Geschrieben zu Patiro, den 3. Muharram 1329 ( = 12. April
1902).“
Ebenso wie der Gouverneur, warnte auch Brugman uns davor,
die Reise nach der Ostkette unter diesen Umständen fortzusetzen;
sollten wir selber gesund durchkommen, so könnten doch von
den Kulis der eine oder andere die Krankheit auf lesen, und wir
riskierten dann, sie nach Makassar einzuschleppen; er sei einmal
mit seinem Bruder, dem Residenten, in Sidenreng gewesen, als
dort die Cholera wütete, er habe die Leute auf dem Passar zu
Boden fallen sehen, und überall sei nichts als Weinen und Wehklagen
gewesen; nur mit größter Mühe hätten sie Leute bekommen
können, um nach Parepare zurückzureisen.
Von alledem ganz abgesehen, war der Wunsch des Gouverneurs
uns Befehl, und wir beschlossen, nach Makassar zurückzukehren,
vorerst aber noch zu versuchen, etwas Näheres über
die Toäla in Erfahrung zu bringen.
Am Rande des Sawahkessels von Bontorio, unserem Standorte
gerade gegenüber, sahen wir ein graues Gestein anstehen;
wir ließen davon holen, es ist ein hellgrauer, marmorisierter Kalkstein;
der Kessel stellt also eine Kalkmulde dar, sein Durchmesser
mag 1/a km betragen.
Das große Kulturtal, welches sich zwischen dem Pik von
Bantaeng und dem Bowonglangi durchzieht, und auf welches wir
von der Spitze des letzteren hinabgeblickt hatten, gehört zum
Reiche Gowa. Da dessen Bewohner von unserem Hiersein vernommen
und geglaubt hatten, wir würden sie zu besuchen kommen,
so hatte sich das Haupt des dortigen Dorfes Balasuka aufgemacht
und war nach Bontorio gekommen, um uns zu begrüßen und zu
melden, daß auf Befehl des Königs von Gowa in Balasuka ein
Haus für uns bereit stehe; der Weg dahin führe östlich vom
Bowonglangi durch, in einem Vormittag sei es zu erreichen.
Dieser zuvorkommende Mann war der Bruder des Radja von
Bontorio, und er schalt diesen letzteren als unverschämt, daß er
nicht zu Besuch gekommen sei. Abends kam dann auch Meldung,
der Bontorio werde mit Eintritt der Nacht erscheinen; doch ließ
Brugman ihm sagen, daß wir ihn nicht mehr empfangen würden.
28. Ap r i l . Wir durchschritten den Abflußbach des Kulturkessels
von Bontorio an der Stelle, wo er den nördlichen Riegel
durchsägt hat, infolgedessen der ursprüngliche See sich entleerte;
dann auf den Riegel selbst hinauf (ca. 825 m); der Weg ist auch
für Pferde gut begehbar. So weiter durch Täler und über Höhen
in eine Savannenlandschaft, eine Alangwüste ohne Baum und
Strauch, nirgendwo in Kultur gezogen. Das Gestein war Kalkstein,
und zwar lasen wir an einer Stelle ein Handstück auf, fast
ganz aus schönen Nummuliten von U/s cm Durchmesser bestehend,
ein seltener, aber sehr willkommener Fund, uns zeigend,
daß auch diese Kalkmassen, wie die nahe der Westküste, der
Nummuliten-, also der Eocänformation der Tertiärzeit angehören.
Die Paßhöhe gegen das Walannae-Tal erreichte ca. 950 m.
Als wir um 1 Uhr b£i einem Wäldchen anlangten, beschlossen
wir Halt zu machen; denn mitten unter den kühlen Bäumen
sahen wir eine, tiefe, klare Quelle entspringen, von Steinen sauber
eingefaßt, worauf wir erfuhren, es sei dies der Brunnen des nahen
Dorfes Birue. Darauf merkten wir, daß allerhand Nutzbäume,
darunter Kokospalmen, unter die Waldbäume gemischt standen.
Unter diesen fiel ein Ficus dadurch auf, daß ein Kreis von Steinblöcken
ihn umgab; der Baum gilt für heilig; es hieß, ein Fürst
sei hier begraben; doch könnte diese Verehrung des Feigenbaumes
auch aus jener Zeit stammen, wo der Hinduismus auf
Java herrschte und auch auf Siid-Celebes sich geltend machte,
bis der Mohammedanismus ihn verdrängte; daneben ist die Verehrung
gewisser Bäume, der Baumdienst, bekanntlich eine äußerst
alte und allgemeine Erscheinung. Es kam uns der Gedanke:
Würde nicht dieser Steinkreis, wenn der Baum, den er umschließt,
einst gefallen und durch Vermoderung verschwunden sein wird,
höchst rätselhaft erscheinen und als Cromlech bezeichnet werden?
29. Ap r i l . Der Weg zog sich langsam hinab in die
Walannäe-Ebene; bei ca. 300 m Höhe durchschritten wir den
kleinen Fluß Salu Matadjang, worauf wir unten in der Ebene