merkenswert, daß wir in anderen Gegenden der Insel dieser
Baumarchitektur nicht begegnet sind, wonach es doch den Anschein
hat, als ob eine alte Tradition sich hier erhalten habe.
Wir übernachteten in Kadjang, vom Kontrolleur Goedhart
freundlich empfangen.
3. Janu a r . Südlich von Kadjang passierten wir einen Gräberplatz
mit großen, wohlbehauenen und mit Reliefornamenten bedeckten
Steinen; die beschriebenen Baumhäuschen blieben häufigj
sonst bot der Weg des Interessanten wenig. Schwärme weißer
Kakadus belebten die Gegend.
In Tiro an der gleichnamigen Bai richteten wir uns für einen
mehrtägigen Aufenthalt ein, um von hier aus Exkursionen zu
unternehmen. Dichte Wolken giftig und brennend stechender
Moskiten machten die Abende zur Qual.
4. J anu a r . Mit einer leichten Prau ruderten wir nach dem
weit vorspringenden Kap Tiro hinaus. Auf der bei Ebbe trocken
gelegten Abrasionsfläche zeigte sich reiches Tierleben. Der Kalkstrand
war durch die Elutwelle tief ausgehöhlt, so auch einzelne
mächtige, freistehende Felsblöcke. Von schmaler Basis erhoben
sich diese wie Riesenpilze aussehenden Gebilde, auf ihrem Rücken
mit leichtem Buschwald bekleidet.
Wir besuchten eine kleine Strandhöhle südlich vom Kap Tiro,
mit Namen Samboang; sie lag etwa 6 m über dem Boden, eine
Bambusstange mit Holzsprossen diente zum Hinaufklettern. In
der nur wenige Quadratmeter Bodenfläche haltenden und zum
Aufrechtstehen zu niedrigen Höhle lagen einige alte, verwitterte
und zerfallene Holzsärge und dabei ein Sarg neueren Datums
oder vielmehr eine rohe Kiste. Diese war angefüllt mit Schädeln
und Knochen; andere Gebeine lagen frei am Boden herum. Dabei
fanden sich Scherben chinesischen Porzellans und einige Thongeschirre
von einer uns bisher unbekannten Form (Fig. 107), Aus
der Mitte eines flachen, runden, kissenartigen Bauchstückes erhebt
sich ein Hals mit weiter Öffnung; seitlich findet sich der Ansatz
einer Ausgußrohre.
Die Schädel zeigten alle die Eigentümlichkeit, daß das Hinterhauptsloch
mehr oder weniger stark künstlich erweitert war; bei
einigen war die ganze Hinterhauptspartie weggebrochen. Es beweist
dies, daß die Toten nicht ursprünglich hier begraben worden
sind, sondern daß sie erst später als Skelette hierher gebracht
wurden. Das erweiterte Hinterhauptsloch diente offenbar zur
Entfernung des Gehirns. Man darf annehmen, daß ähnlich wie
heute noch bei vielen Torädja’s von Central-Celebes, die Leichen
zuerst begraben und dann Später zur Feier eines Totenfestes
Fig. 107. Thongefaß aus der Totenhöhle Samboang,
ca. V* nat. Größe.
wieder ausgegraben worden sind, wobei dann die Knochen von
den noch anhaftenden Fleischteilen gereinigt und die Schädel
der nur langsam verwesenden Hirnmasse entledigt wurden. Wir
erfuhren denn auch von dem uns begleitenden Dorfhaupt von
Tiro, daß es sich hier um einen Totenplatz aus vormohammedanischer
Zeit handle.
5. J anua r . Heftiger Regen hielt uns leider im Zelte fest.
Die Leute hier herum haben sehr einfache Lanzen, aus einem
Bambusschaft bestehend, dem ein langer, vierkantiger Eisennagel
eingesetzt ist; mit dieser Waffe kann einer sehr gut von unten
in ein Pfahlhaus hineinstechen. Das Leben ist in Tiro billig;