Unter einem überhängenden Felsen gruben wir vergebens,
ebenso in einer sehr gut aussehenden, aber nicht ganz trockenen
Höhle hoch oben am Berghang. Unser Führer zeigte uns nun
eine im Walde versteckte Höhle, nur wenig über der Talsohle
am rechten Hang gelegen und nach Nordwest sich öffnend,
Ululebä genannt; sie war 12 m breit , 4 m tief und ungefähr
ebenso hoch. Der östliche Teil der Höhle war nach Aussage des
Führers vor noch nicht langer Zeit bewohnt gewesen und zwar
mittelst eines Pfahlgerüstes; der Kochplatz war noch zu erkennen,
er befand sich in einer Felsennische etwa i'/g m über dem
Boden; es lag darin frische Asche mit Feldfrüchten.
Wir gruben im westlichen Höhlenteil, wo der Boden bis
gegen 1 m Tiefe vornehmlich aus staubartiger Asche bestand und
fanden wieder zahlreiche Knochenreste und Feuersteinsplitter und
Geräte, darunter sehr hübsche Exemplare gesägter Pfeilspitzen.
Topfscherben fehlten hier. Ebensowenig wie in der Tjakondo-
Höhle konnten wir Reste von Früchten nachweisen, selbst keine
Kokosschalen. Dagegen kamen wiederum einige menschliche;
Reste zutage. !
20. D e c emb e r . Schon vom Beginn unseres Aufenthaltes
an hatten wir den Radja beauftragt, uns den Toäla Langkaüla,
den wir auf unserer ersten Reise hierher kennen gelernt hatten,
wieder zu senden. Heute erst traf er ein, von unserem Bekannten
Batjo begleitet ,7 noch eben so scheu wie früher. Doch gelang
die Unterhaltung jetzt besser, da der Radja nicht anwesend war.
Noch vor einem Jahre — diese Zeitangabe ist nicht wörtlich
zu nehmen -S habe er, sagt er, in einer Höhle gewohnt, oben auf
dem Berg, im der Nähe von Batjo’s Hütte, jetzt aber lebe er in einem
Haus, nicht weit weg von dem des Radja; er sei ledig, da er
nicht die Mittel habe, eine Frau zu unterhalten, auch müsse man
den Eltern der Braut ein Geldgeschenk machen und ein kleines
Fest geben. (Dies ist buginesischer Einfluß.) E r bestätigt sehr
lebhaft die Monogamie der Toäla; auch dürfe die Frau nicht aus
der eigenen Familie sein; der Mann könne die Frau entlassen und
zu ihren Eltern zurückschicken.
Die Toäla verlassen jetzt sämtlich ihre Höhlen und treiben
Ackerbau, Ganz wilde, nur von der Jagd lebende, kennt er keine
mehr. Es bestätigten dies- auch alle anderen von uns darum
Befragten. Im Grunde kann dies auch gar nicht anders sein;
denn die; Vernichtung des Waldes weit herum durch die Bugis
und das Vordringen des Alanggrases haben den Wildstand so
reduciert, daß eine größere Zahl Menschen nicht mehr davon
leben könnten.
„Früher, sagte Langkaüla, waren Toäla und Bugi zwei
Stämme, am einen Ort die Toäla, am anderen die Bugi. Die
letzteren sind aber jetzt hereingekommen, wohnen mit den Töälä
zusammen und vermischen sich mit ihnen“ . Gefragt, ob die
heutigen Toäla solche Mischlinge seien, antwortet er bejahend.
Die alten Toala lebten hauptsächlich in der Gegend der Tinodoe-
Höhle, wo sie Wasser holten; sie bewohnten die Höhlen ohne
Pfahlgerüste, auf hingeschüttetem Gras schlafend. Die Holzgerüste
in den Höhlen kommen von den Bugis her; ebenso haben
die Toäla erst von. den Bugis gelernt, Häuser zu . bauen.
Auf die Frage, ob die Toäla früher nackt gegangen seien,
erhielten wir die Antwort: „Nein, sie trugen den Sunkeli (Schamgürtel)
aus eingetauschtem weißem Tuch“ . . Er selber hatte um
den Leib einen Gürtel aus rohem Bast'geschlungen; das sei der.
Babekeng, sagte er, welcher den Bauch halten soll, wenn man
Hunger hat, also ein Hungerriemen, wie er übrigens in feinerer
Form und aus Tuch hergestellt, auch von den Bugis getragen
wird. Schmuck hatte er keinen an sich, auch keine durchbohrten
Ohrläppchen, wohl aber abgeschliffene obere Schneidezähne.
Arzneien kennt er nicht.
Die Nahrung bilden jetzt die Feldfrüchte, vornehmlich Mais,
früher Wurzeln, Früchte und Blätter des Waldes neben dem Erträgnis
der Jagd. „Früher tranken wir nur Wasser, jetzt gerne
Palmwein, tuwak“ , war seine Antwort auf die Frage nach Genußmitteln.
Haustiere sind Huhn und Hund; Büffel sind zu
wertvoll und werden nur von den Bugis gehalten.
Langkaüla vermochte,- wie wir schon früher konstatiert hatten
S a r a s in , Celebes. II. 1 9