
Stad) mehrftiinbigem Sfiitte auf fd)Ied)ten, oft fepr holperigen VJegen gelangt man an
ben weiten, Don einer fyofyen Stauer ixmfci?ioffenert §of beb angefepenften ber SepenSleutc
©eib SJtabjibS. 9teid)gefteibete ©iener eilen gefcpäftig gerbet, unt Steitefel unb Sßferbe ber
Vefucper untetjubringen unb biefc fclbft herein ju führten, ©d)aren oon @d)ambafflaoen
tummeln fid; 1)wr, cmftg befc^äftigt, bie in geflochtenen Kirben herbeigebrad)ten, grünen
©ewiirjnelfen auf Statten audjubreiten unb ju trodnen —ti man glaubt, baS ©epbft eines
gefd)äftigen Kaufmannes betreten 51t hoben. ®od) gewahrt man rechter §anb in beut
Hintergrunbe beS abge}d)Ioffenen Vlo&eS aud) einen Tiergarten mit auSlänbifd)en Vlunten
unb ©träud)ern, meld;er erraten läßt, baß ber Vefiper nid)t bloS ©eib ju erwerben
weiß, fonbern aud) ©efcpmad an einem angenehmen SebenSgenuffe finbet. Stuniem fu
fommt mit feinem ©cf;nci)en bis oor bie ©hüre beS §aufeS ben (Säften entgegen, geleitet
fie rtad; furjer, aber herzlicher Segriißung in bie ju ihrer Slufnaptne beftimmten, oberen
'hruntgemächer unb überläßt fie Inet als feinfüf)lenber SBirtl) ganj ihrer 23eqitemlid)feit,
ohne fie burd) feine ©egenwart ober burd) lange Unterhaltung oon bem ©enuffe ber
erfehnten SRxthe abjuhalten. gür bie Vebiirfniffe ber SDWtbert ift bortrefflid) geforgt. SängS
ber genfterfeite ^ großen ©aaleS, Welcher bie ganje VorberWanb beS §aufeS entnimmt,
liegen weiche, fechS bis acht guß breite, f eibene ißolfter in langer 5ReiI)e; nicht minber fd)Bne,
walzenförmige Kiffen bieten fid) bem ©berförper beS behaglich StuSgeftredten aiS fd)Wetienbe
Unterlage bar. 3Ber auf folgern ©imahn geruht hot, wirb gerne pgeftehen, baß er Diel
bequemer ift als unfere ©tüpfe unb ©ofaS; nur ©iejenigen, benen baS Süden unb luf*
ftehen fd)mcr wirb, ziepen Dielleicht europäifepe ©erätpfepaften Dor. 2lud) folcpe ©äfte fuchen
nicht DergebcnS: fie finben reepter §anb zwei prächtige Himmelbetten aufgefchlagen.
3nzwifd)cn ift ber bie SebenSgeifter wedenbe Kapaua (Kaffee) erfepienen unb Don
äiüen mit Vepagen gefcftlürft worben. Stun erft finbet man Stuße, bie weitere (Einrichtung
ju muftern. ©roße, woplberglafte genfter erhellen baS ©emacf); jeber ber Pfeiler gwifc^ten
ihnen Wirb burd) einen breitrahmigen, franzofifd)en Spiegel faft oerbedt. ®ie Sßänbe finb
mit golboerzierten Säbeln unb ©ewehren ber neueften wie ber älteften gorrn jinij ©rfinbung
behängt. Sinter §anb ftehen STifd^e mit toftbarem, europäifd)en iforjettan. 3m unteren
©efchoffe wohnt Stuniemfu feibft in faft fahl Zu nennenben Säumen. Sur Wenige perfifd)e
©eppid)e unb fchön gearbeitete Statten zieren V3änbe, gußboben unb gemauerte Sipe; an
©tühten unb fonftigem HauSgerätpe büntt uns fogar Stange! ju fein: ber Slraber bebarf
niept ©effen, was wir oermiffen.
Von ber SLhätigfeit, oon ber täglichen Vefd)äftigung ber Araber unb wopipabenberen
©uaheli läßt fid) wenig fagen, ba mit geringer luSnapme 21He Stüßiggänger unb Sage*
biebe finb. 3pre Beit Dergeht mit Sffen, 3taud)en, Seten, Sefud)e machen unb ©cpwapen;
benn nur bie SBenigften oon ihnen hoben als Kaufieute ober Seamte beftimmte VentfS»
arbeiten. ©per n°d) tonn man ben grauen eine gewiffe ©efchäftigteit nachrühmen, ba
fie zur Vertreibung ber Sangeweile ©tidereien unb glecptarbeiten fertigen unb fich fogar
ein wenig mit Bubereitung ber Stoßzeiten,. befonberS ber beliebten gebadenen Sedereien
abgeben.
3n ber SebenSweife ftimmen bie Vornehmen, wenigftenS in ben hauptfachiidqten
Vunften, mit ben ©eringen überein, ätraber imb Sieger bebienen fich 3ultt ®ffen nur ber
Ringer; ber ©ebrauch oon Steffem, ©abein unb Süffeln ift ihnen fremb. ©iefe ©itte begreift
fich leicht, ba alle ©peifen in fold)er gorrn auf bie SEafel fommen, baß fie ohne VJeitereS mit
ben Ringern genoffen werben formen. IReiS, bie §außtfpeife, ift ju einer loderen Staffe,
SBali, gelocht, welche fich leicht ju tugeligeu Viffen formen läßt; gleifd) wirb fdfon Dor bem
Schmoren in hanbliche VJürfe! jerfchnitten; fiüffige ©ßeifen aber, wie unfere ©upßen, erscheinen
nur feiten unb werben bann aus flachen ©chalen gefchliirft. ©0 unappetitlich uns anfangs
biefe SIrt beS ©ffenS erfhetnen mag, fie ift es nicht: benn 3eber ber auS'einer ©hüffel
3 ulangenbeit reiniget fid) bor unb nach SEifdje bie §änbe. Stan muß ben Strabern juge^
ftehen, baß fie in ber ©efhtdiidjieit im ©ebraudfe ihrer ginger bem mit Steffern unb ©abetn
hantierenben ©uropäer burd)auS nicht nachftehen, wenn fie auch bie Steifterfhaft ber mit
©täbdfen effenben ©htneien unt> 3apanefen nicht erreichen.
®cr nur mit Kopra ober mit KoIoSnußöl gefchntolste unb mit gleifh* ober ©urrp»
pfefferbrühe itbergoffene IReiS (8) hot einen oorjüglichen VJohlgefhtnad. SSBir haben biefen
wali na tschusi SftaS bei unferen arabifepen ©aftfreunben genoffen unb Jönnen oerfid)ern,
baß wir ihn auch in ©uropa tagtäglich mit Vergnügen auf ber SEafel fehen würben, ohne
feiner überbrüffig ju werben.
©roße ©aftereien finben bei ben Strohern nur gelegentlich wichtiger geierlichfeiten ftatt;
boh' fommt eS auch äu gewöhttlihen ¿etten oor, baß man, etwa ju ©hren eines gremben,
bie ©peifen mit befonberer Sorgfalt unb in größerer Siannigfalti gleit bereitet unb il;nen
nod) eine Stenge fonberbar geformten, übermäßig fetten VadwerleS jufitgt. ©em ©uro»
paer gegenüber fpriept fich bte ©aftlidffeit ber Seute in angenehmer Söeife aus. .Stan
pteebti ihnt müglihft wenig läftig ju fallen unb nimmt iRüdficht auf frembe '©ewohnpeiten,
b. h- fefet VJein, ©hee unb Kaffee jur luswahl auf bie SEafel unb bedt oft in einem be»
fonberen ©emaepe, wahrfheinlich um niht burd) baS ©ffen mit ben gingern ©lei ju Der»
urfachen.
I IS ©afelgetränf bient äBaffer, bei reicheren Seuten unb bei feftlihen ©elegenheiten wol
auch © h erbet ober ©orbet, b. i. oerbünnter, füßer gruhtfaft. Sach bem ©ffen wirb
ber auch ju anberen ©ageSjeiten beliebte, ftarfe Kaffee auS fleinen ©affen genoffen. Steuer*
bingS hot man auch ongefangen, bem ©hee ©efhiwxd abjugewinnen.
Sarfotifhe ©enüffe, als ©abafrauchen, »fhnupfen unb »fauen, finb in ©anfibar jwar in
Aufnahme, aber eS gilt nicht für anftänbig ober eines Dornehmen StänneS würbig, einer biefer
©ewohnheiten ju hulbigen. ©er ©ultahn enthält fich, fo»tel uns befanut, berfelben gänzlich.
2im gebrämhlichften finbet man in allen ©tänben, fogar auch bei grauen, baS Vetelfauen,
biefeS bei Arabern, Werfern, 3nbiern unb Siegern fo beliebte ©enußmittel. ©aburd), baß
eS bie 2Ibfonberung beS Speichels befßrbert, foil eS erfrifdfenb wirfen unb bie Verbauung in
Drbnung holten; auch wirb behauptet, baß eS jur Verhütung Don ©pfenterie unb StheumatiS»
muS gute ©ienfte leifte; mit ©ambu — fo nennt ber ©uaheli ben jum Kauen oorbereiteten
Viffen im Stunbe foil man enblich Hun8er UIt^ ©urft leidet ertragen lönnen: jur
Beit beS Samabahn, wann ber Stahammebaner ben ganjen ©ag über bis (Sonnenuntergang
Weber ©peife no^ ©rauf genießen barf, mag baS fdparfe Kaumittet aüerbingS faft unent»
behrlid; fein, um bie retigiüfe ©eibftquälerei beS gaftenS einigermaßen erträglich jn machen.
Vor anberen ähnlichen ©ewohnheiten, wie Schnupfen unb Stauchen, hot baS ©ambufauen
jebenfalls ben Vorzug, baß eS nicht auch p ©titne SInberer beleibigt, fonbern nur bem
Kauenben feibft fchabet, inbem eS ©peichel, Sippen unb Bö^ne färbt, auf leptere
wol auch jerftürenb wirft. Slußerbem übertrifft eS an Villigfeit aüe anberen ©enüffe;
benn eines VfennigS SSSerth »on bem ebleu Kraute gewährt Diele ©tunben lang Vergnügen.
S ie unferem Staucher bie ©igarrentafdfe, fo ift bem Vetelfauer fein Kipatu ober
Kebjaluba unentbehrlich, eine längliche, metallene ©ofe, in welcher er bie Kauerforberniffe
aufbewahrt. @ie birgt etwas ©ambu — Vlätter beS VeteipfefferftraucheS Piper Betle
L., — VopD — bie taubeneigroße Stuß ber SIrefapalme >—: gebrannten K a lt unb
©abaf, oon welcpen brei lepten Veftanbtheilen man beim ©ebrouche ein wenig in bie
Hälfte eines ©ambubiatteS widelt. SBenn ber ©uaheli biefe fteine ©ofe jur §anb nimmt,
bietet er ipren 3nhalt> wie eS ber gebilbete Stanu ©uropaS mit feiner SchnupftabafSbofe