gestorben, dessen Gebeine ohne das Totenopfer nicht bestattet
werden können. Der an der Säule befestigte Kopf eines Hahnes
war das kundgebende Zeichen dafür, daß eine solche Unternehmung
im Gange war. Man bewahrt die Leiche vorläufig in
einem Sarge auf, welcher irgendwo auf der Insel an der freien
Luft steht. Da wir diesen zu sehen begehrten, führte man uns
zu einem Hause, unter welchem er stand, aus zwei Längshälften
eines Stammstückes zurechtgehauen. Diese beiden trogartig ausgehöhlten
Stücke werden, nach Einlegung der Leiche, mittelst
Rotangseilen so fest und genau gegeneinander verschnürt, daß
kein Leichengeruch zu spüren ist; dies wäre gegen den Adat,
d. h. die hergebrachte Sitte. Darum waren auch rings um die
Verschlußritzen des Sarges Rotangbänder mittelst Bambussplittern
festgenagelt, um hermetischen Verschluß herbeizuführen. Einige
Gaben an den Verstorbenen waren auf den Sarg gelegt; wir sahen
zwei Pumpeimuse (die im Osten allgemein bekannte riesige Pomeranzenart)
und eine Gurke; darüber waren ein Sirihbeutel und
zwei mit Palmwein gefüllte Bambuse aufgehängt; denn die Vorstellung
vom Fortleben der Seele nach dem Tode ist bei diesen
heidnischen Stämmen nicht nur Glaube, sondern feste Überzeugung;
in dieser Beziehung haben, sie von den drei Kulturreligionen nichts
zu lernen.
Unter einem anderen Hause standen zwei schon alte, morsche
Särge, die an beiden Enden mit Skulpturen geschmückt waren;
der eine mit Krokodilkopf und -schwänz, der andere, ein stilvoll
gearbeitetes Stück, zeigte einen Büffelkopf in Lebensgröße, welcher
mit Stücken von Menschenskalpen mittelst Bambussplittern über
und über besteckt war. Wir geben hier das Bild dieses Büffelkopfes
wieder. Die Särge selbst waren von polygonalem Querschnitt
und mit längslaufenden Ornamentbändern geschmückt.
Die auf der Insel errichteten Wohnhäuser standen völlig leer;
sie enthielten einen Feuerherd, aber keinen Hausrat; nur zu den
Festzeiten, wenn die Leute sich hier versammeln, dienen sie zu temporärer
Wohnung. An den Außenwänden aller sahen wir menschliche
Skalpstücke mittelst Bambussplittern festgenagelt; an einigen
Planken waren Krokodile und dergleichen in rohem Hochrelief
angebracht.
Nach dieser vorläufigen Inspektion ruderten wir um die Insel
südlich herum, zwischen beiderseits ansteigenden Ufern; denn auch
das Festland steigt einige Meter hoch steil an, wie die Insel, einen
früher höheren Wasserstand des Seespiegels ebenso verratend, wie
der von uns auf der Herreise überschrittene Altseeboden. Und
dies wird noch durch folgenden Umstand klar bewiesen: An der
Fig. 15. Geschnitzter Büffelkopf an einem Häuptlingssarge,
mit Skalpstücken besteckt.
Südwestecke der Insel fanden wir eine ca. 3 m mächtige Muschelbank
anstehend, die aus fast nichts anderem, als lose aufeinandergehäuften
Corbicula-Schalen (einer im See gemeinen Süßwassermuschel)
zusammengesetzt war. Nur wenig Sand fand sich
mit den Schalen gemischt, einige Stücke der Schalenbank waren
thonig verkittet. Ferner zeigt die aus festem Gestein bestehende
Insel bis oben hinauf, wohl gut 10 m über dem jetzigen Wasserspiegel,
viele Corbikeln in der Humusdecke eingebettet, wonach
also der Seespiegel früher über der Spitze der Insel sich geschlossen
hatte; ihre jetzige Humusdecke ist durch Vegetation umgewandeltes
Seesediment. Der Ausfluß des Sees hat sich also immer tiefer