sehr schmutzig gehaltenen, weißen Sarong, womit sie ihren Körper
in der Regel ganz zudeckten. Die Leute schienen von gutartigem
Charakter zu sein; viele legten einen fröhlichen Gesichtsausdruck
an den Tag, einige grüßten freundlich. Mehrmals begegneten
uns alte Frauen mit ergrautem Haar, welche noch rüstig ihre
Last trugen. Viele gingen unbewaffnet; einige Männer, welche
die Frauen begleiteten, trugen Lanzen; Gewehre haben wir keine
bemerkt.
Zwei Sklaven wurden auf einem Seitenweg im Bogen um uns
herumgeführt, eine Frau in mittleren Jahren und ein Junge, beide
vermittelst Kette und Halsringen in oben geschilderter Weise
aneinander gefesselt. Als der Junge, uns erblickend, etwas anhielt
und die Kette sich spannte, wandte das Weib mit einem
leidenden Blick sich nach ihm um, worauf sie rasch vorüberzogen.
So ging hier neben den fröhlich lachenden Menschen das Leiden
seinen dunkeln Gang.
Nach einer starken Stunde Wanderns gelangten wir nach der
größeren Ortschaft Kalosi. Wir betraten den ebenen Hauptplatz
des Dorfes, wo sich allmälig die Bewohner um uns versammelten,
und fragten nach dem Radja des Ortes, dem Prinzen von Siden-
reng. Man antwortete, er sei soeben nach einer seiner Besitzungen
im Gebirge verzogen; auch bemerkten wir in der Tat, wie eine
bunt gekleidete Frau aus dem Dorfe wegritt, von der es hieß, das
sei die Königin.
E s war dies bereits der vierte von den Königen, welche sich
weggedrückt hatten oder sich doch nicht zur Stelle befanden;
der von Sidenreng war gegen Tanette hin verreist; der von En-
rekang befand sich in Teteädji, der von Duri „irgendwo hinter
den Bergen“ , und der von Kalosi verzog sich in’s Gebirge. Von
diesem letzteren aber war uns gesagt worden, er habe von
unserem Durchmarsch durch den König von Sidenreng Mitteilung
erhalten.
Während dieser Verhandlungen wurden auf dem freien Platze
vor dem Hause des Radja zwei aus Bambus gefertigte, hohe Sitzbänke
aufgestellt, und wir wurden eingeladen, auf der einen Bank
Platz zu nehmen. Uns gegenüber setzte sich ein junger Mann
hin, der sich als Prinzen, anak radja, ausgab. Neben ihm nahmen
noch andere Platz; auch kletterte ein äußerst elend aussehendes
Individuum hinauf, erdfahl von Aussehen und ganz von Schmutz
überzogen; die verzerrte Miene deutete auf schwere Krankheit.
Als wir nach dieser Kreatur uns erkundigten, hieß e s , das sei
auch ein Prinz, aber er sei krank. Auf unsere Frage, was ihm
fehle, gab man in gleichgültigem Ton zur Antwort: „er hat’s vom
Opium“ . Als wir fragten, ob wir hier unsere Hütte aufschlagen
dürften, wurde uns der Bescheid, unten am Fluß, außerhalb
vom Dorfe, wo regelmäßig der Markt abgehalten werde, sei ein
guter Platz.
Da sich der durch die Leute uns bereitete Empfang gut
anließ, trugen wir unsere Klagen über den Radja von Sosso
vor, der uns unsere .Vorräte geraubt habe. Der Prinz ent-
gegnete, er wolle selber hin nach Sosso, um den Mann zur Rede
zu stellen; unterdessen möchten wir unsere Hütte aufschlagen.
So ließen wir uns durch das Dorf hinab auf einen ausgedehnten
Rasenplatz unten am Fluß geleiten und errichteten hier mit Hilfe
unseres Segeltuches ein vorläufiges Schattendach, da es zum Bau
der Hütte am nötigen Bambus fehlte.
Nach einiger Zeit traf Abdul Kader, welcher zurückgeblieben
war, ein, begleitet von einem Abgesandten des Königs von En-
rökang. Dieser brachte die Botschaft, der König sei in seinem
Hauptort eingetroffen und habe sogleich nach Sosso den Befehl
geschickt, unseren Reis nicht hinauszulassen; er verlange ferner,
daß wir wieder nach der Küste zurückgehen sollten. Wir erklärten,
der Enr£kang habe hier überhaupt nichts zu befehlen, da wir uns
ja auf dem Boden von Sidenreng befänden, und wir beauftragten
ferner den Gesandten, dem Sosso mitzuteilen, daß, wenn bis zum
Abend die Pferde nicht hier zur Stelle seien, wir in Makassar dem
Großherrn Anzeige machen würden, worauf er das letzte Mal
König gewesen sei.
Abdul Kader, der seine braune Gesichtsfarbe in’s Aschfarbene
verändert hatte, da es ihm schon in Bungi hart genug an’s Leben