genießen, b. h. fie tanken, trommeln nnb freien am ©rabe, oeritben fchamlofen Unfug aller
Art unb fchmelgen nnb jed^cn Sage lang, bis fte bie ©efinttung »ertieren. Sie Söeftattung
jelbft gefcßieht in folgenber Seife: juerft falbt man ben Seib bed ©erfchiebenen unb fein
fileib mit Oel oou ben ©ohnen bed SRtrinudftraucheä (biefed ©albert nennt man ©ara),
bann legt mau ißn auf eine aus bicfeu ©täben ;ufantmcngefügte ©ettftelle (Su tta ra ) unb
trägt ihn nach bem ©rabe, loo ber ermähnte ©anz (llir a ) u. f. f. beginnt; enblid) fc^tad^tet
man eine ¿iege ober Siuhr fe^neitoet ein ©tüd oon ber ©tirn^aut bed ©hiered ab unb legt
ed in bie f)änbe bed ©obten, mährenb mit bem ©lute bad ©rab auf brei ©eiten befßrengt,
bad Steift aber unter bie Anmefenben oertheilt toirb. ©ad ©rab ift fo loeit auSgetieft,
ba§ ein ©lann barin aufrecht fielen iann; ber ©obte tommt barin mit bem §auf>tc nacf)
©übtoeften (?) getoenbet zu liegen, oon wetdfer ©egenb bie ©tammoäter ber Sanita ge»
fommen feilt follen. ©emöhnlich liegt bad ©rab in ber Saia, im ©iittelßunlte ber Anfiebetung,
in bem §außtoerfammlungdorte, meil man glaubt, baß ^ier ber ©obte am ungeftbrteften
ruhe. ©euerbingd nimmt man aud) ©egräbniffe auf entfernteren Pflanzungen oor, um bad
befchmerliche ffortf Raffen ber Seiche ju Ocrmeiben; bann aber gräbt man nach einiger £>ext
bad Jpaußt bed ©obten and, um menigftend biefed in ber Saia p beerbigen. ©räber merben
heilig gehalten; auf irrten bringt man ben ©eiftern ber ©erftorbenen ©ßeife* itnb ©rantoßfer
bar, b. f). man fcßüttet p gemiffen 3eiten ein ©emenge oon Saffer, ©taid unb ©urrlja auf
baffelbe, fßenbet aud) fonft oon iDta^ljeiten unb ©elagen eine ffleinigieit an bemfelben SDrte,
um bamit bie ©erftorbenen ju befriebigen, meldje fonft über bie ©enüffe ber Sebenben neibifcß
merben ober fich erzürnen fönnten.
©cbon ßieraud er^etit, baß bie Sanifa in gemiffer SBeife an ein ffrortleben nad) bem
©obe glauben. ©och beftärlt unb näher beftimmt mirb biefe Anfid)t burä) bie allgemein
oerbreitete ©ieinung monad) man bie Aehnlichleit ber Sinber unb ©Itern erilärt —
baß bie ©eifter ber ©erftorbenen in Äinber oor beren ©eburt überfiebeln. ©iefe ©eifter
(Soma) follett balb itn ©rabe, balb über ber ©rbe, balb im ©omter, balb im ©liße meilen,
aber nid)t gefe^en merben tonnen, obmot fie bargebrad)te ©aben annehmen unb fid) baburd)
ben ©ebern geneigt ftimmen laffen. @ie genießen alfo ©erehrung, merben jebod) nid)t
bilblid) bargeftellt unb angebetet, ettoa in ber Söeife mie bie Renaten ober §audgbtter ber
alten Dtörner, fonbern nur ald rein geiftige Sefen. ®ie Sanita iennen überhaußt leine
©ö^enbilber, falld man nid)t etma ein oon ben ©ortugiefen prüdgelaffened ©ilb ber ©iaria
ober irgenb eined Zeitigen, meldjed in 3e^ten bö ©otl) in feierlichem Aufzuge umhergetragen
mirb, ald getifd) betrachten mill.
Außerbem glaubt man nod) an ©eifter oon Quellen unb ©äunten, alfo an ©«haben,
©ßntßhen u. bergt., unb ertoeift indbefonbere ben ©eiftern ber $otodßalmen große Geh*6-
©ied erfcheint ganz natürlich, menn man bebentt, mie großen ©ußen biefer ©aum gemährt,
unb oor Aßem, mie h0(h ie'n gegohrener ©aft gefd)äßt mirb. ©ad Umhauen einer totod*
ßalme gilt ald unfüfmbared ©erbrechen, mirb bem ©iuttermorbe gleichgefteßt, ©tan oßfert
ber palme bei jeber ©elegenheit, fo oft irgenb ©tmad gefchieht, toad mit ihr in ©erbinbung
fteht: fällt 5. ©. Qemanb beim ©flücfen ber 3tüffe herab, fo menbet man bie fonberbarften
©littet an, um ben ©eift bed ©aumed, melier ©ied in feinem 3 orne oeranlaßte, mieber
ju oerföhnen. ©ei btefer ©ielgötterei fehlt ber ©taube an ein höchfted SSefen nicht; bie
©orftellung oon bemfelben ift freilich eine überaud untlare. ©tan bezeichnet ed mit bem
alten ©tämmcn ber fübafrilanifchen ©ßrachfamilien gemeinfamen SBorte ©tulungu unb
glaubt, gleich ben Mnhängern gemiffer Ibtheilungen unferer chriftlichen Sird;e, bah b'tb oberfte
©ottheit oiel ju erhaben fei, ben ©tenfchcn oiet ju fern ftehe, ald baf man fte unmittel*
bar behelligen bürfe, menbet fid) alfo an bie näher ftehenben, noch menfchlich benfenben
unb füßlenben Untergottheiten, an bie ©eifter ber ©erftorbenen, ber ©ä<he unb bed ffialbed.
gaft nod; meiter ald bad ©ebiet bed ©taubend behnt fich badfenige bed Ibergtaubend:
auher ber iRegenmacherei, meld;e ja bei alten 3lfri!anern betannt unb angenommen, gibt ed
noch Zauberei, Sraumbeutung, ©ogelfchau unb anbere fotdje ©inge, mie fie eine furch^
fame ©inbilbungdlraft ohnmächtiger unb unmiffenber ©btfer nur hat audbenlen ibnnen.
®ie ©d;tauen unb ©tätigen — bie mahammebanifchen ©emohner ber ^ tüfte unb bie
telteften ber ©Sanita — befbrbern biefen Aberglauben auf febe Seife unb miffen ben griften
©ortheil baraud ju ziehen, jene, um bie 8eid)tgläubigen auf mirllich fchantlofe Seife zu
betrügen unb z« tiberßortheilen, biefe, um ihren Audfßrüchen unb ©efetgen grbhete Geltung zu
oerfchaffen.
©ined ber §außtmittel, bie bumme ©tenge in ©ehorfam unb Untermurfigteti zu
halten, ift ber ©tuanfa. fjxagt man einen ©tnila, mad ber ©tuanfa eigentlich fei unb
ZU bebeuten hd&e, fo antmortet er, ©ied fbnne er nicht fagen-^benn ©iemanb aufeer ben
lelteften bürfe bad „©tuanfa" genannte ©erätf) fehen, Unberechtigte mürben oon bem Anblide
tobt nieberfallen, unb Seiber mürben unfruchtbar merben. ©ooiel ift inbeffen betannt, ba§
ber ©tuanfa ein hohte* ©aum ober ein hohled ©titd §olz ift, oermittelft beffen man, ähnlich
mie mit unfern „Satbteufeln", ein ftarfed ©rummen hexöorfcringt! ©ur. Senige merben in
bad ©eheimnifs eingemeiht, nacßbem fie eine reiche ©abe oon ©elb, 9teid unb gleich Daran*
gemenbet. ©ingemeihte ober gar ©eftfeer eined ©tuanfa genießen große ©erteile, nicht nur
an Infehen unb ©influß, fonbern au^ baburch, baß fie bei allen Saufgelagen ihren Antheil
erhalten, ©er ©tuanfa bitbet ben ©tittelfmutt bed bürgerlichen unb religtbfen Sebend. ©et
allen michtigen ober feierlichen Angelegenheiten mirb er in ©emegung gefefet: menn geopfert
ober ©egen erfleht merben foH, menn man ein mißgeftalteted tinb im Salbe erbroffeln ober
neue ©efefee einführen miß, fo muß immer bad ©rummen bed ©tuanfa bie ©emüter barauf
oorbereiten. ©r mirb juerft im Salbe gefßielt, bamit er Oon Unbefugten nicht gefehen
merbe. ©obalb biefe fein fjerannahen merten, oerfteden fie fich eitigft in ©ebüfeh ober
§äufern, ba fie bie ©träfe fürchten, meldje bad freoelttbe Auge treffen foll, unb, fommt ber
©oßanz in bad ©orf felbft, fo fließen fie in ihrer Angft alle ©hüten.
©erartiger ©tittelchen bebürfen übrigend bie Aelteften, um fidh Aufehen unb ©ehorfam
Zu oerfchaffen; benn oon einem ©ehordjen aßein aud Achtung oor bem ©efe^e ift auch bei
ben Sanifa nicht bie 9tebe. Seiber mißbrauchen bie ©emalthaber ihre ©tacht nicht fetten, um
fich gu bereichern, um Anbere zu unterbrüdeu ober um ben gortfehritt aufzuhalten, f |)ieroou
erjählt Stebmann ein ergöfeticheö ©eifßiet: ©in junger ©tnila, melcher längere 3 eit in ©tom*
bad ald Sifchler ober gimmermann gearbeitet hatte, lehrte mit feinen Serizeugen zu feinem
©tamme hti«t, um biefern mit ber mühfam erlernten tunft zu bienen. Anftatt fich herüber
ZU freuen, nahmen bie Aelteften ihm feine ©erätlje meg unb malten fomit feine ©1)®%^
unmbglich: fie fürsteten, -baß ber junge ©tann fich überheben iönne, unb miefen bie 9teue*
rung zutiid mit bem Audfßrudhe, melden man bidmeilen auch noch üei unferen ©auern
hört: „unfere ©Itern unb ©oreüern haben ed ’auch nicht fo gemacht unb finb bo<h burchgelom*
men, bedmegen ift ed beffer, ed bleibt beim Alten."
®ie §errfchaft ber Aelteften lann alfo recht roohl eine bedßotifche genannt merben, ben*
noch aber ift im Aflgemeinen bie 9tegierungdmeife eine reßublilanifthe: ed bemährt fich auch
hier bie alte ©rfahrung, baß unbotmäßige ©leichheit Aßer mit thrannifcher ^»errfchaft
©injelner zufammengeht. 9 n anberen ©unlten nimmt man ed aßerbingd genauer mit ben
©runbfäßen ber f^teihtil ©leichheit;- h°i S* irgenb ein Häuptling miber gemiffe
©efefee geljanbelt, fo fcfeiifet ihn feine Sürbe nicht oor ber oerbienten ©träfe.
Aße michtigen Angelegenheiten merben oor ben Aelteften oerhanbelt, toelche oiel bebeu*
tenberen ©influß befi^en ald bie eigentlichen §äußtlinge — finb leitete bo<h oft mitteflofe
Seute, mithin ganz unberechtigt, irgenb melchen ©influß zu üben. oerfammeln fi?h bie