äußerst glattem Pfade aufwärts ging durch Hochwald, zunächst noch
von freien Stellen, früheren Kulturplätzen, unterbrochen, nach
oben zu aber zusammenhängend. An einer Stelle sahen wir eine
Gruppe prächtig hoch emporgeschossener Wildpalmen, die Kraft
der Palme verbindend mit der Grazie des Baumfarnes; auch klettert
hier die Rotangpalme in Menge über die Baumkronen. Nach Überwindung
des steilen Aufstieges gelangten wir auf die Kammpartie
der Sibaronga-Kette (gegen 1400 m), wie das erstiegene, in
nord-südlicher Richtung streichende Gebirge heißt, wonach die
noch eben so schwierige Kletterei sich in einen angenehmen Spaziergang
durch den kühlen Gipfelurwald verwandelte, auf dessen
feuchtem Grunde sich freilich die Landblutegel etwas fühlbar
machten. Seltene Farnkräuter, darunter neue Arten, haben wir
auf diesem Gebirge in größerer Zahl gefunden; besonders fielen
uns einige Baumfarne aus der zierlichen Alsophila-Gruppe auf,
eine neue Art, Alsophila longepaleata Christ, darstellend.
Jenseits östlich hinab zu einem kleinen, von Bäumen freien
Platz an einem Bache, welcher schon dem Gebiet des Lindu-Sees
angehörte. Hier erwartete uns eine Gesandtschaft von Lindu,
welche uns freundlich empfing, da ihnen von unserer Ankunft
durch Tomelatoinda Meldung gemacht worden war; sie überbrachten
uns als Zeichen ihrer friedlichen Gesinnung ein Stück
Fuja und drei Eier für uns und unseren Begleiter Niels.
An diesem Platze gewannen wir eine seltene botanische Beute:
ein riesiger Baum zeigte sich am obersten Stammteil von einer
prachtvoll feuerrot blühenden Liane umwunden. Ein Linduer fand
sich gegen Belohnung bereit, den gefährlich hohen, astfreien Stamm
zu erklettern, wobei er an schlingenden Rotangpalmen sich hinaufarbeitete;
er erreichte glücklich den Blütenbüschel und warf
ihn zu uns herunter; es war ein epiphytisches, neues Rhododendron
mit azaleen-artig großen Blütenkelchen, Rh. ignicolor Warb.
Weiter lange Zeit durch Urwald. Gewaltig hohe, mastgerade
Eucalypten erregten unsere Bewunderung. Ihre Rinde ist ganz
glatt, rein und bunt geflammt, da diese Bäume von oben nach
unten ihre Borke in Streifen ablösen und so sich von den Epiphyten
reinigen, die sich auf ihr gefestigt haben. Die abgestreifte
Borke liegt in Form von Bändern und Fetzen bis zwei Meter hoch
rund um den Fuß des Baumes, der sich ihrer entledigt hat und
nun rein dasteht, gleich einer gehäuteten Schlange. Lebhaft grün,
gelb und rot gefärbte Flecke zieren seine Rinde.
Der Pfad verwandelte sich jetzt für lange Zeit in das Bett
eines kleinen Flusses, welcher von Südwest her nach dem Lindu-
See abströmte; diesen wateten wir hinab, bis wir in ein dichtes
Unterholz gelangten, das noch mehr als der Hochwald jeden Ausblick
hemmte, worauf wir endlich zu ein paar Hütten kamen, wo
es hieß, wir müßten hier für die Nacht bleiben. Wir trieben aber
unsere Begleiter weiter, um noch den See zu erreichen, der ganz
„nahe sein mußte, da schon seit längerer Zeit der Boden völlig
eben, offenbar Altseeboden war.
Endlich lichtete sich der Wald, und wir traten hinaus auf eine
ausgedehnte Grasebene, Langko genannt, nach ein paar Häusern,
bei denen wir unser Quartier aufschlugen. Der See war nicht
sichtbar, weil längs seinem Ufer sich hinziehendes Buschwerk ihn
verdeckte. Jenseits, in östlicher Richtung, gerade vor uns, sahen
wir den Ngilalaki sich erheben, hier von unserem Standorte als
Nordsüd streichender, mächtiger Kamm erscheinend, der von Norden,
von Palu aus, als Durchschnittssilhouette gesehen, als Kegel sich
dargestellt hatte.'
Unfern von uns, auf derselben Grasfläche, liegt das Dörfchen
Bungodono. Einige Leute vom feineren Kulawi-Typus kamen
heran, teilweise zu Pferde. Diese Pferde werden aus Palu bezogen^
doch auch hier gezüchtet; sie haben nicht die düstere Sepiafarbe
der Makassaren, sondern die europäisch-satten Farben, weiß, grau,
braun, auch Schecken; aber fremde, persische Deckhengste, wie
sie nach Palu kommen, werden hier nicht eingeführt. Die Pferde
bleiben das ganze Jahr, Tag und Nacht, im Freien; sie schweifen
auf der Altsee-Ebene herum und fressen das von kaltem Tau und
Regen nasse Gras ohne Schaden. Für Schafe und Ziegen ist das
Klima zu feucht. Hier gibt es keine Moskitos, das ganze Jahr
nicht, wie sie sagen. Während der Nacht wurde im nahen Dorf