dienend; dann aufwärts über rundliche Hügel und Berge, auf
deren Grasboden das Vieh die gleichen Netze von Pfaden aus-
tritt, wie bei uns im Gebirge; ein kurzes, saftiges Gras wächst
hier, nicht das grobe Alang wie anderwärts. Hier lasen wir Kalksteine
auf, die schon für’s bloseAuge sichtbare Nummuliten enthielten,
die frühtertiäre Natur der anstehenden Kalksteinmassen
verratend.
In der eingeschlagenen Richtung stiegen wir weiter empor,
bis wir bei ca. 450 m Höhe zum Örtchen Kau gelangten, wo wir
nach der erstickend heißen Luft der Ebene prächtige Bergluft
atmeten. Von hier aus läuft der Weg in großem Bogen auf den
Pik von Maros zu, welcher das südwestliche Ende eines weiten
Bershalbcirkus bildet. Um diesen herum, seewärts vom Kamme,
läuft der Weg, und wir gelangten nach Marangka, einigen Häusern
am Fuß des Piks in ca. 700 m Höhe. Ein Saumpfad führt von
Tjamba hier vorbei nach Maros hinab; Saumtiere, mit Glocken
am Halse, wurden vorbeigetrieben. Unweit, in derselben Höhe,
fanden wir noch ein Kalksteinriff anstehend; sonst befanden wir
uns jetzt im Gebiet des Eruptivgesteines, aus welchem auch der
vor uns sich erhebende Kegel des Piks von Maros besteht. Sein
eingeborener Name ist Bulu Saräung. Als wir ihn erstiegen, erstrahlte
er im Gold der Morgensonne; aber bei der großen Steilheit
seiner grasbewachsenen Halden war es eine heiße Arbeit;
es galt, zwei steile Absätze (nach Messung ca. 40° Steigung) zu
überwinden, bis wir bei 1100 m Höhe in ein Wäldchen mit einem
Bestand zierlicher Arekapalmen gelangten, wo eine Stelle, von
Bäumen gelichtet, freie Aussicht gewährte; doch hatten wir damit
noch nicht den höchsten Gipfel erreicht, obschon die Führer
behaupteten, wir seien jetzt oben, es bestehe kein Weg weiter
hinauf. Wir gingen selbst vor und fanden bald einen guten Pfad,
welcher uns über einen Grat nach der Spitze brachte. Niedere
Bäumchen, meist Vaccinium-Arten, hinderten nicht die Aussicht
auf die Küste und die Korallenriffschwärme des Spermonde-Meeres.
Wie ein grünes Meer nahmen sich die Reisfeldermassen der
Küstenebene aus. Merkwürdig war der Blick auf die Kalkfelsen
am Fuß des Gebirges; wie riesige Schwämme erschienen sie,
rundliche, durchfurchte und durchlöcherte Massen bildend, meist
von niedrigem Wald überzogen.
Die Pikspitze, auf der wir standen, gilt für heilig; zuweilen
bringt man hier oben dem Berggeist Opfer da r; wir sahen die
Teile eines verwitterten Holzaltars am Boden liegen; unsere Sirih
kauenden Führer wagten es nicht, auf den Boden zu spucken,
sondern nahmen den Auswurf mit sich hinab. Außer den erwähnten
Heidelbeerbäumchen zierten den Gipfel hübsche Farnkräuter,
eine Orchis, ganz von rotbraunen Haaren umhüllt, also
im Gebirgskleide, ein rosig blühender Strobilanthes-Busch und die
kletternde Rotangpalme; ein weißes Veilchen erinnerte an europäische
Flora. Die Felsen waren von schwarzen Flechten über-
krustet. Dieser Gipfel ist auch von Tieren belebt; wir sahen die
Spuren des Hirsches, wir hörten den Ruf eines Kuckucks, aus dem
Gebüsch tönte es wie Amselschlag. Einen riesigen Regenwurm
(Amyntas jampeanus bonthainensis Benh.) fanden wir in zwei
Exemplaren. Die Höhe des Gipfels maßen wir mit Aneroid zu
1375 m.
Wir übernachteten an derselben Stelle, wie Tags zuvor; von
Zeit zu Zeit erhoben mitten in der Nacht die Hüter umliegender
Reisfelder ein lautes Geschrei, das sie mit klapperndem Gelärm
begleiteten, um die Wildschweine von der jetzt eben in die Reife
tretenden Frucht wegzuschrecken.
Anderen Tags ging es auf sehr steilem und steinigem Saumpfad
an den Fuß des Berges hinab zum kleinen Orte Baleängin
(auch Gentüngan genannt), wo wir in einem Hause Quartier
nahmen, welches ledigen Frauenspersonen gehörte und eine Art
von öffentlicher Palmweinkneipe der Umgegend bildete, ein Wirtshaus
für die Saumtiertreiber. Spielkarten lagen am Boden herum,
der Raum unter dem Dache war in kleine Appartements abgeteilt.
Im vorbeifließenden Bache fanden wir hier eine große Reihe schön
bunter, grobkrystallinischer Gesteine, welche offenbar den Kern
des Piks von Maros zusammensetzen; der herniederrauschende
Bach hatte denselben angeschnitten und die Trümmer herab