— all’ diese Lasttiere sind schwache, armselige Geschöpfe, welche
schon nach kurzen Märschen Druckwunden bekommen — ließen
wir sie im Dorf stehen, während wir selbst der Einladung des
Dorfhauptes, innerhalb des sogenannten Benteng (der Umfassungsmauer)
zu übernachten, nicht Folge leisten mochten, da es uns
hier zu eng und schmutzig vorkam, wie wir es denn überhaupt
jedesmal, wenn es irgend anging, vorzogen, unsere Hütte in der
freien Natur, außerhalb der Dörfer, zu errichten. Wir marschierten
deshalb noch eine kleine halbe Stunde weit dem Fluß entlang
aufwärts bis zu einer Stelle, wo oben an der Halde des hier tief
ausgewühlten Flußbettes überhängende Kalkfelsen eine Höhle
bildeten. Um unsere Hütte innerhalb derselben aufzurichten,
konnten wir von den Bewohnern eines nahen Dorfes zwölf Bambusstangen
erwerben; das Brennholz war teuer, da weit und breit
der Wald fehlte. Es wehte ein starker Wind den Fluß herauf,
so daß die Nacht in der Höhle sehr kühl ward. Die Meereshöhe
betrug 530 m.
1 1 . Au g u s t . Wir beschlossen, heute einen Ruhetag einzuschalten,
um uns nach dem Wege zum gesuchten See hin zu
erkundigen und um Naturobjekte zu sammeln; und so wollen
wir denn noch einmal die uns umgebende Landschaft einer kurzen
Betrachtung unterwerfen. Ein grauer Farbenton bildet die Grundlage
des Bildes; soweit man sehen kann, überzieht ein graugrünes,
bis mannshohes, büschelartig wachsendes, hartes Gras die Täler,
Hügel und Berghänge. Nur vereinzelt erhebt sich daraus die
schwarzgrüne Krone eines kleinen Baumes oder eines Strauches.
Der Boden besteht aus grauem Thon oder Sand; darüber sind
weißgraue Kalkfelsblöcke ausgestreut, und aus eben solchem
Kalkstein bestehen die höheren Bergzüge. Spärlich überzieht die
Felsblöcke saftgrünes, niederes Buschwerk mit glänzenden Blättern.
Der gesamte Eindruck, welchen diese Savannen-Landschaft hervorruft,
ist der einer erstaunlichen Ode, einer Graswüste. Der
an diesem Tage bleigrau überzogene Himmel trug mit dazu bei,
diesen Eindruck zu erhöhen. Die Temperatur, des Nachts sehr
kühl, wurde in der Sonne empfindlich hoch, und es herrschte
große Trockenheit. Die in die Graslandschaft eingestreuten, sorgfältig
umzäunten Anpflanzungen nahmen sich mit ihrem frischen
Grün wie Oasen inmitten der grauen Umgebung aus. Der Gegensatz
dieser Landschaft gegen die ununterbrochenen, ewig feuchten
Urwälder der nördlichen Halbinsel ist außerordentlich groß.
Nun unterliegt es keinem Zweifel, daß wir in dieser alles
überziehenden Grasdecke nicht den ursprünglichen Zustand zu
erblicken haben, sondern vor dem Eingreifen des Menschen bedeckte
auch dieses Land ein zusammenhängender Wald; doch
erreichte er bei weitem nicht die großartige Fülle des nord-
celebensischen Hochwaldes, wie wir dies an vielen Waldflecken
ersehen konnten, welche in der südlich bei Makassar sich erhebenden
Berglandschaft noch unberührt geblieben sind.
Mitten im Grase fanden wir beständig einige Orchideen in
Blüte, von denen uns eine Art als besonders merkwürdig auffiel,
deren etwa 2 m hoher Stengel im Aussehen den Blütenstengeln
der großen Grasbüsche außerordentlich ähnlich sieht.
Wie diese besteht er aus einem gelben, glänzenden, dabei glasartig
brüchigen Schafte, welchem an scheinbaren Internodien die
völlig wie Grashalme aussehenden Blätter anhaften. Die Pflanze
würde niemals von dem umgebenden Grase zu unterscheiden sein,
wenn sie sich nicht zuweilen durch ihre große, wundervoll gefärbte
Blüte verraten würde: diese ist weiß von Farbe und trägt
eine prachtvoll sammtig karminrote Lippe, ein herrliches Geschöpf.
.Eine andere Orchideen-Art ahmt nicht sowohl die Blütenstengel,
als vielmehr die Grashalme, so wie sie aus dem Boden kommen,
auf das täuschendste nach; ihre mittelgroßen Blüten sind gelb
gefärbt. Überall ferner im Grase verteilt stehen die kleinen
Sträucher einer weißblühenden Euphorbie, und auf den Felsen
wächst ein kleiner Strauch mit schwärzgrünen, glänzenden Blättern
und großen, weißen, trompetenförmigen Blüten, die wie Aprikosenfrüchte
duften. Von Farnkräutern, welche wir auf allen unseren
Durchzügen fleißig zu sammeln pflegten, haben wir von diese»
Reise in das Savannenland von Celebes kein einziges Exemplar
mitgebracht; die wenigen Arten, welche wir sahen, bildeten ge-
S a r a s in , Celebes. II. 2.2