des Piks von Maros erkannten wir gleichfalls. Bei klarem Wetter
muß die Aussicht hier oben ebenso schön, als lehrreich sein; bei
den nur spärlich uns gegönnten Ausblicken mußten wir viel
Kombination zu Hilfe nehmen, um die Lage und die Natur des
Gebirges zu verstehen.
Das Tierleben schien hier oben fast ganz zu fehlen; ja, wir
fanden nur einen kleinen, zierlichen Frosch, Sphenophryne cele-
bensis F. Müll., orangebraun gefärbt, auf dem Rücken braun
marmoriert, mit gelbem Bauch und grünen Augen. Weiter unten
im Walde wurde der seltene, auf dem Kopf wie mit Schuppen
bekleidete Brillenvogel, Zosterops squamiceps (Hart.), erlegt.
Sonst fiel uns auch hier die Menge von Fliegen auf, welche jeden
isolierten Berggipfel in den Tropen zum Verweilplatz wählen.
Die Höhe des Gipfels bestimmten wir zu 2005 m.
Dann verließen wir diesen erhabenen Naturaltar, diesen göttlichen
Thron in den Augen der Eingeborenen. So stellen alle
isolierten Bergspitzen hierzulande die heilige Wohnung eines
Berggottes dar, des jeweiligen Nationalgottes der umwohnenden
Menschen, so der Pik von Maros, der Wawokaräeng-Gipfel des Piks
von Bantäeng, so unser Bowonglangi; jede Menschengenossenschaft
hat hier ihren Olymp, ihren Sinai, ihren Brocken, ihren
Adamspik. Der Bowonglangi aber ist ein wahrer Wolkensammler,
der Olymp der Gegend, sein Dämon der Zeus Nephelegeretes;
fast immer ist er in Wolken, auch wenn alle anderen Gipfel frei
sind; es ist nicht zu verwundern, daß der Eingeborene glaubt,
da oben wohne der Herr der Gewitter und Erdbeben, aber auch
der Fruchtbarkeit und des Segens, weshalb er sein Gebet richtet
zu ihm, „von welchem ihm Hilfe kommt“ ; denn hier besteht
noch ein letzter Schimmer aus der Zeit, als die Welt noch jung
war und der Gott sichtbar, in erreichbarer Nähe über seinem
Volke thronte, dessen flehende Stimme vernahm und den süßen
Geruch der Opfer atmete.
Bei unserer Hütte angekommen, hatten wir Gelegenheit, mit
den Landbewohnern in Verkehr zu treten; die Leute, welche uns
nach dem Gipfel begleitet hatten, überbrachten Geschenke, so
Kartoffeln, goldgelbe Gurken, Bataten, Kohlköpfe, Eier; einer
auch würzigen Waldhonig. Da wir keine Geschenksachen mit
uns hatten, gaben wir dem Dorfhaupte etwas Geld, es unter die
Leute zu verteilen; sie wollten es aber nicht annehmen, bis wir
ihnen versicherten, es sei dies keine Bezahlung, sondern ein
Gegengeschenk in Ermangelung von anderen Dingen.
Einige dieser Leute schienen uns von anthropologisch niedrigem
Typus zu sein, von den Buginesen sich unterscheidend; die
Nasenwurzel erschien sehr tief, bei großer Breite der Flügel. Sie
halten sich auch für etwas Besonderes. Viele tragen Kürbisschalen
mit Rotangbindung als Kopfbedeckung.
25. Ap r i l . Der heutige Tag wurde zu kleinen Exkursionen
in die Umgegend und zum Konservieren der bei der gestrigen
Besteigung eingebrachten Sammlungsgegenstände verwendet. Von
den umliegenden Rollblöcken wurden Steinproben gesammelt;
unter diesen fiel besonders ein Leucitgestein durch seine lebhafte
Färbung und ungewohnte Konstitution auf, das südlichste Glied
jener Leucitlaven bildend, deren Ergüsse wir an mehreren Stellen
des Westküstengebirges bis in die nördliche Halbinsel hinein
haben nachweisen können.
Umliegende Berggipfel suchten wir durch Peilungen festzulegen;
in Westnordwest trat ein schroffer Rücken mit einzelner
höchster Spitze hervor, vielleicht von 1800 m Höhe, der Berg
Kumenja. Es war uns aber unmöglich, über das Gewirr der
Kämme und Gipfel Klarheit zu gewinnen, um so mehr, als, wie
schon bemerkt, die genaue Lage der Ausgangspunkte für das
Peilnetz noch nicht bekannt ist. Nur soviel: Ein tiefes Tal trennt
den Kumenja vom Bowonglangi; nördlich vom Kumenja erhebt
sich der Tinämbu als ein rauhzackiger Rücken, in südlicher
Richtung tritt eine Spitze vor, der Malenteng. Unsere Karte
gibt nur unsere Vermutung über das Streichen dieser Gebirgs-
kämme wieder.
Der freie Ausblick auf die östliche Kette der Halbinsel erlaubte
eine Schätzung der Höhe ihrer höchsten Erhebungen