Häuptling hielt nun eine Rede, worin er sich zunächst wegen des
einfachen Empfangs entschuldigte, „wir sind arme Leute“ usw.
Dann ging er auf’s Politische über und belehrte uns, daß sie hier
unter der Oberhoheit von Luwu stünden, und dabei erging er
sich in heftigen Ausdrücken gegen die Sigier und Kulawier; es
sei sehr recht von uns getan, daß wir sie gezüchtigt hätten;
denn besonders die Kulawier seien räuberische und verräterische
Menschen. Uns aber werde er, so lange wir in seinem Gebiete
weilten, mit seinem eigenen Schwerte schützen.
Diese Rede, welche er in seiner eigenen Sprache, eben dem
„häuwa“ oder „duwa“ , hielt, übertrug an Brugman der Begleiter
des Prinzen von Masamba, welcher sich zu seinem Amt als Dolmetscher
sehr auffallend herausgeputzt hatte; er erschien in silbergestickter,
schwarzer Sammetjacke, gestickten seidenen Hosen,
trug eine seidene Westenbinde und viele Schmucksachen. Der
Tomakaka hielt darauf, daß seine Rede genau übertragen wurde;
mehrmals, wenn ihm die Übersetzung etwas kurz vorgekommen
war, lispelte er dem versilberten Dolmetscher in’s Ohr: „hast du
alles gesagt?“ , worauf dieser ihn ruhig ansah und es ebenfalls
lispelnd und mit Augenzwinkern bejahte. Eigentümlich war auch,
daß der Tomakaka die letzten Worte einer Anrede immer wiederholte,
um ihnen besonderen Nachdruck zu geben, z. B.: „So
werde ich euch mit meinem eigenen Schwerte schützen — eigenen
Schwerte schützen.“
Hierauf überreichte er uns drei Wannen Reis mit Eiern und
außerdem als Gastgeschenk einen fetten, jungen Büffel. Dann
erhob er sich und reichte uns die Hand, da er offenbar gehört,
daß dies bei Europäern so Sitte sei. Nun taten dies auch viele
der Anwesenden, und besonders die Frauen schienen an dieser
für sie wunderlichen Sitte ein großes Vergnügen zu finden. Jetzt
führten sie noch einen Tanz auf, wobei die Frauen in die Mitte
traten, die Männer sich um sie herumbewegten; darauf zerstreuten
sich die Leute. Vielfach spielen hier Männer die Kindsmägde,
sie tragen die Kleinen auf dem Rücken, den Frauen die Bürde
abnehmend.
Wir sahen noch einer Fujaklopferin zu: kleine Rindenstücke
werden erst angefeuchtet, dann zusammengenietet durch Schlagen
mit den Hämmerchen. Der Stiel der Hämmerchen wird mit
beiden Händen angefaßt, und es wird wippend flach aufgeschlagen,
genau Schlagfläche neben Schlagfläche, was einige Übung
verlangt. Ist das Stück für einmal durchgeklopft, so wird es auf
ein Holz gerollt.
Leider war hier niemand dazu zu bringen, dem Photographenapparat
zu stehen, sie fürchteten das Ding zu sehr.
21. S e p t emb e r . Wiederum machte sich die Kälte der
Nacht im offenen Zelt sehr fühlbar, Minimum wieder n ° C;
früh Nebel. Wir marschierten zunächst in östlicher Richtung
auf den Buntupuwang los, an dessen Fuß sich dann der Weg
südlich wandte und etwas anzusteigen begann. Allenthalben
trafen wir auf Ansiedelungen, meist einzelne Häuser inmitten von
bebautem Lan d e ; die Pflanzungen waren hügelaufwärts angelegt,
viele verwildert; denn man läßt sie nach der Ernte jahrelang
ruhen. An einer Stelle kamen wir an bogenförmig verlaufenden
Erdrissen vorbei, wohl infolge von den hier so häufigen Erdbeben
entstanden; es sah aus, als hätte ein Stoß von unten her die
Erde in koncentrischen Ringen zerrissen nach dem Bilde eines
in’s Wasser geworfenen Steines: Stoßwellenringe. An den Bergabhängen
waren an vielen Stellen Bergrutsche sichtbar. Das
tektonische Gerüste der Insel scheint noch immer in Bewegung
zu sein. Das Gestein blieb der weiße Granit, der leicht zu
Bänken von weißgrauem Grus verwittert.
Wir gelangten nach einigem Umherirren zu einem Hause,
das auf der Spitze eines Hügels stand, dem Kulturdistrikt Pa-
dangtoradja angehörig, worin wir eine Portion des von Achmed uns
gebrachten Reisvorrates liegen fanden. Wir nahmen diesen auf
und langten nach kurzem Marsch am kleinen Flüßchen Towöna
an, welches dem Uengkai-Flusse zuströmt, also noch dem Koro-
flußgebiet angehört. Da man uns versicherte, daß wir auf fünf
Stunden kein Wasser mehr finden würden und wir deshalb die
S . r a s i n . Celebes . II . 9