angabe ist natürlich dringend geboten. Im übrigen waren wir auf
unseren Reisen, die oft Tage und Tage lang durch Urwald führten,
vornehmlich auf Aufschlüsse an Flußeinschnitten und vielfach auf
Geschiebe angewiesen.
Anthropologie und Ethnographie.
Die anthropologisch richtig orientierten photographischen
Aufnahmen haben uns im Inneren oft große Schwierigkeiten gemacht.
Die Furcht vor dem Apparat war oft grenzenlos, zumal
sich häufig eine Vorstellung, daß die Seele mitgenommen werden
könnte, damit verbindet. Gruppenbilder gelingen viel leichter als
Einzelaufnahmen, da jeder dem anderen Mut macht.
In Bada z. B. konnten wir wohl Gruppen aufnehmen, aber
niemand ließ sich bewegen, auf die Kiste mit dem Kopfbügel
sich hinzusetzen. A n anderen Orten gelang dies, namentlich wenn
eine fürstliche Person es befahl oder wenn es sich um Sklaven
handelte.
Wir haben es dann immer so gemacht, daß zuerst einer von
uns sich hinsetzte und orientiert wurde. Hierauf ließen wir die
Leute unter dem schwarzen Tuch in den Kasten gucken, und
wenn es ihnen dann gelang, nach einiger Zeit das Bild zu erkennen,
was nie möglich war, ohne daß man mit den Armen Bewegungen
machte, wurde das Erstaunen und bald auch die Heiterkeit
groß. Waren wir dann soweit, so hatten wir gewonnenes
Spie l; aber die Arbeit war nie eine leichte, da immer ein großer
Zuschauerkreis vorhanden war und sich in irgend einer Weise,
sei es auch nur durch Geschrei, mitbetätigen wollte.
Die Hautfarbe nahmen wir teils mit der Broca’schen Tabelle,
teils mit unserer eigenen, im Weddawerk sich befindlichen auf.
Für die Messungen bedienten wir uns der Martin’schen Instrumente.
Da dies aber noch weit mehr Furcht erregte als das
Photographieren, so beschränkten wir uns neben der Messung der
Körpergröße auf einige wenige Kopfmaße.
Schädel und Skelette haben wir nicht sammeln können, da
wir sonst in zu große Fährlichkeiten gekommen wären.
Ethnographisch zu sammeln, hat auch seine Schwierigkeiten,
und sehr oft ist gerade das, was man am liebsten hätte, nicht
zu bekommen. Kleider, Schmucksachen, Hausrat, Ackerbaugeräte
u. dergl. geben die Leute meist ohne weiteres gegen Geld
oder Tauschwaaren her; auch die Lanzen und die Schilde sind
unschwer zu erhalten, gute alte Schwerter dagegen nur mit großen
Schwierigkeiten, meist gar nicht, weil es sehr oft heilig gehaltene
Erbstücke sind oder weil eben allerlei dem Träger teure Erinnerungen
sich daran knüpfen. Auch sind die Preise der Schwerter
hoch, zuweilen, wenn überhaupt feil, in Hunderte von Gulden
gehend, so daß wir auf manches schöne Stück verzichten mußten.
Photographie.
Alle unsere Aufnahmen -7 über 600 — wurden mit einer
Stativkammer, Format i 6 1/a : 12, aufgenommen. Zur Verwendung
kamen ausschließlich Trockenplatten, die uns alle paar Monate
frisch von Europa zugesandt wurden. Das Gewicht der Glasplatten
ist freilich bei Reisen unangenehm; aber, da es sich bei
den Aufnahmen im Inneren um unersetzliche Dinge handelt, so
zogen wir dieses Übel der durch Films in feuchten Gegenden
gegebenen Unsicherheit vor.
Entwickelt wurde unterwegs nicht, sondern erst nach der
Rückkehr. Trotzdem ist uns keine einzige Platte durch Feuchtigkeit
zugrunde gegangen. Die aufgenommenen Packete wurden
sorgfältig in Stanniol gewickelt und dann in Blechkisten untergebracht.
Dieser doppelte Schutz hat jeden Schimmel femge-
halten.
Das Wechseln der Platten geschah nachts nach Auslöschen
sämtlicher Lichter. Bei hellem Mondschein wurden Tücher vor
die Hütte gehängt. Überdies geschah diese Prozedur auf dem
Grunde einer zu dem Zwecke leergemachten Kiste, so daß die
Platten stets im Schatten blieben. Eine rote Lampe brauchten
wir nicht; man gewöhnt sich rasch an die Manipulation im
Finstern.