gibt dem Opfer kleine Stiche mit der Lanze und kleine Haue
mit den Klewangs, so daß es langsam verblutet. Jeder muß
seine Klinge mit dem Blute färben.“ Der Toradja von Central-
Celebes ist eben ein Bild der Natur selbst, abwechselnd freundlich
lächelnd, düster grausam. Sein Charakter ist aus einer anziehenden
und abstoßenden Seite zusammengesetzt; von offener
Vertraulichkeit geht er unvermittelt zu Mißtrauen über. Der
Todesfurcht ist er lebhaft unterworfen, der Ausdruck: ich fürchte
mich, gilt nicht für Schande; darum auch die häufige Ermunterung:
keine Furcht! womit er durchaus nicht beleidigen will;
aber eine Furcht vor dem Jenseits kennt er nicht, obschon er
vom Weiterleben der Seele nach dem Tode fest überzeugt ist.
Er ist Aristokrat; das Leben der Vornehmen gilt außerordentlich
viel, das der Niedern und Sklaven fast nichts. Er ist naiv
grausam.
Es werden uns zwei Stücke Raseneisen zum Verkauf gebracht,
welche ungefähr würfelförmig zugehauen sind. So bringe
man das Roheisen hier in den Handel; es stamme von Rampi,
wo sich ein Sumpf befinde, daselbst werde es aus der Erde gegraben.
Demnach war es gewiß ein Mißverständnis, als uns in
Kulawi am 25. Juli berichtet wurde, in Rampi gäbe es Schwert-
und Lanzenklingen, die nicht aus Eisen bestünden, sondern aus
Stein, oder sollte ein Bergstamm in jener Gegend noch in der
Steinzeit leben? Wir haben die Lage von Rampi auf der Karte
nach Vermutung eingetragen.
Hier wird aus dem Flußsand auch Gold gewaschen; unsere
Leute kauften von dem wertvollen Staube, um damit in Makassar
ein Geschäftchen zu machen.
16. S e p t emb e r . Bevor wir zur Weiterreise aufbrechen,
kommt eine Familie aus Badagajang, um uns eine Wanne schneeweißen
Reises zu übergeben, worin zwei frische Eier nicht fehlten.
Wir nehmen es in Empfang und den schönen Reis durch die
Hand gleiten lassend, geben wir unserem Danke Ausdruck. Da
lispelte das Töchterchen mit dem weißen Stirnband, welches die
Wanne vor uns hingestellt, etwas vor sich hin. Wir fragen darnach;
da heißt es, das Fräulein habe gesagt: „das ist von unserem
eigenen Reis, und ich habe ihn selbst vom Dorf herabgetragen“ .
Es rührte uns, zu sehen, wie dieses Mädchen dadurch uns eine
besondere Ehre erzeigen wollte, daß es den Reis nicht durch
Fig. 50. Frauen und Knaben aus Badagajang.
eine ihrer Sklavinnen hatte tragen lassen, sondern in eigener
Person sich dieser Mühe unterzogen hatte. Rechts auf beifolgendem
Bilde ist unsere junge Freundin, die Prinzessin von Badaga-,
jang, porträtiert.
Wir nahmen noch Abschied von den Fürsten und Vornehmen,
die von Palu uns bis hierher begleitet hatten und nun zurück^
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