gebiet und Gowa. Die jenseitige Steilhalde des Flußtales ersteigend,
erreicht man den ersten Gowa’schen Ort, Boronrapoa.
Es ist kein eigentliches Dorf, sondern ein sogenannter Passar-
(Markt) Platz, wo in bestimmten Zeitabschnitten, alle 5 oder
14 Tage, die Leute der Umgegend Zusammenkommen, um ihre
Waaren zu verkaufen oder zu vertauschen. Reihenweise stehen
kleine Meßbuden da, und ein eingehegter Platz für Hahnenkämpfe
darf dabei nicht fehlen. Heute stand alles leer, da nicht Markttag
war.
An einem nahen Bache schlugen wir um 2 Uhr die Hütten auf.
27. Ok to b e r . Die Wanderung um den Gebirgsstock würde
eine sehr genußreiche sein, wenn nicht die Flanken des Berges
von so vielen und tiefen Wasserrunsen durchfurcht wären, welche
ein beständiges Hinab- und Hinaufsteigen notwendig machten.
Namentlich am heutigen Tage folgte Tal auf Tal. Wald fehlte
durchaus, und die Hitze steigerte sich an den kahlen Steilwänden
fast unerträglich. Mehrmals kehrte die seltsame Erscheinung
wieder, daß breitere Täler von einer Reihe radiär gegen den
Hauptberg gerichteter, parasitischer Vulkane eingenommen und
auf diese Weise geteilt wurden. Wir verzichten auf eine Wiedergabe
der vielen Fluß- und Bachnamen; die wichtigsten sind auf
unserem Kärtchen eingetragen.
Öfters begegneten wir schön bebauten Kulturflecken und
Dörfchen in tiefen Tälern und Kesseln; der bedeutendste Ort
war der Marktfleck Kawaija. Beim Flusse Baiantieng überschritten
wir auf’s neue die Grenze von Gowa und des holländischen
Regierungsgebietes, welche beide um den Pik herum auf’s
wunderlichste ineinandergreifen, fast wie die Finger zweier zusammengefalteter
Hände.
An der linken Wand des genannten Flußtales stiegen wir
auf einem gratartigen Rücken hinan und übernachteten beim
Örtchen Kalimbu in einer Höhe von gegen 1400 m. Da wir uns
nun dem Hochgebirge wieder näherten, kamen abends unsere
Führer mit der dringenden Bitte zu uns, wir sollten von morgen
an nicht mehr schießen und dem Berge keine Steine mehr entnehmen;
Pflanzen dürften wir dagegen sammeln; wir hätten ja
am Lompobattang erfahren, wie der Berg uns gestraft habe. Wir
versprachen darauf einzugehen und haben es auch gehalten.
Glücklicherweise gelang es noch, in der Nacht ein großes
Wildschwein zu erlegen, das uns für die folgenden Tage mit
Fleisch versorgte. Minimaltemperatur 14 0 C.
28. Oktobe r . Wir traten nunmehr in den Hochwald des
Gebirges ein, einen dichten Forst von hoheri, aber nicht sehr
starken Stämmen; die Sonne beschien nur spärlich den Waldboden.
Eine ganze Reihe steiler Bachschluchten mußten passiert
werden. Nach Überschreitung eines kräftigen Waldrückens tat
sich vor uns ein großer Kulturkessel auf, von Hochwald umsäumt.
Hier lag das Dörfchen Tasosso in etwa 1580 m Höhe.
Die guten Häuser deuteten auf Wohlhabenheit der Bevölkerung
hin; vor mehreren waren große Gerüste errichtet, um Maiskolben
an der Sonne zu trocknen; auch sahen wir Pflanzungen von
Kartoffeln, Bohnen und Bergreis.
Der Wawokaraeng, an dessen Nordfuß wir uns nunmehr
befanden, erschien von hier aus als kurzer, plumper Rücken,
nicht als Spitze. Wir erfuhren, daß der Berg von Eingeborenen
viel bestiegen werde; zuweilen zögen in einer Woche drei Par-
tieen hinauf, um oben Opfer zu bringen. Der Berg spielt also
offenbar eine verwandte Rolle, wie auf Ceylon der Adam’s Pik mit
der berühmten Fußmarke. Unserem Zuge schloß sich hier ein
altes Männchen an, das eine Art von Bergpriester oder Hüter des
Berges zu sein schien.
Auf’s neue umfing uns Hochwald mit moosbedeckten Stämmen.
Das Steilufer eines kleinen Waldbaches war von prächtigen Farnen,
zwei Lomaria-Arten, so dicht überzogen, daß es aussah wie ein
herabstürzender Wasserfall. . Die jungen Wedel prangten in
frischem Kirschrot und brachten einen herrlichen Farbenton in
die grüne Kaskade.
In etwa 1700 m Höhe schlugen wir die Hütte für die Nacht.
Mehrere seltene und neue Vogelarten wurden hier beobachtet;
wir blieben aber dem Versprechen treu, nicht zu schießen.