keinesfalls darf man in solchem Falle rot wählen, das würde
schweren Verdacht wecken, als die Farbe des Blutes.
Nachdem der Bote abgefertigt war, ergriff ein Araber, welcher
uns von der Küste her freiwillig begleitet hatte, das Wort. Es
war der Oheim des Radja von Banäwa, mit Namen Said Mochsim,
ein verständiger älterer Herr mit weißem Bart, der uns schon
unterwegs, wo wir ihm noch nicht nähere Beachtung geschenkt
hatten, durch seinen etwas bizarren Anzug aufgefallen war und
dadurch, daß er hinten am großen Sonnenhut ein rotes Tuch
fahnenartig herabhängen hatte. Dieser erklärte unserem aufgeregten
Tomelato'fnda, daß der Radja von Sigi den Auftrag, uns
anzumelden, vom Großherrn tatsächlich erhalten, daß er aber diesen
auszuführen, eigenmächtig unterlassen habe; er begreife deshalb
die große Aufregung in Kulawi recht wohl, zu der indessen kein
Anlaß vorliege.
Mittlerweile waren viele Lanzenträger aus der Umgegend
herangekommen, so daß alles voll von Bewaffneten stand. Da
uns dies unbequem wurde, gingen wir Tomelatoinda darum an,
uns einen freien Platz anzuweisen, wo wir die Zelte aufschlagen
könnten; er antwortete,- er müsse die Botschaft, daß wir hier
unsere Hütten errichten wollten, an die Königin überbringen, wir
sollten uns unterdessen hier gedulden. Darauf ging er ab, und
Said Mochsim folgte ihm ebenfalls, um die Königin zu sprechen.
Nach langem Warten nahte ein längerer Zug von Lanzenträgern,
einer hinter dem anderen, mit Tomelato'fnda und Said
Mochsim an der Spitze. Nachdem man Platz genommen hatte,
wurde eine Wanne vor uns niedergesetzt, gefüllt mit schneeweißem
Reise, in welchem Eier lagen, für jeden von uns eines.
Diese Ceremonie bedeutete: unser aller Herz solle so rein sein,
wie dieser Reis; wessen Herz, aber falsch sei, dessen Ei werde
zerspringen. Wieder erging Tomelatoinda sich in längerer Rede,
nach seiner Art rasch wechselnd von Ernst zu Scherz, von Scherz
zu Ernst; zuweilen lachte er heiter auf, dann wieder sprach er
erregt über unser kriegerisches Auftreten, unsere vielen Kulis,
alle mit Lanzen bewaffnet, unsere Gewehre und Revolver. Da
antwortete Brugman: „Ob unsere Absichten gut oder böse sind, das
weiß Allah; ein Beweis dafür aber, daß sie gut sind, liegt darin,
daß wir Fürsten von der Palu-Bai im Gefolge haben.“ Darauf
erhob sich Tomelatoinda und verfügte sich mit seinen Vertrauten
in das nächste Haus zu nochmaliger Beratung, von neuem uns
reichlich Zeit lassend, seine zahlreichen Begleiter uns näher anzusehen.
Diese Menschen zeigten einen feineren Typus als die
Fig. 10. Junge Männer von Kulawi.
an der Küste; in der Kleidung aber näherten sie sich den Buginesen;
sie trugen kurze Hosen wie diese, um die Schulter den meist gerollten
Sarong, viele auch eine Jacke, auf dem Kopf ein Basttuch,
bunt bemalt oder einen mit Pelz überzogenen Rotanghelm. Die mit
Ziegenhaarbüschel geschmückte Lanze tragen sie links geschultert,
mit der linken Hand am Hals der Klinge oder an dieser selbst
sie festhaltend, vermutlich, um die rechte zum Ziehen des an der
linken Hüfte wagrecht befestigten Schwertes frei zu haben. Hals