überhaupt noch keine Kunde von einem so gewaltigen Phänomen,
einem Krater von solcher Tiefe und so mächtigen Dimensionen
nach Makassar gedrungen war? Wie ist es ferner zu erklären,
daß der Lompobattang gar nicht der höchste Gipfel ist, wie es
doch von unten her den Anschein hat oder war es am Ende gar
nicht der Lompobattang gewesen, den wir bestiegen hatten? Wir
erhofften vom folgenden Morgen die Lösung mancher Fragen.
Minimaltemperatur 8,5° C.
16. Ok to b e r . Früh war alles in weißgrauen Nebel gehüllt.
Der Wind blies bald von Ost, bald von West und hielt die Massen
in beständig wallender Bewegung. Bei strömendem Regen bestiegen
wir nochmals die gestern schon beklommene Spitze, doch
wieder ohne Erfolg. Unerbittlich blieb alles verhüllt. Unter
Schwierigkeiten befestigten wir eine Flagge auf dem Gipfel, in
der Hoffnung, später von unten auf diese Weise den erreichten
Punkt erkennen zu können. Der Sturm riß sie sofort weg. Da
traten unsere Führer heran mit der Versicherung, der Berg sei
zornig, weil wir im Walde geschossen hätten; wir sollten von
unserem Vorhaben abstehen. Da der Regen den ganzen Morgen
hindurch andauerte und kein trockenes Holz und Moos mehr für
die Feuer zu finden war, mußten wir nachgeben und erteilten
Befehl zum Abbruch des Lagers, in der festen Absicht, bei
besserem Wetter aufs neue unser Glück zu versuchen. Gegen
12 Uhr brachen wir auf, immer noch im Regen und erreichten
um 1/s5 Uhr wieder Errelompoa, wo wir übernachteten, um am
folgenden Tag nach Lokka zurückzukehren.
Die nächste Zeit brachten wir wieder auf unserer Station mit
naturwissenschaftlicher Arbeit zu, dabei immerfort weitere Erkundigungen
über das Gebirge einziehend. Wir hatten bei unserem
letzten Besuch des Berges gesehen, daß der Wawokaraeng die
von uns bestiegene und von den Führern als Lompobattang be-
zeichnete Spitze deutlich überragte. Unser Plan ging nun dahin,
den Wawokaraeng zu besteigen, woraus wir uns eine weitere
Einsicht in den Bau des Gebirgsstockes versprachen. Es wurde
uns versichert, diese Besteigung müsse von Norden her unternommen
werden, und so blieb uns nichts übrig, als den Vulkan
ostwärts zu umschreiten, um an den Nordabhang zu gelangen.
Am 25. Oktober traten wir die zweite Reise an, dieses Mal
in nordöstlicher Richtung. Leise ansteigend umschritten wir den
Lokka-Berg auf seiner Nordseite, immerzu durch offene Graslandschaft,
besäet mit parasitischen Vulkanen. Nach zwei Stunden
erreichten wir Kampong Batu, einen mit starken, fast doppelt
mannshohen Mauern umgebenen Trocknungs- und Aufbewahrungsort
für Kaffee. Die umliegenden Kaffeegärten schienen indessen
im Absterben begriffen zu sein; wir sahen sogar eine
Umzäunung aus gefällten Kaffeestämmchen hergestellt.
Eine weitere Stunde durch welliges Grasland brachte uns
nach dem Örtchen Papepekan, zwischen zwei Vulkanen 1360 m
hoch gelegen. Nun öffnete sich vor uns ein über 400 m tiefer
Flußgraben, auf dessen jenseitigem Plateau wieder eine Reihe
parasitischer Vulkane erschien, unter denen der malerische Mapung
besonders hervorragte. Steile, bewaldete Bergrücken zogen sich
gegen das Hochgebirge hinauf.
Der Abstieg in den Graben war mühsam; unten schäumte
der Bialowe-Fluß über mächtige Rollblöcke zu Tal. An seinem
Ufer, unfern vom Dörfchen Djambi, brachten wir die Nacht zu,
hier nur noch auf etwas über 900 m Meereshöhe.
26. Ok to b e r . Zunächst war der jenseitige Rand des Flußtals
zu ersteigen und die Schlucht eines Nebenflüßchens zu durchschreiten,
worauf weniger coupiertes Gelände folgte. Das Dörfchen
Labo liegt sogar auf ziemlich ebenem Grund, umgeben von
Kaffeegärten, die gerade jetzt in voller schneeweißer Blütenpracht
standen. Die Aussicht ist hier ungemein grandios und weit
freier als bei Lokka. Westwärts genießt man einen schönen
Blick nach den Bergen, aber,, viel reicher noch ist die weite Aussicht
auf die östliche, hügelbegrenzte Ebene, das Meer und die
Insel Saleyer. Labo würde sich vermutlich gut zu einer Erholungsstation
eignen.
Der Bialo, ein starker Gebirgsbach mit klarem, schäumendem
Wasser bildet hier wieder die Grenze zwischen Gouvernements-
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