserer Überraschung
ungefähr derselben Fauna, wie sie alle Flüsse und Flachseen von
Celebes bewohnt, mit alleiniger Ausnahme der drei großen und
tiefen Seen des östlichen Central-Celebes, wo wir, wie schon berichtet,
die so höchst eigenartige, geologisch altertümliche Schneckenfauna
angetroffen hatten.
Große Süßwassermuscheln, Unioniden, fehlen auch hier, wie
überall auf der Insel.
Der Lindu-See ist also, seiner Molluskenfauna nach zu urteilen,
ein geologisch verhältnismäßig recentes Gebilde, entstanden
durch die Absenkung eines Gebirgsteiles zur Pleistocänzeit.
Von Fischen fängt man hier viele schön große und trefflich
schmeckende „Schlangenköpfe“ , Ophiocephalus, indem man sie
meist mit der Hand unter dem überhängenden Ufer hervorholt,
sogar in so großer Anzahl, daß man sie, an der Sonne getrocknet,
als „Stockfisch“ nach Kulawi und anderen Gebirgsorten verhandelt.
Von Krebsen und Garneelen fanden wir nur unscheinbare
Arten. Auch fehlen Krokodile im See. Enten, Kormorane,
Ibisse, Möven, Steißfüße, Rallen, Purpurhühner, weißhalsige Störche,
Reiher, Schlangenhälse, Seeadler und anderes Wassergeflügel beleben
seine Oberfläche. Schwärme von weißen Seeschwalben,
Hydrochelidon hybrida (Pall.), herbergen gerne unter den Lotosblättern
längs dem Ufer; haben sich viele versammelt, so sieht
es von weitem aus wie Brandungsschaum, blendendweiß in der
Sonne; fliegt das Volk auf, so gleicht es einem Schneegestöber.
Von Säugetieren kommen hier in der Umgegend u. a. Anoa und
Babirusa vor.
Wir wünschten nun den Ausfluß des Sees aufzusuchen und
fuhren deshalb direkt nach dem Nordende. Erst nach längerem
Umherirren in den flußartigen Ausbuchtungen des nördlichen Ufers
gelangten wir in der Nordost-Ecke des Sees, wo er sich mit einem
Male trichterförmig verengt, in den Ausfluß mit Namen Rawa;
er bildet gerade beim Verlassen des Beckens eine kleine Schnelle
Fig. Der Lindu-See von Südwesten aus; im Hintergrund der Ngilalaki,
rechts die Häuser von Langko.
und verschwindet dann in einer finsteren Waldschlucht. Weiter
unten verbindet er sich mit der bei Pakuli in’s Palutal mündenden
Gumbasa.
Auf dieser lange dauernden, durch heftige Sonnenbestrahlung
lästigen Fahrt in Längsrichtung über den See haben wir mehrere
Lotungen Vorgenommen, wobei wir als größte Tiefe auf dieser
Linie 67 m fanden. Gerade vor Sonnenuntergang trafen wir wieder
bei unserer Jagdhütte ein.
S a r a s i n , C e le b e s . I I . 4