mit Hahnenfedern verzieren. Lamatti klagte über die Heftigkeit
der zur Zeit herrschenden Fieberepidemie, er habe zwei Kinder
daran verloren.
Wir fanden bald Gelegenheit, die Verwendung der spiraligen
Bronzeschwerter seitens der heidnischen Priester selbst zu sehen.
Auf einem freien Platze unweit vom Fluß hielten Balians Tänze
ab, um Kranke zu heilen, von denen sie gerufen waren. Der
Patient saß auf einer Matte unter einem Baldachin mit einigen
Leuten neben sich. Um diese kleine Gesellschaft führten nun
sowohl einige Priester, als Priesterinnen einen trippelnden Tanz
auf, wobei wütig auf das Tamtam geschlagen wurde; eine eigentliche
Tanzfigur war nicht zu bemerken, es war blos ein Herumtrippeln,
ohne viele Körperwendungen. Die Priester trugen das
Spiralschwert der linken Kopfseite angedrückt, mit der Spitze
nach vorne und festgehalten durch ein aus Fuja bestehendes
Kopftuch, aus welchem ein Büschel von zurechtgeschnittenen und
mit bunten Läppchen, verzierten Hahnenfedern hervorschaute. Die
Priesterinnen erschienen in weiße Fujajäckchen gekleidet und
trugen Binden im Haar. Sodann wurde einer Ziege der Hals
durchschnitten und ihr, während sie noch strampelte, eine Lanze
in die Kreuzgegend gestoßen, an deren Schaft alle Priester und
die Kranken die Hand legten; man dachte sich wohl, daß so der
Krankheitsdämon in die Ziege fahre. Darauf ging das Tanzen
von neuem an, bis eine Priesterin rücklings zu Boden fiel. Man
bemühte sich jetzt sehr um sie unter mitleidigen Geberden und
Blicken, bis sie wieder zu sich kam, worauf sie aufstand und
weiter tanzte. Auch ein kleines Mädchen sahen wir mittanzen.
Unsere Leute aus Makassar sahen auf die Toradjas wie auf
Wilde herab; einer unserer Kulis machte sich den Scherz, als
Toradja verkleidet umherzulaufen; er hatte sich ein gewaltig
langes, aus Bambus gefertigtes Schwert in der Weise an die
Seite gebunden, daß es quer nach hinten hinausstand; dazu führte
er eine hölzerne Lanze, und über sein Sitzteil hatte er sich ein
Brettchen gehängt, entsprechend dem Sitzfell der Toradjas, das
nun bei der absichtlich angenommenen plumpen Gangart fortwährend
auf- und niederklappte zum unendlichen Vergnügen der
Zuschauer. Also hier wieder, wie in Sakedi, der Trieb der Menschen
zur Nachahmung und die Freude der Zuschauer am Nachgeahmten
als causaler Ursprung des Schauspieles.
15. A u g u s t . Große Aufregung: man sieht eine Rauchwolke
am Horizont! Wir eilen nach dem Strande und sehen den „Schwan“
hereinfahren; langsam steuert er bis nahe zur Flußmündung,
worauf Niels und Abdul Kader uns die freudige Botschaft bringen,
auf dem Schwan befinde sich der Resident Brugman in Begleitung
einiger Officiere, und noch diese Nacht werde der Gouverneur
eintreffen auf dem Panzerkreuzer „Utrecht“ mit dreihundert Mann
Land- und Seetruppen. Sogleich ruderten wir an Bord, um die
Herren zu begrüßen. Zugleich mit uns kam der Fürst von Palu
an Bord, er zeigte sich sehr nervös und mißbehaglich; er wolle
dem Sigi persönlich Botschaft überbringen, sagte er. Auf dem
Schwan fröhliche Begrüßung und Erzählung unserer Erlebnisse.
Dann kam der Resident mit uns nach Palu, wo er in einem
für ihn frei gemachten Hause Quartier nahm.
16. A u g u s t . Mit Sonnenaufgang sahen wir den blendend
weißen Kreuzer „Utrecht“ auf der Bai schimmern, und wir ruderten
nach dem Kriegsschiffe, wo der Gouverneur uns im Salon empfing
und mit heiterem Lachen begrüßte. Er wies darauf hin, daß die
militärische Expedition in Gang zu setzen, einen Depeschenwechsel
mit Buitenzorg nötig gemacht habe; doch sei er gleich
nach Empfang unseres Schreibens, welches am 8. August eingetroffen,
eifrig tätig gewesen, um rasch zu handeln, was durch
den Umstand, daß der „Utrecht“ gerade auf der Reede vor
Makassar lag, sehr begünstigt wurde. Er hätte am liebsten gleich
zwei Kriegsschiffe mitgebracht, um möglichst kräftig demonstrativ
aufzutreten, weil er besorge, daß durch ein notwendig werdendes
gewaltsames Eingreifen unsere neue Reise erst recht gefährdet
werden könnte, da alsdann der Fürst von Sigi möglicherweise
dazu schreiten könnte, Repressalien an uns ausüben zu lassen.
Dennoch möchte er diesem Fürsten einen empfindlichen Schlag
gerne gönnen, und das Militär zeige große Lust, in’s Innere zu