es bei uns nicht analog zugegangen, sollte das Kleid des Bajazzo,
des Clowns, ursprünglich nicht Fürstenschmuck gewesen sein, das
Feierliche in’s Lächerliche, die Ehrfurcht in Spott umgeschlagen
haben? Einsicht läßt aber alles merkwürdig erscheinen und
gibt sich ebenso zögernd der Ehrfurcht hin, wie dem Spotte; und
es haben solche Spässe wie der des Tometonda für uns noch den
tieferen Sinn, daß sie die Wurzel des Schauspiels darstellen; der
Schauspieler ist der Vorläufer des Dichters, was schon Aristoteles
einsah, der das Nachahmen den Ursprung des Dramas nannte
(Poetik, Cap. 4).
Wir brachten die sich lange dehnende Zeit fast untätig zu,
auf Botschaft von Donggala wartend. Astronomische Ortsbestimmungen,
das Abstecken einer Basis und die Vornahme von Peilungen
gaben etwas Beschäftigung; ferner gelegentliches Erwerben
ethnographischer Gegenstände.
Etwas Rührendes hat die Sitte der mohammedanischen Bugi-
nesen, am Hause über der Eingangstür ein Stück Zuckerrohr oder
eine Honigwabe zu befestigen, „damit die Süßigkeit in das Herz
des Eintretenden träufle und Friede im Hause herrsche“ . Dieses
Symbol soll auch den zum Islam bekehrten Eingeborenen als Ersatz
dienen für das Stück Menschenskalp, welches von den heidnischen
Toradjas zur Weihe des Hauses an irgend einer Stelle angebracht
wird.
9. A u gu s t. E s beunruhigte uns allmälig immer mehr, daß
von Niels aus Donggala keine Botschaft eintraf; wir fürchteten
schon, er und Abdul Kader seien vielleicht vom Fürsten von
Tawaeli zurückgehalten worden, welcher in dem zwischen Sakedi
und Palu gelegenen Dorfe Dolo sich eingenistet hatte, wie uns
berichtet wurde. Auch hieß es, der Fürst von Sigi ziehe Leute
zusammen, um feindlich aufzutreten, und tatsächlich hatten wir
Züge bewaffneter Kulawier in der Ferne nach Bora abmarschieren
sehen. Sollte der Sigi den Entschluß gefaßt haben, uns anzugreifen
und womöglich uns lebend in seine Gewalt zu bringen,
so wäre das Gouvernement lahm gelegt gewesen, da er uns als
Geiseln in der Hand gehabt hätte. Diese Besorgnis, genährt durch
das Ausbleiben jeder Botschaft aus Donggala,, erregte so sehr
unsere Nerven, besonders auch während der Nächte, daß wir den
Entschluß faßten, kommenden Tags nach Palu abzuziehen, und
daß wir sogleich auch das Gepäck für den Transport zu ordnen
anfingen. Dazu dienten uns zwei große Einbäume vortrefflich,
welche wir von einem Buginesen mieteten, und welche in einem
Tage Palu erreichen konnten; denn Leute zum Tragen der Sachen
hatten wir bei weitem [nicht mehr genug. Diese in unangenehmer
Spannung betriebene Tätigkeit wurde in höchst willkommener
Weise durch die Botschaft unterbrochen, daß der Fürst von Ba-
nawa, der Freund des Gouvernementes, mit fünfzig Leuten, darunter
vielen mit Gewehren bewaffneten, bei uns eintreffen werde,
und wirklich sprengte er mit seinem Gefolge zu Pferd auf unseren
Lagerplatz, bald darauf gefolgt von einem Trupp Kulis, welche
uns sehr willkommene Provisionen von Donggala brachten. Und hier
ein Eingeständnis: Der an sich schon etwas leere Aufenthalt in
Sakedi wurde uns dadurch noch empfindlicher gemacht, daß unsere
Spirituosen gänzlich ausgegangen waren. Wir wissen zwar wohl,
daß es gar sehr der öffentlichen Meinung zuwiderläuft, so etwas
auszusprechen; aber die halbe Stunde, wo wir vor dem Essen
unser Paitje (Genever mit Bitter) oder abends unseren Whisky
mit Sodawasser tranken und dazu die Cigarre rauchten, empfanden
wir immer als den Tagelohn für die Anstrengungen sowohl der
Märsche, als der Arbeiten im Biwak. Viel Ärgerliches, das man
auf solchen Reisen zu erleben pflegt, wird nicht mehr in’s Innere
verschlossen, sondern es sprudelt über die Lippen; man mildert
sein Urteil über die Untergebenen, man macht manches gut, wo
man in der Aufregung zu hart gewesen; bei gegenseitigen Mißverständnissen
spricht man sich aus, man versöhnt sich. Aber
gar nichts anderes zu trinken zu bekommen, als abgekochtes Flußoder
Pfützenwasser, das macht saure Gesichter. Unsere körperlichen
Leistungen wurden durch mäßigen Genuß aromatischer
Spirituosen nie im allermindesten beeinträchtigt; unsertwegen
wurde der Zug niemals aufgehalten, stets fühlten wir uns frisch
S a r a s i n , C e leb e s . II. 5