Der Madika kam mit seinem Gefolge wieder zurück, um uns
einen Platz für unser Biwak anzuweisen. Von der flachen plateau-
artigen Stelle, worauf wir standen, sahen wir auf ein steiniges
Flußbett hinab, durch welches ein Fluß mit dem kurzen Namen
O vom östlichen Gebirge her nach dem Miu hinabströmt. In
diesen O, den Hauptfluß des Kulawikessels, mündet auch der
schon erwähnte Rarono als Seitenader. Die Ufer des O fanden
sich frei von Häusern und
Bäumen; das flache rechteUfer
erschien bequem für alle unsere
Hütten, hier sollten wir
sie errichten. Gegen zwei
Kopftücher erhandelten wir
die nötigen Bambuse; Geld
wurde nicht genommen; alle
Schwierigkeiten verschwanden
für jetzt; die Kulawileute,
Vornehme und Geringe, verließen
uns; sogleich war ein
fröhliches Lagerleben imGang,
die Hütten erhoben sich, die
Zelttücher wurden darüber
gezogen, die Reistöpfe wurden
aufgesetzt, und bald stiegen
allenthalben die blauen Rauchsäulen
empor.
Fig. 12. Frauen von Kulawi.
Hier herrscht über Nacht eine erfrischend kühle Luft, obschon
die Meereshöhe nur 520 m erreicht. Kulawi i ° 25,4/S.B.,
1 1 9 0 59,5' O .L .G ,
18. Ju li. Wir beschlossen, den Tag hier zu bleiben, um
die Reise nach dem unfern im östlichen Gebirge gelegenen
L in d u -S e e , den wir zu besuchen wünschten, vorzubereiten.
Schon mit Sonnenaufgang kamen Leute zu unseren Zelten,
Männer und Frauen im Festschmuck, so daß wir vollauf Gelegenheit
fanden, ethnographische Beobachtungen anzustellen. Da das
äußere Auftreten der Männer schon beschrieben wurde, so ist es
nun an der Zeit, den Frauen unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden,
welche trüppchenweise schüchtern herbeikamen, indem die Jüngeren
sich oft hinter die Älteren versteckten. Das erste, was uns auffiel,
war, daß ihre Kleidung eine viel reichlichere war, als dies bei
der Küstenbevölkerung der Fall ist; denn hier im kühlen Gebirgs-
land kleidet man sich wärmer und vollständiger als unten in der
Fig. 13. Fauxcul der Kulawierinnen, cä. 1/± nat. Gr.
heißen Ebene; sie bestand in Jäckchen mit Ärmeln und schweren
Unterröcken; letztere waren stets, erstere in der Regel aus Baststoff
hergestellt; denn inCentral-Celebes ist, wie wir schon mitgeteilt,
die Weberei noch nicht bekannt; wo man Tuch verwendet sieht,
ist dieses von Händlern eingetauscht, die es von der Küste heraufbringen.
Die Bastjäckchen, welche die Frauen tragen, fallen durch
ihre hübsch bunten Farben auf, meist einfarbig rot oder gelb, aber
auch recht oft aus schwarzen, roten und weißen Horizontalstreifen
zusammengesetzt, wogegen die Unterröcke aus einem groben, grauen
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