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Daß diese Unternehmung einer besonders sorgfältigen politischen
Vorbereitung bedurfte, war einleuchtend, und es bestand
deshalb der erste Schritt, den wir taten, darin, Seine Excellenz
den General-Gouverneur von Niederländisch-Indien, Herrn W. Roose-
boom, für den Plan zu gewinnen. Zu unserer großen Freude
faßte Seine Excellenz den Entschluß, uns die Erlaubnis zur Be-
reisung des unbekannten Innern von Celebes zu erteilen; ja er
ließ sich sogar dazu herbei, an den Gouverneur von Celebes ein
besonderes Schreiben auszufertigen, worin er ihm den Wunsch
aussprach, daß unsere Unternehmung nötigenfalls mit tatkräftigem
Nachdruck unterstützt werden möchte.
Hier gedenken wir auch mit herzlichem Dank unseres hochverehrten
Freundes, des Herrn Professors Dr. M. Treub, unter
dessen weitblickender Leitung der botanische Garten in Buiten-
zorg zu wissenschaftlichem Weltruhm gelangt ist. Ihm verdanken
wir außer vielen Ratschlägen die Mitgabe zweier im naturwissenschaftlichen
Sammeln und Konservieren trefflich geschulter javanischer
Diener, deren Beihilfe uns auf unseren Reisen sehr wertvoll
geworden ist.
Sodann begaben wir uns nach Makassar. Der Gouverneur,
G. W. W. C. Baron van Hoevell, ein Mann von hoher wissenschaftlicher
Bildung, nahm sich der Sache sogleich lebhaft an.
An die Fürsten von Palu und Paloppo wurden Gesandte geschickt,
um sie aufzufordern, uns ihr Land ungehindert durchziehen zu
lassen und mit der Stellung von Trägern und der Lieferung von
Nahrungsmitteln uns fördernd an die Hand zu gehen. Von
Paloppo aus wurde ferner der Buginese Achmed, ein Unterbeamter
am politischen Bureau in Makassar, mit einem größeren Vorrat
von Lebensmitteln, besonders, von Reis, bis nach Central-Celebes
hinein uns entgegengesandt, welche Reise, wie sich später herausstellte,
durch die Hilfe der Königin von Luwu, deren Residenz
Paloppo ist, ungehindert zur Ausführung kam.
Als Begleiter wurde uns Herr W. H. Brugman, unser früherer
Reisegefährte in Central-Celebes, zugesellt, unserem eigenen
Wunsche entsprechend, da dieser intelligente, entschlossene und
treu gesinnte Mann, welcher in Makassar geboren und aufgewachsen
und daher mit den Anschauungen der Eingeborenen
auf’s genaueste vertraut, uns fast unentbehrlich geworden war.
Er trat als Vertreter der Regierung gegenüber den eingeborenen
Fürsten auf und widmete uns als Dolmetscher seine Dienste.
Sein älterer Bruder, der hochgeachtete Herr Resident J. A. G.
Brugman, oberster Beamter am politischen Bureau für innere
Angelegenheiten, entfaltete eine lebhafte Tätigkeit als Mittler
zwischen der Regierung und den eingeborenen Fürsten, um unsere
Reise tunlichst bald in Gang zu bringen, was für uns von großem
Werte war, weil wir in der Stadt Makassar in Beziehung auf
wissenschaftliche Tätigkeit soviel wie brach lagen. Auch anderen
Herren schulden wir Dank, die wir hier nicht nennen; nur sei
unseres Landsmannes, V. Jenny, noch besonders gedacht, der
unserer geschäftlichen Umständlichkeiten unverdrossen sich annahm
und mit seiner ganzen Persönlichkeit uns ein Stückchen
Heimat geboten hat.
Am 5. Juli konnte zur Reise von Makassar aus aufgebrochen
werden, und wir lassen nun die Aufzeichnungen unseres Tagebuches
folgen, in derselben Weise, wie das bisher von uns geschehen
ist.
5. Ju li. Mit Sonnenaufgang bei kühlem, prächtigem Morgen
verfügten wir uns mit unseren Dienern und 40 Kulis nach dem
Pier, wo sich die Regierungsbeamten eingefunden hatten, um den
Gouverneur zu verabschieden, welcher uns in Person mit seinem
Dampfer „Schwan“ nach Palu, dem Ausgangspunkt unserer Reise,
bringen wollte. Er erschien zeitig, und wir wurden an Bord
gerudert, wo der Commandant, Herr W. F. Berman, die Gesellschaft
bewillkommte. Als schon der Anker gelichtet und das
Zeichen zur Abfahrt gegeben war, stellte sich heraus, daß unser
Mandur, der Aufseher unserer Träger, noch nicht an Bord sich
befand. Es mußte einer an Land geschickt werden, um ihn zu
holen, und wir waren froh darüber, daß der Gouverneur das
ärgerliche Vorkommnis mit bestem Humor aufnahm. Endlich