Gegen das Dörfchen Allu zu, wo der Weg aus seiner Nordsüdrichtung,
der Küste folgend, mehr nach Osten umbiegt, wurde
die bis dahin völlig flache Gegend leicht hügelig. Der Boden
hatte bis hierher ausschließlich aus grauen vulkanischen Tuffen
und Thonen bestanden, wie dies auch nördlich von Makassar der
Fall ist; an den Hügeln bei Allu kam der unter den Tuffen
liegende’, frühtertiäre Kalk zutage. Diese Hügel waren unbebaut,
wohl wegen Wassermangels; dürres Gras und Gestrüpp,
Euphorbien, Akazien und zerstreute Fächerpalmen bildeten ihr
wüstenartiges Pflanzenkleid. Wir betrachten diese niederen Rücken,
welche gegen die Bai von Laikang zu einfallen, als die südliche
Fortsetzung höherer Bergzüge, welche westwärts vom Pik von
Bantäeng vorbeiziehen und unserer Meinung nach demselben
System angehören, wie die nördlich und östlich von Makassar
verlaufenden hohen Ketten, die den Bowonglangi und den Pik von
Maros tragen, also dem Westkettensystem der südlichen Halbinsel.
Trotz der Trockenheit war hier der Reichtum an Landschnecken
groß. Wie Ostereier gefärbte, goldgelbe und braun
gestriemte, bald links, bald rechts gewundene Amphidromen, A.
perversus (L.), und dickschalige, gelb und weiße, dunkelgebänderte
Naninen, N. trochus (Müll.), lebten hier, namentlich die
letzteren, in bedeutender Anzahl. In Allu brachten wir die dritte
Nacht zu, auch hier, wie an allen anderen Stationen, vom holländischen
Kontrolleur auf’s freundlichste empfangen.
Weiter folgten an der Bai von Mallasoro ausgedehnte Salzpfannen.
Die wie Schnee in der Sohne glänzenden Salzflächen,
von dürrer Vegetation umrahmt, täuschten völlig eine Wmter-
landschaft vor. Nach Djeneponto trat allmälig das vulkanische
Gestein der Basis des Piks zutage, und sehr merkwürdig war
es nun, wie gegen Bantäeng zu fast mit einem Schlage die Vegetation
sich veränderte. Die Reisfelder prangten hier in frischem
Smaragdgrün, und alle Bäume und Sträucher trugen üppigen
Blätterschmuck. Der mächtige Pik wirkt nämlich als Regenscheide;
er hält die in dieser Jahreszeit vorherrschenden, südöstlichen
Winde auf und zwingt sie, fast alle ihre Feuchtigkeit an
seiner Ost- und Südseite zu entlasten, während die westlichen
Gebiete nur wenig Regen erhalten. Während des Westmonsuns,
November bis April, kehrt sich dann dieses Verhältnis um.
Bantäeng (von den Holländern schon frühzeitig in Bonthain
verdorben) ist ein kleiner, freundlicher, an einer flachen Bai gelegener
Ort, von Reisfeldern und Kokoshainen umrahmt, mit
einigen europäischen Häusern, einer kleinen Besatzung und ausgedehntem
Eingeborenen-Quartier. Zahlreiche Kaufläden befinden
sich meist in chinesischen Händen; die Einwohnerzahl beträgt
3 4000 Seelen. Der Weg von Makassar hierher führt mit Ausnahme
von zwei kleinen Stellen, von denen die eine unmittelbar
südlich von Makassar liegt, durch holländisches Gouvernementsgebiet,
welches als bald schmälerer, bald breiterer Küstengürtel
das bundesgenossenschaftliche Fürstentum Gowa umklammert.
Der Assistent-Resident, Herr J. C. Dirksen, empfing uns sehr
freundlich und teilte uns mi t, der Pasanggrahan in Lokka sei
gegenwärtig nicht frei, da seine Familie dort wohne; er wolle
aber in 24 Stunden für uns ein kleines Bambushaus errichten
lassen.
Auf steilem Reitweg gelangt man von Bantäeng nach Lokka,
am Südabhang des Piks etwa 1 1 5 0m (der Pasanggrahan) hoch
gelegen; er führt meist durch Grasland oder Felder, höher oben
durch Kaffeegärten und kleine Wäldchen, in denen die grauen
Stämme des in seinen Früchten Öl liefernden Kemiri-Baumes
besonders charakteristisch hervortreten. 1 I
In Lokka fanden wir unser Häuschen schon fertig vor;
200 Menschen hatten daran gearbeitet; Es bestand aus einem
Raume zu ebener Erde und einer Veranda, beide unter gemeinsamem
Dache. Die Wände waren aus Bambuslatten hergestellt,
das Dach mit kleinen Bambusbrettchen, wie mit Ziegeln gedeckt.
Zwei ebenfalls aus Bambus hergerichtete Gestelle dienten, mit
Stroh bedeckt, als Schlafstätten; auch fehlten nicht zwei Bambusbänke
und ein Tisch. Das umstehende Bild gibt einen Begriff
von dieser rasch erstellten Wohnung; links vom Eingang steht
ein kleines Häuschen für die Thermometer, davor der Regen