Zustande, wickelten sich in die Wolldecken, mit denen wir sie
versehen hatten und verkrochen sich vor dem Wind in Felsenspalten.
Jeder einzelne mußte gerufen und geschüttelt werden,
bis er sich an die Arbeit machte.
Erst gegen Abend lichtete sich für kurze Zeit der Nebel, und
die rote Sonne beleuchtete mit eins ein Bild von ungeahnter
Majestät. Unsere Hütte stand am Südrand eines ungeheuren,
kreisrunden Kessels von drei bis vier Kilometern Durchmesser,
dem Riesenkrater des Berges. Von allen Seiten stürzen vom
Fig. 114 . Die Spitze des Wawokaraeng und das „Mittelstück" von demselben
Standorte aus gesehen.
Kraterrand ungeheure Felswände in den grausen Schlund hinab,
am höchsten auf der Süd- und namentlich auf der Ostseite, wo
die als Wawokaraeng benannte Spitze wie ein eigener Berg dem
Kraterrand aufgesetzt ist. Diese Wände erreichen eine Höhe von
1000 m und mehr; ohne gerade lotrecht zu sein, sind sie doch
so steil, daß keine Vegetation daran haften kann; nach unten zu
lehnen sich Schutthalden an die Felswände an, das Resultat der
beständig vor sich gehenden Abbröckelung des Gesteins.
Das beigegebene Bild des Kraters (Fig. 113) ist aus mehreren
photographischen Aufnahmen kombiniert worden; es ist zwar im
einzelnen korrekt, wird aber der Großartigkeit der Erscheinung
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nicht gerecht. Ebenso ist die Spitze des Wawokaraeng nach
einer für die Wiedergabe zu flauen photographischen Platte gezeichnet
worden.
Wir sahen nun auch, daß die heute morgen von uns bestiegene
Spitze eine Zinne des südlichen Kraterrandes darstellte
und von dem nordöstlich davon aufsteigenden Wawokaraeng
merklich überragt wurde. Zwischen dem letzteren und den Zinnen
des südlichen Randes ist der Kraterwall -tief geborsten, so daß
sich dort eine breite Lücke nach Südosten öffnet. Aus dieser
trennenden Kluft erhebt sich ein messerartig gestalteter Felskamm,
der nach Süden und nach Norden mit schroffen Mauern
abfällt.' Das ist das schon von Makassar aus gesehene Mittelstück
zwischen den beiden Erhebungen. Gegen Norden zu werden
die Kraterränder niedriger, und im Nordwesten öffnet sich eine
Schlucht, durch welche die Wasser des Kraters abfließen. Die
weite Bodenfläche des Kraters erscheint, aus der großen Höhe
gesehen, ziemlich eben, kahl oder mit Gras bestanden und von
Wasserrinnen durchsetzt, die sich nordwestwärts senkend zu einem
größeren, tief eingeschnittenen Wasserlaufe sammeln. Von irgend
welcher noch bestehenden vulkanischen Tätigkeit war keine Spur
zu bemerken.
Nur für kurze Zeit blieb das große Bild sichtbar; dann erhob
sich von Osten her ein sturmartiger Wind, der schwere Nebelmassen
durch die Felslücke im Kraterrand heranwälzte; die mit
langen, weißen Bartflechten behangenen Bäume und Sträucher
beugten sich ächzend vor seiner Macht; die eben noch feurig rot
erglühenden Felswände hüllten sich in ein leichenartig fahles
Violett und erstarben dann in dem Nebelmeere, das uns wieder
umschloß.
Das Tagebuch meldet für die Nacht: Sturm, Regen, Nebel,
Kälte. Wir saßen noch lange in der Hütte auf, in Decken gehüllt
und frierend, da der starke Wind den Regen hineinpeitschte
und besprachen das Gesehene. Wie konnte es kommen, daß
Warburg, der Ersteiger des Wawokaraeng, mit keinem Worte
dieses Riesenkraters in seinem Berichte Erwähnung tut, ja daß
Sara sin, Celebes. II. 21