gewisses Ansehen, und dann halten sie die Leute doch vor Anfällen,
die sie vielleicht sonst unternehmen würden, zurück. So
wenig hoch nämlich der Malaye das Leben seines Mitmenschen
schätzt, so lieb ist ihm das eigene. Unserer guten Bewaffnung
haben wir es wohl zu verdanken, daß wir nie in den Fall gekommen
sind, davon Gebrauch zu machen und auf Menschen zu
schießen. Im Süden der Insel ferner sind die Gewehre ein angenehmer
Schutz gegen das zahlreiche Räubergesindel.
Wir hatten bei unseren schweren Reisen zu unserem persönlichen
Schutze jeder einen leichten Repetierkarabiner, wie sie die
deutsche ostafrikanische Schutztruppe im Gebrauch hat und je
einen Revolver. Weiter führten wir zwei Jagdgewehre mit und für
unsere Leute 4—6 Beaumont-Gewehre. Wir wählten diese holländische
Waffe, weil man sich an allen größeren Orten leicht
Munition beschaffen kann, was für andere Modelle nicht gilt.
Wir hatten die Gewohnheit, nachts immer einige Leute auf
Wache zu haben und in gefährlichen Gegenden mehrere Posten
um unser Lager aufzustellen. Die Wächter bekamen wohl Gewehre,
aber keine Munition. Wenn sie etwas Beunruhigendes
bemerkten, mußten sie uns wecken. Wir vermieden hierdurch
unnötige Alarmschüsse. Überdies kann es der Eingeborene nicht
lassen, beständig am Gewehre herumzuspielen, wodurch leicht ein
Unglück geschehen kann. Die Patronen für die vielen Gewehre
beschwerten unser Gepäck auf lästige Weise.
Geld und Tauschwaaren.
Banknoten haben naturgemäß nur im Gouvernementsgebiet
und auch da nur an größeren Orten, wo Kauf leute sitzen, Kurs;
im Innern werden sie als wertlose „Fuja“ angesehen. Man muß
daher alles Geld in Silber mitnehmen, was eine unangenehme
Last bedeutet. Holländische Reichstaler (2V« As.) haben fast
überall einen guten Klang; schwieriger ist es schon mit Gulden-
und halben Guldenstücken, welche nicht überall angenommen
werden. Ohne Tauschwaaren kann man daher nicht auskommen;
namentlich sind sie sehr praktisch für den Einkauf von Lebensmitteln.
Ein Huhn z. B. war meistens für ein Kopftuch, manchmal
auch für eine leere Flasche zu erhalten. Ganz vorzügliche
Dienste leisten aber Tauschartikel beim Sammeln ethnographischer
Gegenstände. Ein schön bemalter Baumbastsarong ist ohne weiteres
gegen einen aus Tuch einzutauschen, während sonst lange.
Verhandlungen über den Preis nötig sind usw. Die am meisten
geschätzten Waaren sind europäische Stoffe, Sarongs und Kopftücher,
auch einfache weiße Leinwand, ferner Glasperlenbänder,
billige Schmucksachen aller Art, dann europäische Messer und
Metallteller, wohlriechende Seifen und Odeurs in schönen Flacons.
Alle diese Dinge haben nur den einen Nachteil, daß sie ein ziemlich
großes Gewicht repräsentieren.
Geschenke.
Die eben aufgezählten Gegenstände eignen sich selbstverständlich
auch recht gut zu Geschenken für kleine Dienste. Den
mohammedanischen Fürstlichkeiten muß man aber besseres anbieten;
Seidenstoffe zu Kleidern, versilberte Becher und Servierbretter
waren immer willkommen. Am meisten aber schätzen
sie Gewehre. Wir haben mehrmals den uns begleitenden Würdenträgern
ein Beaumont-Gewehr zum Abschied gegeben und bemerkten
immer, daß ihnen dies am liebsten war.
Medicinisches.
Wir hatten Auftrag gegeben, daß allabendlich der Mandur
die kranken Leute vor unsere Hütte bringen sollte; aber trotz
strengen Befehlen haben wir es nicht dazu gebracht, daß die
Leute im Anfangsstadium ihrer Übel sich meldeten. Es war
daher diese Feldklinik eine ziemlich undankbare Arbeit.
Die hauptsächlichsten inneren Krankheiten waren Malaria,
Dysenterie, Husten und Gelenkrheumatismus. Chinin war neben
Ricinusöl das am meisten verabfolgte Mittel, und wenn die Leute
die Energie hatten, auch nach dem Aussetzen des Fiebers noch
einige Tage lang ihre Dosis bei uns zu holen, so erfolgte regel