VIII.
Versuch einer Durchquerung des Wurzelteiles
der südlichen Halbinsel vom Golf
von Mandar aus nach dem Golf von Bone,
28. Juli bis 24. August 1895.
(P. s.)
Hierzu Karte IX.
Landeinwärts von der Stelle, wo die Westküste des Südarmes
von Celebes in stark gebogener Linie nach Westen ausbiegt,
soll nach übereinstimmenden Berichten der Eingeborenen
ein von Bergen umschlossener See liegen, welcher ebensowohl
durch Ausdehnung, als durch bedeutende Tiefe ausgezeichnet sei.
Eine auf solchen Angaben fußende, übrigens völlig imaginäre
Skizze ist auch schon auf einigen Karten von Celebes zur Darstellung
gekommen, woselbst sich das fragliche Süßwasserbecken
mit der Benennung „See Kariängung“ verzeichnet findet. Wir
trugen uns deshalb mit dem Wunsch, diesen See von der Westküste
aus aufzusuchen und hofften auch, bei dieser Gelegenheit
nach Paloppo uns hinüber wenden zu können, um so den Südarm
von Celebes vom Golf von Mandar aus nach der Nordwestecke
des Golfes von Bone hin zu durchqueren. Von Seiten des
Gouverneurs, Herrn D. F. van Bra am Morris , wurde unser Vorhaben
auf das freundlichste aufgenommen und nach Maßgabe der
vorhandenen Informationen über die sehr wenig bekannten Zustände
des zu durchziehenden Landes politisch vorbereitet. Leider
sah der Gouverneur sich außer Stande, unserem Wunsche, daß
Herr Willem Brugman auch auf dieser Reise uns als Begleiter
beigesellt werden möchte, zu willfahren, da derselbe in Bima als
„Gezaghebber“ bedienstet war, und wir erhielten .als Vertreter der
Regierung und als Dolmetscher allein den damals noch jungen
Schreiber (Djurutulis) am politischen Bureau in Makassar, Abdul
Kader Daeng Patokkong, zur Begleitung, der uns, wie wir
schon berichtet, auch auf anderen Reisen wertvolle Dienste geleistet
hat. Unsere auf frühere Reiseerfahrungen gegründeten
Bedenken, ob diese Vertretung der Regierung gegenüber den
eingeborenen Fürsten genügen werde, zerstreute der Resident,
Herr J. A. G. Brugman, welcher schon selbst. einmal im Orte
Duri, den wir auf unserer Reise passieren sollten, in politischer
Mission gewesen war. Er setzte einen günstigen Ausgang unserer
Unternehmung außer jeden Zweifel.
Unser Troß bestand aus ungefähr siebzig Leuten, meistens
Makassaren, deren Leistungen uns im Verlauf der Reise völlig zufrieden
stellten. Die Träger wurden mit Lanzen und Haumessern
bewaffnet; außerdem führten wir neun Gewehre und drei Revolver
mit uns. Man empfahl uns diese Bewaffnung gegen die Toradjas
des Innern, welche uns als wild und räuberisch geschildert wurden.
Die Witterungsverhältnisse gestalteten sich für die Unternehmung
so günstig als möglich, indem die ganze südliche Halbinsel
sich in der Trockenzeit des Südost-Monsuns befand.
28. Jul i . Von Makassar aus nach Parepare benutzten wir
den Dampfer der Packetfahrtgesellschaft und langten nach einigen
Stunden Fahrt vor dem Ort an, woselbst wir ein neues, hübsch
aus Holz gebautes Haus als Wohilung beziehen konnten. Dieses
war zwar noch unfertig, infolgedessen aber, was üns sehr willkommen
war, schmutzfrei. Mittelst des von uns mitgebrachten
Segeltuches stellten wir einen wohnlichen Raum her und bereiteten
uns vor, dem König von Sidönreng einen Besuch abzustatten,
da uns in Makassar gesagt Worden war, derselbe werde
uns in Parepare erwarten, um uns die nötigen Informationen für