ein Fest abgehalten mit Raegotanz; immerzu ertönte Jodeln und
Rufen bis gegen Morgen. Ein Rudel halb verwilderter Pferde,
welchem die von uns besetzte Grasfläche zur Weide diente, benahm
sich sehr erregt; von Zeit zu Zeit galoppierten sie plötzlich
gegen unsere Hütte an, blieben stehen, betrachteten sie und
stürmten dann schnaubend wieder weg über die vom Vollmond
silbern überschimmerte Grasfläche.
2 1. Ju li. Wir brachen nach dem See auf; der Weg führt
bei dem kleinen Dorfe vorbei, dessen Häuser ärmlich gebaut
sind, nicht wie in Kulawi aus starkem Gebälke, noch auf einem
Holzroste ruhend. Das Dach ist mit den schwarzen Fasern der
Arengapalme bedeckt, und diese überzieht eine graue Gebirgs-
flechte wie mit einer vom Alter hervorgerufenen Patina. Seewärts
verwandelt sich der Pfad in eine tief morastartige Stelle,
einen kleinen, nur aus kotigem Schlammwasser bestehenden Bach,
der durch hohes Binsengras sich hindurchwindet. In einem Einbaum
liessen wir uns diesen hinabschaffen und gerieten nach einigen
Minuten in ein Lotosfeld und damit an die offene Seefläche. Der
See ist, verglichen mit denen des östlichen Central-Celebes, von
geringer Ausdehnung und, obschon in seinen Umrissen fast rund,
läßt sich doch erkennen, daß er mit einer längeren Achse sich
ungefähr in Nordsüd-Richtung erstreckt, dem Streichen der Gebirgsketten
entsprechend. Er liegt mitten im Ostkettenroste, dessen
östliche Reihe sich zum Ngilalaki und in südlicher Fortsetzung
zu einem fast ebenso hohen Rücken, dem Tawalija erhebt. Die
von uns überschrittene Sibarongakette bildet die westliche Begrenzung
der Seenniederung, welche selbst durch Absenkung einiger
Nordsüd streichender Ketten entstanden zu sein scheint. Es läßt
sich erkennen, daß der See an der Stelle liegt, wo der von Norden
her streichende Kettenrost eine sanfte Umbiegung nach Südost
einschlägt. Er scheint auf den ersten Blick von Bergketten rings
umschlossen zu sein; doch ist dies tatsächlich nur an der West-
und Ostseite der F a ll; am Nord- und Südende stellen die scheinbaren
Ketten die Abbruchstirnen von Nordsüd streichenden, in
die Seenniederung abgesunkenen Ketten dar.
Das ist es, was wir zunächst erkannten, und wir ruderten
nun nach der im südlichen Ende des Sees liegenden kleinen Insel
Leboüto (oder Bola), die sich einige Meter hoch über die Fläche
erhebt. Sie ist zum Teil mit hohen Bäumen, zum Teil mit Kulturgewächsen
bestanden; ihre buschigen Ufer sind von Baumfarnen
garniert; da sie dem Südwestufer des Sees sehr nahe liegt, erscheint
sie hier wie stromartig umflossen. Vom Strand aus
Steigt man ein paar Meter erst steil empor, worauf man zu
einigen Häusern gelangt; dann geht der Pfad weiter quer über
die in ihrer Mitte etwas eingesenkte Insel zu einer zweiten größeren
Gruppe von Häusern, in deren Mitte der mit Holzziegeln
gedeckte Lobo steht, das Gemeindehaus für alle umliegenden
Dörfer; denn diese Insel ist der eigentliche Festort der Umgegend
und gilt zugleich als ein heiliger Ort, ein Geistergefilde; zu gewissen
Zeiten kommt die Bevölkerung hier zusammen, um Feste
zu feiern, deren religiöse Weihe durch Vergießen unschuldigen
Blutes erhöht wird.
Beim Eintreten in den Lobo fiel uns für’s erste folgendes
auf: Unterhalb vom Dache ist ein zweites Dachgewölbe eingebaut,
das nichts zu tragen hat; es bedeutet das eigene Haus der Geister
innerhalb des allgemeinen Hauses, wie wir erinnern. Mehrere
Trommeln, mit Reliefskulpturen verziert, hängen umher. In der
Mitte des Gebäudfes erhebt sich eine Säule, an welcher ein Schild
aufgehängt ist; ferner bemerkten wir Ringe aus Rotang an ihr
befestigt, welche dazu dienen, [einen Menschen festzubinden, um
ihn als Opfer zu schlachten; denn diese Säule ist der Marterpfahl
des Lobo. Das Menschenopfer findet statt beim Tode eines
Fürsten, beim Fehlgehen der Ernte, bei herrschender Seuche.
Dann wird ein Mensch aus einem Nachbarstamme hinterlistig eingefangen,
er wird [mit jenen Ringen an den Pfahl gefesselt, und
jeder gibt ihm einen Stich mit der Lanze, bis er verblutet. Nicht
ohne Schaudern sahen wir viele Blutflecke den Säulenstamm bis
zur Kopfhöhe färben.
Eben waren wieder einige Leute auf einem Zug begriffen,
um einen Menschen zu fangen; denn unlängst ist ein Vornehmer