XIII.
Reise nach dem Pik von Bantäeng,
29. September bis 18. November 1895.
(F. S.)
Hierzu Karte X u. XI.
Von Makassar aus sieht man an hellen Tagen in südöstlicher
Richtung über die weite, wellige, in der Ferne von höheren Hügelzügen
begrenzte Fläche ein mächtiges Gebirge, das Land beherrschend,
aufsteigen. Das ist der Pik von Bonthain oder richtiger
Bantäeng, So genannt nach dem kleinen an seinem Sudfuß
gelegenen Küstenplatze. Seine Entfernung beträgt in Luftlinie
gegen 7 ° km.
Das Bild, welches dieses Gebirge von Makassar aus bietet,
läßt kaum erraten, daß man es mit einem Vulkane zu tun hat,
man sieht zwei in Nord-Südrichtung aufeinander folgende Haupterhebungen,
welche durch ein niedrigeres Mittelstück verbunden
sind und erhält so vielmehr den Eindruck eines Kettengebirges.
Ganz anders präsentiert sich der Berg von Süden und Osten her;
hier erscheint er in ächt vulkanischer Kegelform mit regelmäßig
ausschweifendem Mantel, dem zahlreiche kleinere sekundäre Vulkane,
sogenannte Parasiten, aufgesetzt sind und der Gipfel als
ein kompliziertes System von schroffen, sich kreuzenden Felskämmen.
In seiner Mächtigkeit erinnert er an den Ätna und
dominiert das ganze südliche Ende der Halbinsel.
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Dieses Gebirge zu erforschen, war einer unserer Lieblingswünsche,
denn ganz abgesehen davon, daß die Konfiguration trotz
verschiedenen Versuchen, die wir später erwähnen werden, noch
völlig unverstanden war, ließ sich eine reiche Ausbeute interessanter
Tier- und Pflanzenformen erwarten. Zudem erhofften
wir von der frischen Bergluft eine Kräftigung unserer durch die
Hitze des Niederlandes etwas angegriffenen Gesundheit. Wir
beschlossen, irgendwo am Berge ifür längere Zeit Station zu
machen und dann von dort aus die höheren Regionen zu erforschen.
Als ein günstiger Ort für einen solchen Aufenthalt
wurde uns Lokka angegeben, ein viel besuchter Platz oberhalb
Bantäeng. Dort besaß das Gouvernement ein Wohnhaus, einen
sogenannten Pasanggrähan, in welchem eventuell Unterkunft zu
finden war. Jetzt ist dort ein Hôtel gebaut worden, das zu
unserer Zeit noch nicht bestand.
Um die Gegend recht kennen zu lernen, wollten wir von
Makassar aus über Land nach Bonthain reisen und nicht, wie
sonst üblich, den Küstendampfer benützen. Einige zwanzig Kulis
wurden für unser Gepäck engagiert; wir selber bedienten uns für
diese Reise unserer beiden Schimmel, die wir aus der Minahassa
mitgebracht hatten. Für eine Fußwanderung waren Hitze und
Staub zu groß, da wir uns am Ende der trockenen Jahreszeit
befanden.
Der Weg läuft von Makassar aus südwärts durch flaches
Land in geringer Entfernung vom Meere meist auf einem Damm,
zu dessen beiden Seiten Reisfelder sich ausdehnen. Diese selbst
lagen jetzt grau und staubtrocken da; auch das Buschwerk am
Straßenrand war dürr und sonnenverbrannt. Nur zerstreute
Gruppen von Mango-Bäumen erfreuten durch frisches Grün.
Offenbar schickt der mächtige Baum seine Wurzeln in so große
Tiefe, daß die Trockenzeit ihm nichts anhaben kann. Über den
dürren Feldern schwebte häufig ein wie eine Möwe weiß und
silbergrau gefärbter und auch ähnlich flatternder, langflügeliger
Raubvogel mit hungrigem Schrei, Eianus hypoleucus J. Gd.