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die Toradjastämme des gesamten, nördlichen Teiles von Central-
Celebes einen weitgehenden Einfluß ausübt bis dahin, wo im
Süden die Machtsphäre von Luwu beginnt. Nicht Palu, wie man
früher meinte, sondern Sigi bildet den Schlüssel zu Central-Celebes
von Norden her, wie Luwu von Süden. Diese Art der Sachlage
sahen wir damals noch nicht ein, und so schickten wir blos
unsere Begleiter Brugman und Niels nach Bora zum König von
Sigi, während wir selbst uns mit geologischen Studien und mit
Peilungen zur Kartenaufnahme beschäftigten. Es wurde uns der
Bericht zurückgebracht, daß der König krank sei und keinen Besuch
empfange, daß sie aber seinen Schwiegersohn, den Fürsten
von Biromaru, der im nahen Watunondju residiere, gesprochen
hätten. Sein Name sei Tomedompo, sein Ehrentitel: Kiefer des
Palutales. Er habe sie freundlich empfangen und habe erklärt,
daß unserer Reise gar nichts im Wege stehe; die von uns gewünschten
Begleiter durch die von Sigi abhängigen Gebiete werde
er uns stellen; die Untersuchung des Sees von Lindu, auch das
Vornehmen von Lotungen, sei uns durchaus erlaubt. So fühlten
wir uns über den guten Fortgang der Reise völlig beruhigt, und
da wir schon so viele eingeborene Könige gesehen hatten, waren
wir nicht neugierig, auch diesen persönlich kennen zu lernen.
Um 8Vs Uhr traf auch der Tawaéli mit seinen Leuten ein.
Überblickten wir von unserem Standorte aus das Palutal, so
fiel zunächst auf, daß die alpin geformte Westkette einen steilen
Abfall hatte, während die Ostkette allmälig sich abdachte; der
Palufluß folgte hier dem Fuß der Westkette. Weiterhin war folgendes
zu erkennen: Von der Ostkette aus senkt sich eine gewaltige
Alluvialmasse gegen den Fuß der Westkette hinab, fast nur
aus Rollsteinen bestehend, die wenig abgerundet sind. Diese
Masse hat der Seitenfluß Wuno auf gerissen, in Form eines
Grabens sich hineinwühlend. Die Bildung dieser Alluvialmasse
läßt auf eine Zeit schließen, in der viel gewaltigere Wassermassen
herabkamen, als heutzutage, auf eine äußerst regenreiche Epoche
der Pleistocänzeit, den polaren Eiszeiten entsprechend. Ja , die
Ostseite des gesamten unteren Palutales ist von diesen, der
Ostkette entstammenden Massen angefüllt, deren Entstehung mit
Hilfe der in der Gegenwart bestehenden Wasseradern nicht wohl
erklärt werden kann. Um den Betrag dieser Schuttmassen muß
natürlich die Ostkette im Pleistocän höher gewesen sein. Der
Golf von Palu dürfte einst etwas weiter südlich gereicht haben
und sodann in seinem südlichen Ende durch diese Aufschüttungen
angefüllt worden sein; das untere Palutal nimmt sich im ganzen
aus wie der sogenannte Altseeboden eines Landsees.
13. Ju l i . Wir durchschritten den Graben des Wuno, welcher
jetzt in der Trockenzeit in etwa fünf Adern zerteilt, dahinfloß.
Jenseits führte der Weg auf einen riesigen Schuttkegel, der sich
über die vom Wuno aufgerissene Alluvialmasse hinlegt und als
sanft abfallende Ebene bis zum Fuß der Westkette sich ausbreitet
; es ging nun eben weiter, wie auf einem Gartenweg. Die
Vegetation erinnerte hier an das Trockengebiet von Vorder-Indien;
es herrschten Gesträuche mit glänzenden Blättern vor, sodann
erschienen Dracänen-Bäume, schöne Bestände bildend, wie wir
sie an den trockenen und heißen Felsenküsten von Gorontalo und
Kema gesehen haben. Weiter traten Gruppen von Tamarinden
auf und wiederum ganze Wälder der großen Fächerpalme, von
denen viele in Blüte standen, Riesensäulen an Umfang und Höhe.
Goldene Pirole trieben in den Kronen ihr Spiel. Vom Rücken
der Schuttmasse auf die Talebene hinabblickend, hatte man das
Bild eines großen Baumgartens oder Parkes.
Die Ostkette ist hier mit schönem Wald bekleidet, dessen Decke
nur hier und da von Grasnarben unterbrochen ist; viel kahler
nimmt die Westkette sich aus, wo nur die Gipfel noch bewaldet
sind; unten ist alles Holz weggebrannt und der Wald in Hochgras
verwandelt, wobei die Niederbrennung des Urwaldes wahrscheinlich
durch die Steilheit der Absturzhalden befördert worden war.
Wir gelangten zum Dorfe Sidondo, einem großen Ort mit
stark gebauten Häusern, unter denen sich Schweine herumtrieben,
ein Umstand, der uns zeigte, daß wir schon hier das Gebiet
der heidnischen Stämme des Innern betraten, solcher zum
wenigsten, die vom Mohammedanismus erst ganz oberflächlich
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