Miene und sagte sehr ernsthaft, es müsse sofort geschehen: „Seht
hinter euch!“ rief er aus; wir wandten uns und erblickten eine
Schaar von Bewaffneten, teils zu Fuß, teils zu Pferd, welche den
Teil des Dorfes, durch welchen wir hereingekommen waren, in
aller Stille besetzt und uns so von unseren Leuten abgeschnitten
hatten. Da erkannten wir, daß wir verraten waren und blieben
ratlos stehen. Der Alte aber ging voraus in der Richtung nach
Sosso, winkte uns und rief: „Kommt!“ Wir gingen ihm nach,
um zu erfahren, was weiter los sei, und sahen uns mit einem Mal
auf demselben Wege, auf welchem wir von Sosso hergekommen.
Der Alte ging noch einige Schritte auf die nächste Anhöhe, von
welcher man den ganzen Talkessel übersehen konnte und rief
uns zu: „Seht hier!“ Wir traten zu ihm und sahen zu unserem
Erstaunen eine sehr große Menge von Fußgängern und Berittenen,
alle bewaffnet, im Talkessel versammelt; es dürften zusammen
wohl gegen 500 Mann gewesen sein. Als der Alte uns nun merken
ließ, daß er uns, falls wir den Weitermarsch erzwingen wollten,
werde angreifen lassen, da schien es uns völlig hoffnungslos zu
sein, allein mit der uns umringenden Menge den Kampf aufzunehmen,
denn sehr viele von unseren Gegnern waren mit zum
Teil ganz neuen Beaumontgewehren bewaffnet, und außerdem
verspürten wir nicht die mindeste Lust, unser Leben unnütz dranzugeben.
Wir standen deshalb von unserem Vorhaben, weiterzuziehen,
ab, versahen uns aber gleichwohl von der uns im Talkessel
erwartenden Menge keines Guten. Dies bemerkte der Alte,
rief: „Keine Sorge“ und machte, den ausgestreckten Arm im
Kreise schwingend, Zeichen in die Ferne. Daraufhin wandten
die Reiter sogleich ihre Pferde, ordneten sich zum Zuge und
ritten, einer hinter dem ändern, langsam vor uns nach Sosso ab.
Wir selbst aber, von hinten und zu beiden Seiten von berittenen
Lanzenträgem und von Leuten zu Fuß, die mit Gewehren bewaffnet
waren, begleitet, zogen als Gefangene ab nach Sosso,
nachdem der Alte uns noch zugeraunt hatte: „morgen müßt ihr
in einem Zug nach Enrekang.“ So kehrten wir, mit Gewalt zurückgeholt,
einem schön gebirgigen und dicht bevölkerten Lande
den Rücken, und die Pforte, welche uns den Weg zu wertvollen
geographischen und ethnologischen Entdeckungen hätte öffnen
sollen, schloß sich hinter uns zu. Wir wurden in das Dorf Sosso
eskortiert, wo wir vor dem Hause des Radja innerhalb der Mauern
unsere Hütte aufschlugen, als nach und nach unsere zurückgebliebenen
Träger eintrafen. Der Platz füllte sich dicht mit Menschen
an, die jedoch mit Einbruch der Nacht vom König Befehl
bekamen, sich zu entfernen, worauf man uns bis zum folgenden
Morgen unbehelligt ließ; auch wurde kein Versuch gemacht, uns
die Waffen abzunehmen. Ein Eingeborener, den wir fragten, was
sie denn getan hätten, wenn wir trotz alledem weitergezogen
wären, antwortete: „Wir hätten zuerst Steine geworfen, dann
hättet ihr geschossen, und dann —“ ist zu ergänzen: hätten
wir euch niedergemacht und dem Gouverneur gemeldet, ihr hättet
angefangen.
Hier konnten wir Blasrohre erwerben mit Pfeilen, deren Spitze
gabelförmig zugeschnitzt und mit Gift bestrichen war, auch Lanzen,
mit drei Spitzen seltsam bewehrt.
13. Au g u s t . Es war uns angezeigt worden, daß wir im
Laufe des heutigen Tages bis nach Enrökang zurückmarschieren
müßten, wogegen wir uns zwar auflehnten, aber doch früh um
6 Uhr zum Abmarsch bereit standen. Unsere Gegner indessen
schliefen noch; denn die Eingeborenen stehen allgemein nicht
gerne vor 8 oder 9 Uhr auf, da sie nachts bis I oder 2 Uhr beim
Spielen sitzen oder mit Schwatzen sich die Zeit vertreiben. So
zogen wir zunächst ohne Eskorte ab; bald aber folgten viele zu
Pferd und zu Fuß nach. Noch um halb neun Uhr war in den
Dörfern, welche wir durchzogen, alles still. gis langten wir am
Lura-See an und ließen uns hier zu kurzer Rast nieder, um auf
die zurückgebliebenen Kulis zu warten. Wir erklärten hier
unseren Begleitern, daß wir auf keinen Fall heute bis Enrekang
marschieren würden, es sei zu weit für uns und unsere Leute.
Man bot uns Pferde an; wir antworteten indessen, wir wollten
uns nicht von unseren Leuten trennen, die unmöglich heute noch
das Gepäck bis nach Enrökang zu schleppen vermöchten. Wir