
ffreigebtglett beb «rautoatcrb, meutere Sage lang anbauern unb in Safelfreuben, Sänken
mtb religibfen ©efängen befielen, nehmen beibe ©efdjledßer gefonbert Sheil. hierbei wirb
ber Sinnen nicht oergeffett; wab biefe erhalten, ift fogar in ben mciften gallen beträchtlicher,
alb wab bie ©äfte wäljrenb ber langen SDaner beb gefteb ju oerjehren oerntogen, obgleich
jeher ¿Dajufommenbe bab Diedjt hat, ató ®aft baran Sheil ju nehmen.
©ubíidj, wenn bte Ipochjeit ber (Säfte 311 @nbe,, ift eb bem lange Ungehaltenen «räu*
tigant geftattet, bie feinige ju f^rn unb in feine jüngft erworbenen atente einjutreten.
Diiemanb ftört il;n mehr; fegar ber «ater entfernt fich botn §aufe unb lehrt erft nach fteben
Sagen ibieber guriid, wäijrenb weldjer 3e't jebod; ber junge Shemann feine Slngeljßrigen unb
greunbe noch “uf eigene Soften betoirthen muh. ©rtoeift fich junge grau ató Jungfrau,
fo fdjenft ber glüctlidje (Satte ihr eine DJtorgengabe, ¿Djeftha, unb ben antoefenben grauen
ein hbihseittiche« Such, toofür biefe bab «ob ber jungen «ermählten fingen. SJKt einem
gleichen (Sefchenfe belohnt auch ber «ater nach Dtiidiehr bie tugenbhaftek Sodjter unb
meift ihr jugleich eine eigene §iitte jur Sohnung an. Sbenfo beftreitet er auch bi« jur
(Seburt beb erften Änbeb ihren Unterhalt.
äfan toirb, fich nicht tounbern bürfen, toenn grauen ba,„wo il;re Sinwilliguug jur
<2>chliejjung einer She nid^t erforberlidj ift, too fie getoiffermaßen täuflich ertoorben toerben,
nidjt biefelbe ©tellung einnel;men wie in benjenigen Sänbern, Wo fie außer ihrer sperfon
noch 'hu ^äuSltdhcu Sugenben unb ibr «ermögen mit in bie eheliche ©emeinfehaft bringen
unb baburch ató gleichftel;enbe ©enoffin beb «tanneb auftreten. @ie gelten bort ató ©gen*
thum, beffen man fich mit SeidjUigteit wieber entlebigen tann; unb ató hb#e Sugenb
wirb an ihnen nicht ©ittfamfeit unb Sreue gefchäfct — bei abffterrung unb Ueberwachung,
toeld;c ben Siberj>rud;bgeift fo fefir heraubforbern, iann hieroon feine Diebe fein — fonbent
gruchtbarfeit. S e il h'^auf fo hoher Serth 8eIe0t toteSto, fchenft auch ber Slraber-feiner
jur ©uria erhobenen ©Kaoiit bie greil;eit, wenn fie ihn mit einem Diadjfommen befchenit
h a t e i n fdjöner unb ebler ©ebraud;: ber «ater fann unb barf in ber IDtutter jeineb
fönbeb feine ©Kaoin fehen. —
3nbgemeiu finb bie Shen in ©anfibar wenig frud;tbar, bemgemäß jahtreiche gamilien
eine Slubnahme. 3willinge fommen feiten ror unb werben, wenn auch nicht mit greuben
begrüßt, fo boch wie anbere fönber aufgenommen.
Uiach bem britten DJionate ber ©d;wangerfd;aft berlaffen bie grauen bab §>aub nidht
mehr, bal;er bie allen gremben auffällige Srfcheinung, bah "tan niemalb ein SBeib in gef eg*
neten Umftänben fieht. 3 ur íúlfleiftuug beim (Sebären werben alte Seiber heröeigerufen,
weldje fich burch &R* (Segenwart unb burch ungefchidteb Sneten mit ber ipanb möglichft
unitiih machen, bafür aber einen bib anbertljalben Shaler (Selb unb bie föeiber ber SDiutter
erhalten. Säljrenb biefe ihreb ©tünbleinb harret, fteht ber ®atte oor ber Sl;ür unb wartet,
bib ihm eine «otfehaft über bab ©efdjehene jufommt, weniger gefßannt ju erfahren, ob
Sllleb glücflich abgelaufen — benn bab (Segentheii ift ein feltener galt — alb ju wiffen, ob
bab Dteugeborene, wie er im ©tillen hofft, ein fötabe fei.
Surs nachbem bab fönblein bab Sebenblicht erblidt, wäfcht man eb mit fühera Saffet,
fchneibet bie Diabelfdjnur mit einem bünnen SOieffer ab unb oerbinbet ben Dteft berfelben
mit einem gaben. . ¿Darauf ftradjt man bem Steinen etwab föthmilch, gemifcht mit «tan*
jano (ein fafranähnlidjer ©toff, welcher u. SÍ. jum ©elbfärben ber ©tirnhaare »ertoenbet
wirbj an ben íDíuttb unb legt ihn au bie SSruft ber «tutter. Dtur in feltenen gälten ber*
traut man ben ©äugting einer Slmme an ober füttert ihn, fatlb eine folc^e nicht ju hoben
ift, mit burch 3uf c berfühter föthmilch auf. Dtadj einem 3ahre beginnt bie Sntwbhnung
mit einer ©peife aub gefochtem Dieib, «litch unb 3 "c£er; im britten «ebenbjahre wirb bie
gewöl;nlid;e 2)tal;rung (Srwa^fencr ohne IBebenfeit bargereidü.
Síalb ntach ber (Seburt gibt ber SSater bem Sinbe einen Dt amen. Sine befonbere geteb*
lichfeit ift jeboch bamit micht berfniißft; auch bie fommenben (Seburtbtage Werben nid;t
gefeiert; ja, eb fcheint, alb ob bie Sltern nicht einmal genau bab Sllter ober ben Sag ber
(Seburt ihrer Sinber merften. 3ener Díame ift ein tinbername, bient nur bib jur iöe*
fchneibung beb fnaben ober bib jur DJiannbarerflärung beb äliäbd^nb, bei welcher (Gelegenheit
ber Díame für öebenbjeit gegeben wirb. 3 n ber iöilbung beffelben gleichen fich alle íDiub*
lintin: fie oerbinben, ba für fie nicht bie gamilie, fonbern nur ber SSater äBidhtigfeit hat,
ben Diufnaraen beb Sinbeb, welcher immer nur aub einem SBorte beftel;t, burch Vermittelung
eineb bajwiídjen gefegten ißen (©ohn) ober SSinta, iöente (Sochter) mit bem Dtamen beb
SSaterb unb, wenn, eb oerlangt wirb, auch beb (Srojjoaterb u. f. f. bib jura ©tammoater beb
©efd;led;tb: bgher bie oft ellenlange SBortbilbung.
Snaben bleiben bib ¿um fiebenten 3¡ahre im jah rein , unter ©bl;ut ber grauen,
oon benen fie anfbheinenb mit grofjer Siebe unb ¿ärtlichfeit behanbelt werben. IDian
ßuht fie auf alle erbenflidje SBeife l;etaub, fo bajj bab Seftreben ber DJiütter, burd;
ihre Sinber ju gefallen, nicht oerfannt Werben tann. ©anj befonberb liebt man eb, bie
Meinen an Singen-, ©tiru unb Sßangen mit fchwarjer ©chminie oon 9iuh unb Oel ju
bemalen; ein wenig baoon fteht bem allerliebften, gelblichen, runben (Sefichtchen aud; fe^r
gut, ein 3"biel entftellt fie aber in abfcheulidjer SBeife. SSielleicht haben biefe Striche unb
Sinien nocí; einen anberen, geheimen 3 wcd — fie folien bie Siebtinge oor bem büfen «liefe
bewahren.
Sllb wichtigfter, feierlicher Sag int Seben beb jungen iölublim mu| bie «efCneibung
betrachtet werben. Sßab bie .«ebeutung berfelben anlangt, läßt fie fich am beften mit
ber ©nfegnung junger ©Triften oergleichen: burd; fie tritt ber fnabe in bie 9ieihe ber
„SrWachfenen", erhält ben Dlamen, welchem er alb Sliann bereinft Sichtung oerfchaffen foll.
©elbft Slrme feiern biefen Sag mit einem mehrtägigen gefte, bei weldjem außer ©djntaufereien
unb ©ßeifeoertheilungen oorjüglid; ©ebete eine große Dioüe fßieten. 3 m 3 ahre 1863 ober
1864 hatten wir ©elegcnheit, einen Slft ber geierlich leiten bei ber «efdjneibung ber jwei
jüngften «rüber beb ©ultahnb ju beobachten. Sb war am Dtafwleonbtage. SOBir gingen
fßät in ber Diacht oon bem gefieffen beb franjöfifchen Sonfulb nach -^aufa unb famen an
bem freien ißlahe oor bem §aufe beb ©ultahnb ooriiber. 3m fahlen Sichte einer großen
Slnjaht Saternen fnieeten hier bärtige unb unbärtige ©eftalten in langen Dieihen unb mur*
melten in gefangähnliCen «Seifen bie oorgefchriebenen ©ebete, fidf; balb erhebenb, batb auf
bie Srbe nieberbeugenb, bie, Slrme über bie «ruft freujenb ober weit aubbreitenb. «ei
nnferer Söeintaune brachte bab frembartige ©djaufhiel anfangb jWar einen tüdferlidjen ©n*
brnd' auf unb Ijeroor; juletjt aber oerfehlte ber außerorbentlidje Srnft ber anbäd;tigeu ©läu*
bigen feine SBirfung nid;t: wir mußten geftehen, baß folche nächtliche DJÍaffengebete etwab
ungemein Srhebenbeb unb Srregenbeb, faft ©eifterhafteb habeß.
Diach ber «efchneibung werben bie fiebenjährigen Mtaben in bie ©d;ule gefd;icft, um
ein wenig lefen, fCreiben unb redjnen ju lernen, ©inb fie bann im breijeljnten ober
oierjehnten 3ahre mannbar geworben, fo beginnen fie ein bem ©enuffe gewibmeteb Seben,
Wie wir eb fdjon oorl;er anbeuteten. —
«iäbchen werben bei ben Suaheli nicht befCnitten. Sludj ih« fßätere Sr*
jiehung oollenbet fiel; in anberer Seife. Diachbem im jwölften ober breijel;ntcn 3 ahre ber
Sintritt ber Díeife fich feefunbet hat, werben fie oon einer alten grau gewafd;en, mit ídjbnen
Meibern unb 3ierratljen behängen unb, feftliC gefd;mücft unb bemalt, in ber Stabt umher
geführt, um bie ©lücfwünfche unb Keinen ©ef^enfe ihrer «efannten &u emßfangen. Diun*
mel;r beginnt eine eigentümliche Slbrichtung. Sine alte, wohlerfahrene grau übernimmt
bie iDtäbchen gegen eilte Sntfchäbiguug oon jehtt Shalern unb unterrichtet fie im weitefteu
v. t. ©cifcu, {Reifen.