IX.
Makassar und Süd-Celebes.
E in le i t u n g .
(F. S.)
Hierzu Karte X.
Nachdem wir vom 26. Juni 1893 bis zum 7. Mai 1895, also
fast zwei Jahre lang, unser Hauptquartier in d ir Minahassa gehabt
und die Naturgeschichte von Nord-Celebes nun in allgemeinen
Umrissen kennen gelernt hatten, beschlossen.wir, nach
Makassar überzusiedeln, um uns dem Studium der südlichen Halbinsel
zuzuwenden. Am 25. Mai 1895 trafen wir mit unserem
ganzen Hausrat in Makassar ein.
Der Ort war uns nicht neu, da wir schon vor unserer ersten
Central-Celebes-Reise einige Zeit dort zugebracht hatten. Von
jetzt an aber blieb Makassar unsere feste Station bis zum Ende
unseres Celebes-Aufenthaltes am 5. April 1896, und ebenso war
es während unserer zweiten Celebes-Expedition vom I. März 1902
bis zum 8. April 1903 der Ausgangspunkt unserer Reisen. Wir
sind demnach mit dieser Stadt sehr vertraut geworden. Trotzdem
können wir nicht rühmen, daß sie uns viel geboten hätte;
denn ihre Lage ist eine sehr unbedeutende, im flachen Lande.
An klaren Tagen sind zwar die Gebirge der südlichen Halbinsel
wohl zu sehen. Der spitze Pik von Maros im Norden und fern
im Südosten der Pik von Bantaeng stellen ihre markantesten Erhebungen
dar.
Die nähere Umgebung der Stadt bilden Reisfelder ohne Ende,
die im Sommer staubtrocken daliegen und im Winter, wenn sie
unter Wasser stehen, eine unerschöpfliche Brutquelle von Mos-
kiten sind, welche das Leben sehr verbittern.
Makassar liegt an einer flachen B a i; eine Anzahl vorgelagerter
kleiner Inselchen schützen die Reede vor allzu heftigem Seegang,
so daß die Schiffe direkt an Landungsbrücken anlegen können.
Während unseres zweiten Aufenthaltes wurden gerade mit bedeutenden
Kosten die Hafenbauten verbessert.
Die Stadt besitzt wenig, was sie von anderen Städten des
tropischen Ostens unterschiede. Ihren Hauptschmuck bilden zwei
breite, gerade Alleen, die eine von mächtigen Tamarinden, die
andere von Canarium-Bäumen beschattet, der „hooge pad“ und
der „Heerenweg“ , an welchen die meisten Wohnungen der Europäer
stehen. Große Grasflächen, vor allem der mächtige „Ko-
ningsplein“ , sollen als Luftreservoire dienen. Dicht am Hafen erhebt
sich aus freier Fläche das alte Fort Rotterdam mit seinen
hohen, malerischen, armierten Steinwällen; es umschließt die Garnisonsgebäude
und Magazine. Fort Vredenburg, mehr inlands
gelegen, dient nicht mehr als Festung, sondern nur noch als
Kaserne.
Den Kern der Stadt bildet die längs des Meeres sich hinziehende
„Passerstraat“ . Hier liegen die Kontore und Packhäuser
der europäischen Kaufleute und die Läden der chinesischen Händler.
Die einstöckigen, dicht aneinander gebauten Häuser könnten
an eine europäische Stadt erinnern, wenn nicht die zwischen den
Mäuern sich fangende Hitze allzudeutlich die tropische Lage verkünden
würde. Nach allen Seiten hin, vornehmlich nach Nord
und Süden zu dem Meere entlang, löst sich die Stadt in eingeborene
Kampongs auf, wo die Häuser nicht mehr in zusammenhängenden
Reihen stehen, sondern von Baumgärten, namentlich
Kokoshainen, umschlossen sind. Weder Eisenbahn, noch Tram-
way’s stören den Frieden des Ortes.