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selbe der Reife nahe, und um nun die Schwärme von Finken
(Munia-Arten) zu vertreiben, welche die Ernte bedrohten, sahen
wir eine reiche Auswahl von Klappermaschinen angebracht, welche
zum Teil von Menschen selbst, zum Teil durch den Wind in Bewegung
gesetzt wurden. Im ersteren Fall hatte man Schnüre
kreuz und quer über die zu schützenden Felder gespannt, an
denen leere Kokosschalen hingen; an der Stelle, wo die Finken
einschlugen, wurden die Klappern in Bewegung gesetzt. Die
Fäden liefen nämlich radiär nach einem im Reisfeld stehenden
Häuschen zu, in welchem eine Frau saß, gleich einer Spinne in
ihrem Netz, während Kinder allerorts verteilt waren. Nicht blos
durch Anziehen der Schnüre, sondern auch durch plötzlich erhobenes
Geschrei wurden die Vögel zu verjagen gesucht. Auf
den Flächen der Niederung oder auf Hügelspitzen wurde dagegen
der Wind zum Verscheuchen der Finken benutzt. So sahen wir
auf der Spitze einer hohen Stange ein Windrad an einer großen
Wetterfahne befestigt, deren Flügel ausgedehnt genug waren und
deren Schaft genügende Länge besaß, um das Rad beständig
nach vorne, gegen den Wind gerichtet zu halten, unseren meteorologischen
Windmessern nicht unähnlich. Das Rad setzte eine
Klappermaschine in Bewegung. Andere Windräder gaben ein mit
der Stärke des Windes zunehmendes, heulendes Getöse von sich.
Der Weg blieb unausgesetzt ein guter Reitweg, so daß wir
auch zu Fuß rasch von Ort zu Ort kamen, ohne Anstrengung zu
merken. Gleichwohl eilten wir nicht, da uns hierzu kein Grund
vorzuliegen schien, und als wir in der infolge des Waldmangels
karg bewässerten Berglandschaft in einer kleinen Schlucht frisches
Trinkwasser herabrinnen sahen, schlugen wir in einer Höhe von
330 m die Hütte auf. Hier erquickte uns eine höchst angenehme
kühle Bergluft, und wir wurden von dem über die Niederung nach
der See strömenden heftigen Südost hier oben inmitten der Berge
nicht belästigt. Leute des nahen kleinen Dorfes Depatuärang
sahen uns, zu Gruppen vereinigt, neugierig aus der Ferne zu, aus
Mißtrauen über den Zweck unseres Zuges nicht wagend, näher
heranzukommen und mit uns in Verkehr zu treten.
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9. Au gu s t . Wir marschierten ab bei zähe haftendem Nebel,
welcher bis gegen Mittag die Landschaft verhüllte. Diese erweckte
den Eindruck großer Öde; das rechts unten von uns im Tal sichtbare
Dorf Kotu nahm sich inmitten der Savannenlandschaft wie
eine Oase aus; denn einige Palmen-, Pisang- und Fruchtbaumgruppen
zeigten sich innerhalb viereckig abgeteilter, mit Trockenmauern
wohlumfriedeter Mais- und Reisfelder zerstreut. Auch
unser Weg selbst führte an kleinen Kulturflecken vorüber, deren
als Umfriedung dienende Mauern aus kopfgroßen Kalksteinen wohl
gefügt erschienen. Agavenstauden hatte man da und dort in die
Nähe der Mauern gepflanzt. An einer Stelle holten wir die fünfzehn
Reispferde ein, welche wir von Parepare aus nach Duri gesandt
hatten, wonach wir über den günstigen Verlauf der Reise
wohl beruhigt sein konnten.
Wie wir weiter wanderten, sahen wir zur Linken eine hohe,
phantastisch zerrissene Felsenkathedrale aufsteigen, den Gipfel
des Berges Bampapüwang, an dessen östlichem Seitenabsturz unser
Weg in nördlicher Richtung vorbeiführte. Wäre nicht die Umgegend
in Nebel gehüllt gewesen, so hätten wir schon längst diese
kühn geformte Felsenspitze beobachten müssen, auf welche unser
Weg hinführte; sie bildet eine weithin wahrnehmbare Landmarke
und diente uns von nun an als wichtiger Peilpunkt zur Feststellung
des Weges. Die Höhe der Spitze möchten wir auf ca. 1000 m
schätzen, und leicht konnten wir uns überzeugen, daß sie aus
Kalkstein bestand, offenbar frühtertiären Alters gleich dem von
Maros, hier durch Gebirgsbildung zu bedeutender Höhe emporgehoben
; und weiterhin sahen wir aus demselben Kalkstein die
Felskämme gebildet, die sich in nördlicher Richtung fortsetzen und
an Höhe wenig hinter dem Bampapüwang Zurückbleiben. Der
Boden aber, auf dem wir uns bewegten, bestand aus Grauthonschichten,
unserer Celebesmolasse, von jünger tertiärem Alter
als der Kalkstein, in den Talmulden und an den Gehängen ihm
aufgelagert. Unzählige, von den Höhen herabgerollte Kalksteinblöcke
lagen über die Grashügel hin ausgesät. In der Talsenkung
uns zur Rechten rauschte der Kalupini-Fluß hinab.