mittelst des Horizontalglases; iooo m dürfte die höchste nicht
übersteigen.
Abends berichtete der Mandur, es komme ihm verdächtig
vor, daß alle Leute aus der Umgegend verschwunden seien, auch
das Häuptlingshaus hätten sie ganz verlassen; er befürchte, wir
könnten über Nacht beunruhigt werden, da die Einwohner als
räuberisch gefürchtet seien. Deshalb wurden die Wachen verstärkt
, und wir legten uns in den Kleidern zur Ruhe. Da man
jedoch auf jedes verdächtige Geräusch erregt spähte, hatten wir
eine schlaflose Nacht, noch ferner dadurch beschwerlich, daß ein
starker, kalter Wind in’s offene Zelt hineinblies; deshalb begrüßten
wir das Herankommen der Dämmerung.
26. Ap r i l . Zurück nach Bontorio, und zwar auf einem
anderen Weg, als den wir gekommen, steil hinab in das Tal,
welches den Bowonglangi vom Kumenja trennt und in welchem
ein Dorf, Oröe mit Namen, in einem Wald von Zuckerpalmen
verborgen liegt, in ca. 700 m Meereshöhe. Die Bewohner sieden
hier Palmzucker in größerem Maßstab, während das unferne
Bontorio vornehmlich Reis baut. Dieses Oroe-Tal ist dasselbe,
welches wir weiter oben, nördlich, bei unserer Herreise nach
Bontorio zu durchschreiten gehabt hatten, und wo unsere Kolonne
stecken geblieben war.
Brugman war recht erfreut über unsere Rückkehr, denn er
fürchtete Feindseligkeiten von seiten des Radja von Bontorio,
den er während der ganzen Zeit nicht zu sehen bekommen hatte,
obschon er als Vertreter des Gouvernement es und mit einer
Empfehlung des Königs von Bone ausgerüstet, wiederholt Botschaft
geschickt hatte, daß der Radja sich bei ihm einfinden
solle; aber es sei von jenem nur die Antwort gekommen, er habe
keinen Befehl erhalten vom Arumpöne (für Arung = Fürst von
Bone). Brugman erzählte uns auch, daß jenes Tags, als er zurückgeblieben
sei und wir, schon in der Nähe von Bontorio,
wieder Kehrt gemacht hätten, um ihn zu holen, man sich im
Orte höchlich gefreut, ja des Abends ein Fest gefeiert habe, in
der Meinung, wir hätten aus Furcht den Rückzug angetreten.
27. Ap r i l . Wir blieben heute im Biwak von Bontorio.
Unser ursprüngliches Vorhaben war gewesen, von hier aus zuerst
die Toäla aufzusuchen und sodann nach der Ostküste uns zu
wenden, um bei einer Überschreitung der Ostkette die Natur
auch dieses Gebirgszuges kennen zu lernen, woran uns sehr viel
gelegen war; aber leider mußte der letztere Plan aufgegeben
werden; denn es traf ein Brief ein vom König von Bone an den
Gouverneur, welchen dieser uns nachschickte mit dem Rate,
daraufhin umzukehren und für eine Reise nach der Ostküste
günstigere Zeiten abzuwarten. Der Brief des Arumpone aber
lautete, nach Weglassung der gewöhnlichen Eingangsphrasen,
folgendermaßen: „Ferner teile ich Euer Hoch Edel Gestrengen
höflich mit, daß ich den in Ihrem Brief zum Empfang der Herren
bestimmten Tag nicht außer acht lassen werde; aber ich muß
Euer Hoch Edel Gestrengen noch mitteilen, daß es Sie nicht verwundern
soll, wenn an dem von Ihnen bestimmten Tag kein
Mitglied des Hadat (Hofes) zur Stelle sein wird, um die Herren
S. zu empfangen; denn der Pungawa (das Haupt des Kriegswesens)
ist krank, er leidet an Blutharnen, während die anderen
mir erklärt haben, daß es ihnen nicht möglich ist, ihre Leute auf
die Beine zu bringen wegen der zur Zeit herrschenden Seuche
(der Cholera). In der Tat muß man die Dörfer suchen, wo die
Seuche nicht wütet; .aus Furcht vor ihr wollen die Leute lieber
Buße zahlen, als ihr Haus verlassen. Die Seuche gibt den Betroffenen
nicht eine Stunde frei; wen sie ergriffen hat, der stirbt;
sie herrscht über ganz Bone hin; sogar an dem Hause, welches
ich gegenwärtig baue, wird nicht mehr gearbeitet, weil dem kleinen
Mann davor bange ist, auch nur für einen Teil des Tages Frau
und Kinder zu verlassen. Ich habe darum die Arbeit an meinem
Hause eingestellt, weil ich über die Furcht der Leute nicht Herr
werden kann. Ich kann nicht anders, als den Leuten Recht geben,
wenn ich sehe und höre, wie die Menschen hier dahinsterben;
und ich merke noch an, daß die Fürsten ebenso in Schrecken
sind, wie der kleine Mann. Darum bringe ich dies zur Kenntnis
von Euer Hoch Edel Gestrengen.