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Logenöffnungen sah man nichts als zusammengedrängte Köpfe;
der Mittelraum war freigelassen.
Nachdem wir in einer der Logen Platz genommen, traten
ein paar Knaben vor und fingen an, die herabgelassen dahängende
große Trommel zu wecken, wobei sie eine sonderbare Haltung
annahmen: sie faßten den Schlägel mit beiden Händen und hielten
die Ellenbogen an den Leib gedrückt, so daß sie beim Zuschlägen
sich mit dem Oberleib fortwährend auf- und abbewegen mußten,
was sie mit solchem Eifer ausführten, daß ihr fliegendes Haar
hin und herwehte. Auch diese Kleinigkeiten sind gewiß traditionelle
Vorschrift und darum wert der Beachtung. Nach einiger.
Zeit kamen Männer und Frauen die Treppe heraufgeklettert und
formierten jetzt einen Ringeltanz: voraus ein Trupp Männer, der
Hintermann mit der linken Hand auf der Schulter des Vordermannes;
mit dem linken Fuß beginnend, werden vier Schritte
ausgeführt, worauf nach getanem fünften Schritt mit dem rechten
Fuß aufgestampft und darauf der vorgeschobene linke zurückgezogen
wird. Darauf folgen die Frauen, erst ein Paar, dann je
zu dreien nebeneinander wandelnd; sie halten sich gegenseitig
um die Hüften, wobei die Arme je zweier Personen auf dem
Rücken sich kreuzen; die Schrittbewegung ist wie die der Männer.
Man bewegt sich zunächst in der Richtung des Uhrzeigers, nach
einiger Zeit aber rückwärts schreitend gegen denselben. Dabei
findet fortwährend ein gedämpfter Gesang statt, von Zeit zu Zeit
durch ein wieherndes Jodeln seitens der Männer unterbrochen:
ö hohohoho, hüll hüll hüll hüll, ö hohohoho! Endlich bleiben sie
im Kreise still stehen und singen noch etwas, worauf die Frauen
sich setzen. Auch der Tomakaka tanzte mit, aber unter die
ändern gemischt, nicht als Anführer. Auch nahmen zwei Knaben
am Tanze teil.
Wir ließen jetzt durch Achmed an die Frauen Geschenkchen
verteilen, was uns allen viel Vergnügen bereitete, weil er in sehr
komischer Weise mit Geberden und Worten auf den hohen Wert
dieser Schnurrpfeifereien aufmerksam machte und den eifrig sich
darnach ausstreckenden Händen sie nur zögernd hingab. Dann
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verfügten wir uns nach unserem Quartier zurück, hörten aber,
daß bis zum Morgen der Tanz fortgesetzt ward; das Jodeln ertönte
die ganze Nacht hindurch, und es wurde erst still, als das
Pochen der Fujaklopferinnen den neuen Tag ankündigte.
20. S ep t emb e r . Nachts war es auffallend kalt, es blies ein
rauher Wind in’s offene Zelt, das Minimalthermometer zeigte blos
I I 0 C, also weniger als oft weiter oben im Gebirge; das Wasser
fühlte sich eiskalt an. Wir hörten, Leboni sei für ein besonders
rauhes Klima bekannt. Die Meereshöhe von Leboni beträgt rund
1000 m, 2° 9,5 S. Br., 120° 2 1 ' O. L. Gr. Früh Nebel.
Es kamen Leute vom Dorf und aus der Umgegend, meist
den quetschnasigen Typus vom Possogebiet repräsentierend; ein
Knabe zeigte merkwürdig weddaischen Typus; doch auch feinere
Gestalten kamen unter die anderen gemischt vor. Männern und
Frauen werden auch hier die Vorderzähne ausgeschlagen. Die
Kleidung ist ähnlich, aber weniger bunt als in Bada und Kulawi;
vielfach bestehen die Kopfbänder nur aus weißen Palmblättern.
Die Bemalung des Gesichtes mit schwarzem Harz geschieht hier
besonders reichlich. Als besonderen Schmuck hatte ein Mädchen
außer mit schwarzen auch mit grünen Tupfen sich das Gesicht
verziert, worauf es recht stolz zu sein schien; eines hatte sich
von unseren runden Patronenetiketten auf die Backen geklebt.
Schwere Armringe werden als kostbarer Schmuck gerne getragen;
so hatte die älteste Frau des Tomakaka um beide Arme je
vierzehn solide Messingringe gelegt, deren großes Gewicht sie
nicht im geringsten belästigte; wir würden uns nicht nur an das
Gewicht, sondern auch an die Kälte dieser ehernen Spangen zu
gewöhnen haben. Es belustigte die Frau, als wir den schweren
Schmuck näher betrachteten und das Gewicht des schlaff herabhängenden
Armes prüften.
Nach einiger Zeit hielt der Tomakaka auf dem Feld vor dem
Biwak große Versammlung ab. Eine ansehnliche Menge von
Männern und Frauen im Festschmuck ließ sich auf der Wiese
nieder, man holte unsere Feldstühle, wir setzten uns, und der