Süden offene Krater noch etwas Wald, durchsetzt mit dornigem
Brombeergebüsch, besitzt. Der Kraterboden ist mit vulkanischen
Auswürflingen besäet; man sieht hier Bomben in Form großer
Thränen und andere mit spiraliger Drehung (Fig. 112), welche die
wirbelnde Bewegung im Auswurfsschlote
erstarrend festgehalten haben.
Zu oberst auf dem Kraterrand befindet
sich ein Opferplatz, eine von
einer Trockenmauer viereckig umgebene
Stelle; er soll Karaeng Lowe
(d. h. der große Fürst) heilig sein,
unter welchem Namen man wahrscheinlich
SiwTa zu verstehen hat, da
er öfters unter der Form des Phallus
verehrt wird. In einem nahen Kaffeewäldchen
im Gowa’sehen haben wir
ein dem Karaeng Lowe heiliges Häuschen
gesehen, in welchem ein aufrecht
gestellter Holzpflock das Symbol der
Verehrung darstellte.
Offiziell sind Makassaren und Bugis
zwar Mohammedaner; aber Reste älterer
Anschauungen, des Hinduismus,
wie in dem eben erwähnten Falle und
Fig. na. Gedrehte Bombe, namentlich des bei den Toradja’s noch
ca. 7* nat. Gr. rfjyg herrgchenden Animismus, sind
unschwer zu finden, ja spielen zweifellos im Denken der Menge eine
weit größere Rolle als die kaum verstandenen Lehren des Islam.
Vom Lokka-Berg hat man in nördlicher Richtung den Hochgipfel
des Piks von Bantäeng vor sich, ein schwer zu verstehendes
Bild. Man erblickt zunächst einen hohen, scheinbar quer verlaufenden
Waldrücken, den wir aus später folgenden Gründen
den „Brooke-Rücken“ nennen; hinter ihm schaut eine gewaltige
Felsenmauer hervor. Dies ist der Lompobättang oder Dickbauch,
die südliche und, wie wir gleich vorwegnehmend bemerken wollen,
höchste Erhebung des ganzen Massivs; sie verdeckt die nördlich
von ihr gelegene, zweithöchste Spitze, den Wawokaräeng oder
Fürstenspitze, Verhältnisse, die uns erst später, bei der mühsamen
Erforschung des Gebirges, wirklich klar geworden sind. Der
Wawokaraeng ist in den achtziger Jahren zum ersten Mal, soweit
die Literatur darüber Aufschluß gibt, von einem Europäer erstiegen
worden und zwar von Professor O. Warburg aus Berlin;
der Lompobattang war noch nie erklommen.
Die untere Hochwaldgrenze des Gebirgsstockes mag etwa in
13-—1500 m liegen; die tieferen Regionen sind infolge der ruchlosen
Raubwirtschaft der Eingeborenen kahles Grassavannenland,
durchsetzt von Feldern, Kaffee- und Fruchtbaumgärten und
schmalen Waldstreifen längs den Bachschluchten. Eigenartig sind
die zahlreichen, den Flanken des Berges aufgesetzten, parasitischen
Vulkane, wie eben der Lokka-Berg einen darstellt; die Süd- und
die Ostseite des Berges sind ganz besäet mit diesen auswuchsartigen
Gebilden, die stellenweise strahlenförmig gegen den Hauptgipfel
zu, wie in der Windrose, angeordnet stehen.
Gleich westlich von Lokka hat ein Bach eine tiefe Schlucht
eingeschnitten; ihren Boden bildet Lava, in welche das Wasser
zahlreiche Strudellöcher hineingearbeitet hat. Wir haben diese
Schlucht nach dem ersten Beschreiber, Professor A. Wichmann
in Utrecht, „Wichmann’s Klamm“ getauft. Jenseits derselben
erhebt sich wieder ein Parasit mit nach Südosten offenem Krater,
der Kompasa.
In Wichmann’s Klamm zeigten sich öfters Herden des schwarzen
Macacus-Affen, M. maurus F. Cuv. Es gelang unserem Jäger, den
Senior einer solchen Gesellschaft zu erlegen, ein großes, langhaariges
Tier, dessen Pelz reichlich mit weißen Haaren durchsetzt
war. Von höheren Säugern lebten sonst in der Umgebung von
Lokka nur Hirsche und Wildschweine, die letzteren in so großer
Zahl, daß die Eingeborenen gezwungen sind, alle ihre Felder
durch Trockenmauern vor Verwüstung zu schützen. Das Kraterwäldchen
des Lokka-Berges und die halb verwilderten Kaffeegärten
der Umgebung beherbergten eine noch verhältnismäßig