Vogelfauna und Flora dieses Gebirges erschienen uns gleich neu,
reich und merkwürdig. Wir erstiegen noch den eigentlichen
Rücken des Poanäa - Gebirges, auf dem wir längere Zeit weiterwanderten
bei prächtigem Wetter, kühler Luft und gutem Weg.
Leider fehlte, wie immer hier im Hochgebirge, jede Aussicht.
Auf einem freigeschlagenen Platz, der mit Himbeer- und Brom-
beerstauden überwachsen war, schlugen wir die Hütten auf;
Höhe 1760 m.
Abends unterhalten wir uns mit Lamatti; er erzählt uns,
daß er auf seinen Reisen in Central-Celebes mit Sklaven, Pferden
und Büffeln Handel treibe; für einen Sklaven müsse er ca. fünfzig
Gulden bezahlen, für eine Sklavin ähnlich; in Palu aber gälten
sie viel höher, 70— 100 Gulden. Man hole sie meistens von den
Gebirgsstämmen Torongkong und Tolambo.
23. September . Auf der beträchtlichen Höhe, wo wir uns
befanden, zeigte das Minimalthermometer 13 0 C., während es in
der niedriger gelegenen Leboni-Senke tiefer gestanden hatte, wo_
abnorme meteorologische Verhältnisse zu bestehen scheinen.
Es geht neuerdings steil aufwärts. Große, runde, grüngefärbte
Eicheln, doppelt so groß als die europäischen, liegen auf
dem Wege; eine Zingiberacee trägt auf der Spitze der wedelartigen
Sprosse kleine feuerrote Blüten, wie Nachtlichtchen auf dem
dunkeln Waldboden. Die Rotangpalme überklettert die höchsten
Bäume; einer gewaltigen Krone sitzt solch’ ein Palmhaupt auf
wie eine Feder auf einem Hut; der spitze Endsproß ragt wohl
10 m hoch in die Luft.
Wir erreichen die höchste Stelle dieses zweiten, Takalla genannten
Gebirgsstockes mit rund 2000 m. Dieser bildet die
Wasserscheide zwischen dem Koroflußnetz und den nach dem
Golf von Bone abfließenden Gewässern. An der Stelle, wo er
nach Süden abfällt, wird von den Durchreisenden den Dämonen
ein Opfer gebracht; viele Zweige stecken im Boden, an denen
ein Fujafähnchen befestigt ist. Dann abwärts über gefährlich
glattes Wurzelwerk, weiter noch einige Male über niedrigere Bergkämme,
auf und ab. Der Weg führt über die Giebel des Gebirges
wie über Dächer weg, immerfort erst hinauf, dann eben
fort, dann hinab, wieder hinauf und so weiter. Dies fördert in
horizontaler Distanz sehr wenig. Ein großer Bergrutsch wird von
unseren Leuten mit ängstlichem Schaudern betrachtet: „Hier
müssen viele Teufel sein!“ ruft einer aus.
Das Klima wurde merklich feuchter, Nebel zogen sich heran,
und Landblutegel wurden lästig; wir sind in das meteorologische
Gebiet des Golfes von Bone eingetreten. Da sich viele seltene
Pflanzen und Tiere zeigen, machen wir schon frühi Halt, um zu
sammeln und zu jagen. Ein schöner neuer Fliegenfänger mit
blauem Kopf und rostroter Brust wird geschossen, unserem Freund
und Gönner, B a r o n v a n H o e v e l l , zu Ehren Siphia H oevel l i
genannt. Weiter eine prächtige Varietät des bis jetzt nur in
der Minahassa gefundenen Bienenfressers, Meropogon Forsteni
centralis A. B. M., mit glänzendem papageigrünem Gefieder und
strahlend dunkelblauem Bart, und noch andere seltene Vögel.
Säugetiere sind hier äußerst spärlich, auch Affen sahen wir
keine; aber die Vogel- und Pflanzenwelt ist hier; wie auf dem
Poanäa-Gebirge, äußerst eigenartig. Anfang der Nacht ließen
Baumfrösche bei fallendem Regen ihre glockenartigen Stimmchen
hören.
24. S e p t emb e r . Minimaltemperatur 1 3 0 C, bei ca. 1600 m
Höhe, reinster Morgen, herrliche Bergwaldluft. Weiter über die
Berggiebel in südöstlicher Richtung. Aufrecht stehende Steine,
die wir von Zeit zu Zeit antreffen, gelten für versteinerte Menschen
früherer Zeiten. An einer baumfreien Stelle blicken wir ostwärts
auf ein tiefes Waldtal hinab, das sich gegen die Ebene von Luwu
öffnen wird, eine kolossale Waldmasse, und hier war es, wo wir
nach Osten zu einen Riesenberg sich erheben sahen, mit Namen
Koröuwe, von dem wir allerdings nur die Spitze, für kurze Zeit
aus den Wolken ragend, erkannten. Er machte auf uns den
Eindruck, der höchste Berg zu sein, den wir in Celebes gesehen,
höher als der Latimodjong, und wir neigten dazu, ihn auf 3500 m