XI.
Besteigung des Bowonglangi und erster
Besuch bei den Toäla von Lamontjong,
12. April bis 8. Mai 1902.
. (P. s.)
Hierzu Karte X.
Diese Reise wurde hauptsächlich unternommen, um eine Einsicht
in den Bau und die Streichrichtung der den Südarm in
ungefähr nord-südlicher Richtung durchziehenden Gebirgsketten
und ihr Verhalten zu dem im südlichsten Teile sich erhebenden
Vulkanmassiv des Piks von Bantäeng zu gewinnen. Von diesen
Kettensystemen haben wir zwei zu unterscheiden, ein größeres,
welches der West- und ein kleineres, welches der Ostküste folgt.
Gegen die Seenniederung von Tempe, etwas nördlich von der
Mitte der Halbinsel, fallen sie in die Ebene ein, aus der dann
weiter in nördlicher Richtung neue, höhere Kettenmassen sich
erheben. Im südlichen Ende des Südarmes weichen diese Ketten
etwas auseinander,, um sich in Form von Inselbogen einerseits
gegen Java, andererseits gegen Flores hin fortzusetzen; an der
Stelle, wo sie auseinanderweichen, erhebt sich der genannte
vulkanische Pik.
So stellt sich das Verhältnis schematisch dar; aber im einzelnen
bot uns das in seinen Teilschollen höchst- verwirrt angeordnete
Gebirgsland viele Rätsel. Von der Ostküste aus war uns
seiner Zeit in genau nördlicher Richtung vom Pik von Bantaeng
ein niedrigerer, kegelförmiger Berg aufgefallen, den wir ebenfalls
glaubten für einen Vulkan ansehen zu sollen und den man uns
als Bowonglangi bezeichnete. Eine Ersteigung dieses Kegels, von
welcher wir deutliche Einsicht in das Bergegewirr erhofften, sollte
das Hauptziel unserer jetzigen Reise werden; alle anderen wissenschaftlichen
Richtungen aber sollten nicht minder berücksichtigt
werden; denn in das Innere dieser Gebirgswelt war noch nie ein
Naturforscher eingedrungen. Politisch gehört das Berggebiet zum
Teil dem Reich von Bone, zum Teil dem von Gowa an; ein beträchtlicher
Teil endlich ist unter Niederländischer Verwaltung.
Die höheren Gebirge sind nicht ganz ungefährlich zu bereisen
wegen der vielen Räuberbanden, die sie bevölkern.
12 . Ap r i l . Wir fuhren in einem Zweispänner, den man
sich bei einem Chinesen in Makassar mieten kann, nach Maros
(eigentlich Marusu), wohin wir schon Tags zuvor die Kulis mit
dem Gepäck beordert hatten.
Man sprach im Orte noch viel von der grausamen Ermordung
des Straßenaufsehers Müiler, die unfern hierherwärts von Tjamba
sich ereignet hatte. Der Mörder wurde entdeckt und saß im
Gefängnis von Maros, wohin wir ihn zu sehen gingen. Es war
ein Mann aus dem verrufenen Felsennest Leangleang; aber, obschon
zum Tode verurteilt, zeigte er eine würdige Haltung. Wir
fanden ihn in seiner Zelle ruhig dasitzend, uns ernst und starr
anblickend nach Art der indischen Fakire. Es hieß, er behalte
diese Stellung fortwährend bei; auch habe er nach dem Koran
verlangt, der ihm darauf gegeben worden sei; er versichere stets,
er sei unschuldig; aber er habe vier Leuten in Leangleang den
ganzen Vorgang erzählt und sich dessen gerühmt; auch habe
man eine am Tatort gefundene Lanze als die seinige erkannt.
In drei Tagen wird er nach Tjamba gebracht und dort gehängt
werden. Ob dieser Mann wirklich der Schuldige war, wußte niemand
gewiß; bekannte uns doch ein im Dienst ergrauter Richter,
daß er in neun von zehn Fällen, wo er auf Grund von Zeugenaussagen
pflichtgemäß verurteilen müsse, von der Schuld des