wir solche Cactusfelsen dargestellt. Andere solcher „Leonardofelsen“
gleichen gotischen Kathedralen, in deren dunkles Innere
man durch fensterartige Öffnungen hineinsieht; bei diesen ist
das Regenwasser von oben her in’s Innere gesickert und hat
weichere Partien des Kerns ausgewaschen, den Felsen labyrin-
thisch aushöhlend. Schöne Sinterincrustationen und Stalaktiten-
bildungen erinnern an gotische Kanzeln und Kapitale.
Einige von den Felsen stehen nackt da, andere aber sind
von Pflanzengestalten bewachsen, welche die gelegentlich enorme
Sonnenglut und Trockenheit ertragen können, und welche ihre
Wurzeln in die feuchten Höhlungen des Steins hineinschicken.
Unter ihnen zeichnen sich die seltsamen, starren Dracänen aus;
dann bildet ein feinblättriger Bambus zierliche Gebüsche auf den
Felsen. Der sonst an Baumstämmen emporkletternde Schuppen-
blattfam, Polypodium quercifolium schiebt sich in den Regenrinnen
nach oben. Hübsche Schnecken holten wir aus feuchten
Spalten.
Zuweilen trifft man eine Familie der Macacus-Affen an, welche
trockene Felsengegenden zu lieben scheinen, im Gegensatz zum
Pavian von Nord-Gelebes, welcher sich lieber auf den Kronen
hoher Bäume aufhält. Diese Makaken haben es gar nicht eilig
damit, sich aus dem Staub zu machen; sie scheinen eine Art
Besitzrecht ihres Standortes zu erkennen, und es würde uns nicht
wundern, wenn gezeigt werden könnte, daß das ganze Gebiet
unter ihnen familienweise -verteilt ist, wie ein Jagdnetz unter
einem Jägervolke. Die Alten haben ganz weiße Köpfe.
Zwischen den Felsen wird Tabak gebaut; auch gedeiht die
Zuckerpalme, welche den Landeskindern ihren Wein, den Sago-
weer, liefert. Die mit dem Einsammeln derselben beschäftigten
Palmwinzer pflegten mit Eintritt der Nacht von ihrem einsamen
Standorte aus auf der Flöte zu blasen, sich gegenseitig antwortend;
hörte der eine auf, so begann es von einer anderen Seite
her. Diese Pansflöten schienen einen arkadischen Frieden über
die Landschaft zu verbreiten; aber es war daraus nicht auf friedfertige
Gesinnung der Bewohner zu schließen. Mitten in der Nacht
des 30. Juni wurden von feindlicher Hand zwei scharfe Schüsse
auf die Felswand abgegeben, an welcher unsere Laterne hing,
nur vier Schritt von unserem Nachtlager entfernt; es dürfte das
mehr als ein bloser Scherz gewesen sein.
Beim Weitermarsch nach dem Gebirge zu stießen wir auf
den Pangkadjene-Fluß, welchen wir durchschritten. Während die
Flüsse zwischen hier und Makassar als Geschiebe außer Kalksteinfragmenten
jung eruptives Gestein, wie Andesite, Trachyte,
Basalte und andere dieser Art mit sich führen, die Existenz einer
eruptiven Centralaxe verratend, ergibt das Geschiebe des Pang-
kadjeneflusses ein völlig anderes Bild, welches durch Gneiß und
Rotthon charakterisiert ist; der Kern des Gebirges besteht also
hier und noch etwas weiter nordwärts aus altem Schichtgestein;
bei Parepare treten dann, wie wir gesehen haben, wieder jungtertiäre
Eruptivmassen zutage. Dieses Gneißgebirge ist noch von
keinem Europäer besucht worden; die Bevölkerung, welche es bewohnt,
speciell die der Landschaft Lamüru, gilt für gefährlich;
ob mit Recht, wissen wir nicht. Eine Erforschung dieses Ge-
birgsteiles bis in’s Walannae-Tal hinüber würde nach jeder Richtung
hin lohnend sein.
Der Schotter des Pangkadjene-Flusses kann im Weichbild von
Makassar selbst bequem studiert werden; denn er wird daselbst
als Straßenbewurf verwendet; auch ist die Einrichtung getroffen,
daß die Regierung ohne Unkosten in den nützlichen Besitz gelangt.
Die Eingeborenen der Gouvernementsdistrikte haben entweder
gewisse Steuern zu entrichten oder einige Tage an öffentlichen
Straßen und Werken Dienst zu tun. Da nun die Bewohner
der Inselchen des Spermonde-Archipels vom Herrendienst, wie
man solche Arbeit nennt, frei ausgehen würden, so liegt ihnen
die Verpflichtung ob, den Schotter des Pangkadjene-Flusses mit
ihren Fischerbooten nach Makassar zu schaffen, soviel die Stadt
dessen bedarf.
Vom Flusse weg zogen wir in südöstlicher Richtung bergwärts,
erst eine Strecke über Grasflächen, von Kalkbergen cirkus-
artig umschlossen, Herden von Pferden und Büffeln zur Weide