Höhe zu schätzen. Später sind wir von dieser hohen Schätzung
wieder etwas zurückgekommen; denn wir machten die Erfahrung,
daß, wenn man die Gipfel von Bergen aus Wolken hervorragen
sieht, sie höher scheinen, als sie wirklich sind. Immerhin bestätigte
uns der Prinz von Masamba, daß dies der höchste Berg
von Celebes sei, er gelte für heilig und werde oft bestiegen;
Wege führten hinauf sowohl von Masamba, als vom Posso-See;
die Spitze sei mit Gras bewachsen; für eine Besteigung würden
wir, nach unserer Art zu reisen, von Masamba aus zehn Tage
nötig haben. Wir vermuten, daß dieses Koröuwe-Massiv der
Brennpunkt für die eigenartige Flora und Fauna sei, deren Ausstrahlungen
wir hier auf unseren Bergkämmen, Poanäa und Ta-
källa, gefunden; eine Besteigung würde wissenschaftlichen Gewinn
nach jeder Richtung abwerfen, und wenn in der Tat der Gipfel
waldfrei sein sollte, so könnte ein wertvoller Einblick in die
Tektonik eines großen Teils von Central-Celebes erhalten werden.
Weiter kommen wir wieder an einem Opferplätzchen vorüber,
wo drei aufrechte Steine stehen, dann steil abwärts, bis wir in
800 m Höhe die Hütten errichten.
25. S ep t emb e r . Regen die ganze Nacht und noch früh
beim Abmarsch ; der Weg führt steil hinab an den Fuß des Gebirges
nach der Ebene von Luwu, zunächst nach dem großen
Kulturbezirk Masamba. In einem Flußtale kommt uns der
Schwiegersohn des Tomakaka von Masamba mit Begleitern zur
Begrüßung entgegen. Wir kommen an den starken Fluß Baliäse,
den wir durchwaten und klettern darauf vorsichtig längs seiner
jäh abstürzenden linken Uferhalde, bis wir zu einigen Plantagen
gelangen, Saluseba mit Namen, wo eine Rotangbrücke über den
Fluß führt. Meereshöhe ca. 250 m, Lage 2° 25' S. B. In einer
der Anpflanzungen, wo der Reis schon geschnitten ist, schlagen
wir die Hütten auf. Der Häuptling des Ortes kam freundlich
uns entgegen und verehrte uns zum Empfang zwei Stengel Zuckerrohr,
die er uns schälte und zurichtete.
Hier sagen die Leute für „nein“ täe. Anthropologisch weisen
sie zwei verschiedene Typen auf, einerseits den buginesischen,
andererseits einen niedrigeren mit tiefer Nasenwurzel und, wie
es scheint, geringer Intelligenz. Darüber befragt, antwortete der
Schwiegersohn des Tomakaka von Masamba: „Wir Bewohner von
Luwu sind von zweierlei Herkunft; die einen kommen von der
Küste, die anderen vom Lande, und diese beiden Menschensorten
sind verschieden.“ Die bunten Kleidertrachten von Central-Celebes
sind verschwunden, die häßlich farblose Bekleidung der Küstenbewohner
tritt auf, die Frauen gehen wie in’ grauen Säcken.
Das Gesicht betupfen sie hier nicht mehr mit dem schwarzen
Harze, weshalb es auch der Prinz von Masamba, der sich sehr
wohl den jeweiligen Sitten anzupassen wußte, unterließ. Die
Männer tragen die buginesische Kleidung; nur von Jünglingen
wird der Tjidako mit Sitzfell noch, getragen. Die Männer führen
zum Teil künstlerisch schön gearbeitete Schwerter, von denen
sie sich um keinen Preis trennen wollen; sie seien in Masamba
gefertigt. Die Häuser haben den buginesischen Typus, aber ohne
Giebelverzierung.
Ein Maleo-Ei wird uns verehrt, es sei in der Nähe einer
warmen Quelle gefunden worden.
26. S eptembe r . Weiter unangenehm abschüssig längs der
linken Flußhalde des Baliäse, wobei zwei warme Bäche durchschritten
werden; dann abwechselnd durch Moräste, von zum Teil
gewaltigen Sagopalmen bestanden, und über Büffelweiden, die
durch das Grasen dieser Tiere in sammetartig weiche Wiesen
verwandelt sind. Dann durchschreiten wir den durch Aufnahme
von Zuflüssen schon recht breit gewordenen Baliäse und folgen
auf teilweise sehr schlechtem, abschüssigem Weg seinem rechten
Ufer. An einer Stelle durchbricht er einen gewaltigen Granitriegel,
eine regelrechte tiefe Rinne in’s Gestein wühlend; es ist
noch derselbe weiße Granit, der uns so lange treulich begleitet
hat. Schon nach zweieinhalb Stunden Marsches kommen wir
zum kleinen Orte Masapi, ein paar zerstreute Häuser in hügeliger