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worden, setzten wir uns auf unseren Feldsesseln in den Schatten
einds wilden Feigenbaumes und warteten das weitere ab. Nach
längerer Zeit kamen sie in malerischem Zuge an, lange Staatslanzen
in der Hand, mit Ziegenhaaren geschmückt. Vier Häuptlinge
eröffneten den Zug, alles schon ältere Herren, die in Ausdruck
und Benehmen auffallend an unsere europäischen, speciell an
französische Bauern erinnerten; sie trugen das Kopftuch mit
einem Zipfel über die Stirn herabhängend, wie jene ihre Zipfel-
Fig. 36. Der Radja von Bangkekau in seiner Tragbahre.
mützen, „le bonnet de coton.“ Und nun wollen wir uns die
Leute zunächst etwas näher betrachten. Der Gesichtsausdruck
der erwachsenen Männer trägt so sehr europäischen Typus zur
Schau, daß wir bei diesem und jenem an einen Bekannten erinnert
wurden; auch sind ihre Gesichter stark individualisiert und waren
deshalb leicht im Gedächtnis zu behalten, im Gegensatz z. B. zu
den Chinesen, die wir schwer unterscheiden. Fast alle sind bartlos,
einer aber trug einen Backenbart wie ein englischer Reverend.
Der Körperbau ist stark, ja plump, nicht vom Kulawi-Typus, der
sich durch Feinheit vor allen anderen heraushebt, übrigens aber
ganz echt malayische Merkmale trägt. Die Toradjas von Bada
aber zeigen, | wenigstens viele unter ihnen, ganz eigenen und zwar
sei es nochmals gesagt, europäischen Typus, besonders auch
einige Frauen. Ihre Augen sind nicht schlitzartig, sondern mandelförmig
offen, die Lippen fein und schmal, die Nasen mit hohem
Rücken, die Backenknochen nicht vortretend. Das Haar ist meist
wellig, doch kommt auch straffes vor. Durchweg sehen die
Leute sehr gut genährt aus. So viel ließ sich in dieser Beziehung
für’s erste, erkennen.
Nachdem die Leute sich gesetzt hatten, trugen wir zunächst
unseren Wunsch vor, etwas Reis einzukaufen, um die Ernährung
während unseres hiesigen Aufenthaltes damit zu bestreiten, über
dessen Lieferung mußte aber längere Zeit verhandelt werden, es
sei keiner vorhanden, es komme zwar auf den Preis gar nichts an,
aber sie hätten ein Fehljahr gehabt; in dieser Weise ging es fort,
bis sie endlich sich dazu verstanden, ein gewisses Quantum herbeizuschaffen.
Es wurde jetzt ein Sack gebracht, und von allen
Seiten zogen die Leute Packetchen hervor., welche sie als Willkommgeschenke
mitgebracht hatten, und die mit Reis gefüllt waren,
so daß der Sack ganz voll wurde. Darauf fragten sie um die
Erlaubnis, ihn uns anbieten zu dürfen. Sie wollten uns augenscheinlich
auf artige Weise überraschen, indem, sie zuerst Vorgaben,
kein Korn Reis zu besitzen, in der Stille aber jeder und
jede ihr Packetchen Reis mit sich hatten und uns nun den großen
Sack voll zum Geschenk machten.
Wir überreichten jedem Häuptling einen Sarong und einen
emaillierten Teller; sodann erkundigten wir uns, unter wessen
Oberhoheit sie hier stünden? Sie antworteten: „Bada ist der
Sklave von drei Herren, von Luwu, Sigi und Palu, eine Grenze
für die Oberherrschaft dieser drei gibt es nicht.“ Wie sie mit
Kulawi ständen? Sie zögerten mit der Antwort und sagten dann:
„Hier sitzen die Pabitjara’s von Sigi und Palu, diese werden euch
die Frage beantworten.“ Es handelte sich hier offenbar um ihre
eigenen Händel mit jenem kampflustigen Völkchen, welche ihre
Oberherren nicht zu wissen brauchten. Wir fragen noch, ob wir