halten wir es doch den von Ihnen uns gütigst gegebenen Weisungen
für entsprechend, nicht sofort nach Makassar zurückzukehren,
sondern an einem Orte, wo wir nicht beunruhigt
werden, liegen zu bleiben und Sie von unseren Erlebnissen und
von unserer Meinung über die Tragweite derselben in Kenntnis
zu setzen. Sollten Sie den Entschluß fassen wollen, unsere
gescheiterte Unternehmung von neuem in Fluß zu bringen, so
glauben wir, daß dies nur durch ein sehr nachdrückliches Auftreten
von Ihrer Seite möglich sein wird, enthalten uns jedoch
eines jeden weiteren, uns übrigens auch nicht zustehenden Ratschlages.
Wir fügen bei, daß wir uns gesundheitlich wohl und
zur neuen Ausführung der Reise bestens imstande fühlen, bitten
Sie aber, uns auf möglichst kurzein Wege von Ihrer Beschluß-
nahme, die für uns in jedem Falle von größter Bedeutung werden
wird, in Kenntnis zu setzen.
In vorzüglicher Hochachtung etc.
Sakedi, 30. Juli 1902.
Ein beigelegter Brief Brugman’s enthielt die genaue Darstellung
des Vorgefallenen.
3 1. Ju l i . Niels geht nach seinem Amtssitz Donggala ab;
Abdul Kader wird mit unseren Briefen nach Makassar abgefertigt.
Er nimmt außer einigen Begleitern die kranken und schwächlichen
Kulis mit und hat Auftrag, in Makassar achtzig tüchtige Träger
anzuwerben und mitzubringen, wenn der Gouverneur einen Entschluß
zu unseren Gunsten fassen werde. In diesem Falle wollten wir
vor allem von den Launen der Eingeborenen völlig unabhängig sein.
Viele von den Kulis, welche gesund und arbeitsfähig waren,
wünschten zurück nach Hause aus Sehnsucht nach den Ihrigen
und aus Besorgnis vor der Zukunft, und als wir dies streng verboten
und Abdul Kader sie zurückwies, gab es viele Tränen. Er hielt
sodann an die Zurückbleibenden eine Ansprache, worauf ihm ein
jeder die rechte Hand küßte, die er jeweilen nach seinem Herzen
hinbewegte. Darauf ritten unsere Gesandten ab nach Palu. Auch
Lamatti verfügte sich nach seinem Heimatsdorfe.
Sakedi liegt in 95 m Meereshöhe auf einer sandigen Alluvial-
Ebene, welche sich zwischen den beiden Flußläufen des Miu und
der Gumbasa ausdehnt; man genießt einen freien Ausblick auf
die westlich und östlich sich hinziehenden Bergketten. Bei trockenem
Wetter, wie eben jetzt, ist es hier heiß und staubig.
Mit Einbruch der Nacht hatten wir ein schweres Gewitter
von Süden her; man hörte bald das tosende Rauschen der anschwellenden
Gumbasa, wo sie bei Pakuli aus der engen Schlucht
hervorbricht. Der Gedanke, daß der uns feindliche Fürst von
Sigi nördlich von uns seine Residenz hatte, wir also durch ihn
leicht von der Küste abgeschnitten werden konnten, regte au f;
von der Botschaft, die wir an den Gouverneur geschickt, mußte
er, ja erfahren. Mitten in der Nacht stürmte Brugman von seinem
Haus her nach unserer Hütte unter lautem Rufen, es seien fremde
bewaffnete Menschen im Lager bemerkt worden. Wir fahren erschreckt
auf, um so mehr, als vom Mandur ein Schuß gelöst
wird; wir werfen uns in Kleider und Mantel, bewaffnen uns mit
den Repetierstutzern, man späht lange nach allen Seiten; jedes
Licht, das man in der Ferne sieht, gibt zu Beratungen Anlaß j es
erfolgte aber nichts weiteres, und wir legten uns wieder, um nach
einigen erst vergeblichen Versuchen, der Aufregung Herr zu werden,
endlich in ungestörten Schlaf zu versinken. Wie schmerzlich empfanden
wir es, daß gerade um diese Zeit infolge des Mondwechsels
die Nächte von undurchdringlicher Finsternis waren. In feindlichem
Lande im Freien biwakierend, wie weiß man den Mondschein
da zu schätzen!
1. — 8. A u g u s t . Für die nächsten Tage hatten wir nicht
viel anderes zu tun, als zu warten. Es wohnen hier einige bugi-
nesische Händler in Häusern zerstreut, welche etwas Vieh halten;
darum konnten wir von frischem Fleisch bekommen, was wir
brauchten, Büffel und Schafe, und in der grasreichen Flußniederung
leben viele Hirsche, von denen es unseren Leuten bisweilen
zu erlegen gelang. Wildschonung kennen die Eingeborenen nicht,
auch säugende Hirschkühe werden getötet. Sie jagen die Hirsche