forderten sie auf, einen von den ihrigen zu Pferd nach dem König
zu Schicken und ihm unsere Ankunft auf morgen anzumelden.
Nach kurzer Beratung willigten die Führer unseres Geleites ein,
und einer von ihnen machte sich sofort zu Pferd auf den Weg;
Es lag uns begreiflicherweise viel daran, das Gebot des Enrekang
nicht allzupünktlich zu befolgen. Wir vernahmen hier, es habe
der König unseren Begleitern gedroht, es werde ihnen an den
Kopf gehen, falls sie uns nicht nach Enrekang zurückbrächten.
Nachdem wir noch einen Abschiedstrunk aus dem Lura-See
genommen, wie aus der Fontana Trevi, in der leisen Hoffnung,
ihn wiederzusehen, brachen wir von neuem auf und marschierten
jetzt bei hellem Wetter jene Strecke Weges zurück, welche wir
vor vier Tagen bei Nebelbedeckung durchzogen hatten. Die Landschaft
schien sich vor unseren Augen zu öffnen; wir blickten von
einer Höhe in das breite und tiefe Sadang-Tal hinab und erkannten
ganz in der Ferne die Supa-Bai von Parepare.
Unsere Begleiter verminderten sich allmälig, indem viele von
ihnen vorauszogen, da sie unser ja nun gewiß sein konnten;
es blieben noch eine Handvoll Bewaffneter bei uns unter Anführung
eines Dorfoberhauptes, welches sich sehr bescheiden gegen
uns betrug; außer ihm auch der Gesandte von Enrekang, welcher
uns nach Kalosi den Befehl des Königs zur Umkehr überbracht
hatte. Von diesen Leuten erfuhren wir, daß das Land auch hier,
wo man in der Umgebung des Weges nicht viele Kulturflecke
bemerkt, doch reich bevölkert sei und zwar ebenso, wie weiter
im Inneren, von Toradjas, welche überall in den Bergen verteilt
kleine Stücke Landes bebauen. Der Islam hat in den größeren
Orten Fuß gefaßt.
Um I Uhr machten wir Halt an einem kleinen Bergbach mit
kaltem und krystallklarem Trinkwasser. Es wurde uns nicht verwehrt,
die Hütte hier auf einem freien, mit niederem Grase bestandenen
Platze aufzurichten, angesichts der westlich sich erhebenden
Berglandschaft von Letta, in deren Schooß der geheimnisvolle
See verborgen liegen muß. Es sammelten sich Leute
aus der Umgegend um unsere Hütte an, nach Aussage unserer
Begleiter alles Toradjas. Sie machten einen sehr ärmlichen Eindruck;
alle erschienen in schmutziges Weißtuch gehüllt, Während
die mohammedanisierten Eingeborenen hier durchweg rote Sarongs
tragen. Wir forderten die Leute auf, einige ihrer Gerätschaften
herbeizubringen und gelangten dadurch in den Besitz
verschiedener interessanter ethnographischer Gegenstände. Die
Armut der Leute gab sich auf den ersten Anblick durch ihre
Lanze kund, welche aus nichts anderem, als einem gefährlich zugespitzten
jungen Bambus bestand, der unheilbare Wunden verursacht;
da eiserne Klingen für sie unbeschaffbar sind, und sie
die Kunst der Herstellung steinerner Spitzen offenbar verlernt
haben, kehrten sie zur primitivsten Form der Lanze zurück, Wir
boten den Leuten ein Gläschen sehr süßen Kümmels an, aber
nachdem sie es versucht, verzogen sie das Gesicht und lachten;
sie fanden das Getränk schlecht, es sei zu stark. Von alkoholischen
Getränken kennen sie eben blos den leichten Palmwein.
Am meisten setzte sie das Schreiben in Erstaunen; sie gaben
ihrer Verwunderung durch gedämpfte Ausrufe Ausdruck.
Abends gingen uns unsere Begleiter um etwas Reis an, sie
hätten nichts zum Essen bei sich; wir verabfolgten ihnen, soviel
sie brauchten. Nachts schliefen sie neben unserer Hütte im Freien.
14. Au g u s t . Die in der Richtung des Sees sicherhebenden
Berge, von der Morgensonne farbig bestrahlt, erinnerten uns an
die Vorberge der Schweizer Alpen; Gebirgsformen wie diejenige
des Rigi, des Faulhorns u. a. m. glaubten wir zu erkennen, auch
mochten sie die Höhe von 1500 bis 1800 m wohl erreichen.
Als wir auf dem letzten Vorhügel der Kulturfläche von En-
rökang angelangt waren, hieß es, wir hätten hier einige Zeit zu
warten. Unsere Begleiter eilten voraus, und nur drei Lanzenträger
dienten uns noch als Eskorte. Nach einer halben Stunde wurden
wir zum Weitermarsch aufgefordert. Unserem Wunsch, den König
von Enrekang zu sprechen, wurde nicht willfahrt; vielmehr leitete
man uns auf einem Wege außerhalb des Ortes zurück nach dem