und jetzt auf’s neue prüften, nicht zu zählen, nicht einmal die
Finger seiner Hand. Alle anderen Toäla, die wir gesehen, auch
die Frauen, konnten mit mehr oder weniger Leichtigkeit, oder
besser Schwierigkeit zählen.
Die Aussagen dieses noch sehr primitiven Toäla-Mannes
waren uns von großer Wichtigkeit; sie bestätigten auf’s neue die
uns schon völlig sicher stehende Tatsache der Stammverschiedenheit
von Toäla und Bugi und ebenso das Eindringen einer ursprünglich
den Toäla fremden Kultur, der mohammedanisch-
buginesischen, in ihr Gebiet, wodurch ihr Bild schon so starke
Trübungen erfahren hat und .bald zur Unkenntlichkeit verändert
sein wird.
2 1 . b i s 23. D e c emb e r . Anhaltender Regen hielt uns in
der Hütte fest. Trotz allen Mahnungen schickte der Radja keine
Toäla mehr, so daß unsere Untersuchungen, Messungen und photographischen
Aufnahmen stillgestellt waren. Dies begann auch
den Sullewätang von Bone zu verdrießen, so daß er dem Radja
sagen ließ, er werde ihn in Königs Namen um 40 Gulden büßen,
wenn morgen keine Toäla erschienen. Dies blieb nicht ohne
Wirkung.
24. De c emb e r . Der Toäla Ipabätang kam mit seiner alten
Schwester und deren Tochter in’s Lager. Er ist der Ada
(— hadat), der Älteste, von dem uns der Balisao gesagt hatte,
daß er die Opfer bringe. Von ihm durften wir somit am ehesten
erwarten, Wichtiges über die Religion der Toäla zu erfahren. Er
erzählt, er gehe mit den Toäla zu einem gewissen Baum, von
dem er denke, daß ein Geist darin wohne und opfere dort Reis,
Gemüse und Hirschfleisch, um eine gute Ernte zu erbitten; die
Jagd werde eigens zum Zweck des Opfers unternommen; er lege
das Opfer hin, den anderen voranschreitend. Den Namen des
Geistes kennt er nicht; auch sein Vater habe ihm denselben nie
genannt, gesehen habe er ihn auch nie, auch im Traume nicht.
Sein Vater sei auch Ada gewesen, denn das Amt sei erblich;
es könne auch auf eine Frau übergehen, wobei aber ihr Mann
die Funktionen ausüben müsse.
Über diesen primitiven Opfer-Kultus hinaus gingen auch die
religiösen Vorstellungen des Ada nicht, und wiederum mußten
wir uns wundern, wie fruchtlos des Guru Unterricht gewesen war,
Wer war Mohammed? „Ich habe von ihm reden hören, aber ich
kenne ihn nicht.“ Wer hat Welt und Himmel gemacht? „De
uissaeng, ich weiß es nicht“ . Was wird aus der Seele nach dem
Tod? „De uissaeng“ usw.
Der Ada bestätigte, daß
der Guru die Leichen begrabe;
in alten Zeiten habe man sie
verbrannt, aber das sei schon
lange her. Etwas Ähnliches
hatte uns der Balisao gesagt.
Ob hier eine Tradition aus
der Hinduzeit vorliegt, ist
schwer zu sagen. Das heutige
Celebes kennt nirgends den
Leichenbrand.
Aus einem nahen Hause
brachte ein Buginese eine sonderbare,
große Maske; sie
War aus Holz geschnitzt, mit Fil^. 101, Ipabatang, Ada der Toäla,
einem Stiel zum Festhalten,
einem Band zum Umbinden und zwei kleinen Löchern zum Hindurchsehen.
Haare, Bart, Augenbrauen und ein Band über die
Nase waren aus Beuteltierfell hergestellt, die Augen und Zähne
aus Porzellanscherben (Fig. 102). Ein Mann nahm sie vor’s Gesicht,
setzte sich auf die Erde und hüllte sich ganz in seinen
Sarong, nur die Maske freilassend. Die neigenden und drehenden
Kopfbewegungen machten einen wahrhaft gespenstischen
Eindruck. Die Umstehenden lachten; nur der Radja schaute starr,
wie festgebannt, auf die Maske.. „Wenn ich so was des Abends
sähe, würde ich weglaufen“ , sagte er. Wir hielten diese Maske
erst für ein Spielzeug, um kleine und große Kinder zu erschrecken;
im Moment unserer Abreise wurde uns indessen ein zweites, ge-
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