Slah eingenommener ©lahlzeit begab ich mid) mit einigen Seuten auf ben Seg, um
ben morgen zu benu^enoeit ©fab auSzitlunbfhaften. GtS galt babei, bie ©orfiht bei feinem
-Stritte aus beu Slugen zu laffeit; benit baS 8anb untrer ift mit ja^Itofen Silbfatten burh*
ie|t- 9Ö.S toir oon ber ftohe eines fleinen ipiigelS aus einen nach Seften führenben guf»
pfab entbedt Ratten, traten toir ben Siüdmeg an.
18. äluguft. ©iir fiel bie unangenehme Stoße zu, ©ahn ju brechen burh baS ©ehe, Dom
Siegen ber oergangenen Stacht bene^te GraS. ®er geftern auSgefpähete fju^fteig mufte
balb oerlaffen- tocrben, rneil er zu meit nach Storben führte. Stach einer .©tunbe. fanb fich
ein anberer, in günftiger Stichtag oerlaufenber: er toar, mie alle Sege ber Silbnif oon
StaShörnern unb ©lephanten gebahnt unb in golge beffen nicht befouberS eben. Ueber
einen fleinen gluf unb mehrere Stegenbetten t;inmeg gelangten mir zeitig am Stachmittag an
< einen ©ach, beffen trübes, rotheS Saffer beutlich feine £>erfmtft oon ben ©fhaggabergen
bezeugte; mir lagerten hier, meif eS ungemif mar, ob mir fpäterhin nod; Saffer antreffen
mürben, unb fchlugen ber unbeftänbigen Witterung megen bie gelte auf. Ungeftbrt ruhten
mir bis nach ©titternadh, ba mürbe ich auf unangenehme Seife gemecft, burch eine ©har
fhmarzer Slmeifen, melche ihren Seg gerabe über mein Gefidjt hin genommen. 3<h räumte
ben fdflimtnen geinben ben ©Iah, floh aus bem gelte unb brachte ben Steft ber Stadst bamit
Zu, bie fleinen, in meinen Slnjuge oermidelten Unholbe herauSzuflauben, neue Äeiber anzu»
legen unb biefe mieberum nach la^ei geit oon ben luftigen ©inbringlingen ju reinigen.
3©ornton, melcher bisher noch oerfhont geblieben, oerfhntähte eS, meinem Stath unb ©ei*
fpiele gU folgen, ©r mufte fhmer büfen: bie biffigen SThiere erreichten gar balb auch feine
Sagerftätte unb jmiciten ihn auf baS Unbarmherzigfte. S ie befeffen ftürgte er aus bem
gelte, fprang oon einem ©ein auf baS anbere unb ftagte in foraifchfter Seife feine Stoth,
Zu meinem nicht geringen ©rgöhen, mie ich geftehen muf — benn ih empfanb etmaS mie
©habenfreube über bie fo fcfueß nachfolgenbe ©träfe unb einigen SEroft, baf ich nicht baS
einzige Opfer mar.
®ie fleinften finb in ber 3©at bie fchlimmften geinbe beS Steifenben: Sötoen unb
©anther fürchten fich oor bem ©tenfhen ober greifen ihn menigftenS nicht an, ba fie ihren
junger an ben zahllofen Silbheerben fättigen fönnen; (Slephanten, SthinpzeroS unb.gluf*
pferbe haben nichts ©ntfehlicheS für ©en, melier fie fennen gelernt; anbere zubringtihe
©hioio laffen fich auf biefe ober jene Seife oerfheuhen E l mer aber oermag fich 8egen
mütenbe Slmeifen, ©ienen ober ©tüden zu fhühen? Stimmt eine ütmeifenfchar ihren Seg
über einen 8agerplah, fo muf ber §>err ber ©hßpfung meicheu unb: meit ab fich eine anbere
©tätte fnchen, menn er nicht noch rechtzeitig bie Gefahr bemerft unb ben ©oben ringsum
mit glühenben Sio^ten unb, heißer Slfhe .fengt, um bie oorhanbeneit S^nete 5« oertilgen
unb neuanfommenbe fern zu halten. Sehe ©ent, melcher Stichs ahnenb in ber Stichtag
eines nächtlichen SlmeifenjugeS fein ©ett attfgefdfiagen: bie fhmarzen, hartgepanzerten gembe
oon einem ©iertel* bis zu einem halben goß Sänge überziehen ihn am ganzen Seibe, frieren
in fleiber unb §aare, in Stafe unb Ohren, ohne baf er ©tmaS rnerft; menbet er fi© aber
ein menig zur ©eite unb brüdt babei einige ber bisher noch hawtlofen. SEhiete, fo faßen fie
mit S u t über ihn her unb beifen, mie auf Sommanbo, an tanfenb ©teilen zugleich, ©ntfeht
fährt ber ©chläfer empor, betaftet fich hicr unb bort, unb toohin feine £anb gleitet, fühlt er
harte, glatte ©unfte auf ber §>aut; unmittelbar nah ber ©erüljrung aber fenfen fich in baS
gleifh ein ©aar gangen, melche fich toeüer Offnen als ber Körper beS breit ift,
nnb mit unglaublicher traft fich f ©liefen nnb baS eintttal Gepadte feft©alten. ® a hilft nur
Gebulb, man barf bie Stuhe nicht oerlieren unb muf bie oerbiffenen ©eftien eine nach ber
anbcren, fo gut eS eben geht, mit fefter £anb loSlßfen, ohne burch ungeftiime ©emegungen
bie anberen, noch friebli© bahinmanbernben gleichfaßS zu grimmigem Angriffe zu reizen.
19. lugüft. gruh nach fo<hä Uhr fehten mir unfere Steife fort. ©teSmal ging i^
Zule^t, eS ben tnberen überlaffenb, ben Seg zu treten unb ben ®hau WBt ® rafe äu ftreifen.
S ie auch geftern fchon manberten mir bur^ eine offene, mit langem, bitten ®raS unb
einzelnen ©itf<hen unb ©änmen befehle Sanbfchaft, anfangs auf einem Silbpfabe, fpäter aber
ohne jegliche ©pur eines SegeS. Sltit ber geit mürben ©ufd; unb Salb fo bicht, bah toir
uns auf bie bef^merlichfte Seife mit ^irfchfängern unb ©eilen htnburcharbeiten mu|ten.
©chliepch geriethen mir in hohe« @<htlf; « fumpfige ©teßen unb immer grb|ere
Safferpfühen, gerabe mie bei ber Annäherung an ben @ee 3ipe. ©ormärtS bringen zu
moßen, märe thbricht gemefen, i<h ftieg alfo auf einen hohen ©aum, um bie Stichtag auS*
zufpähen, in melcher mir am fchneflften aus bem ©untpfe herausiommen fönnten. ®ie
SluSficht bot menig ©rßftlicheS ■— überaß ©chtlf, Sa lb ober hohe* ©ufch- S i r entfchloffen
unS iurz, gingen eine ©trede rüdmärtS unb bann nach Sterben, bem ©erge zu, mo offen»
bar ber ©umpf fein ©nbe balb erreichen raufte. Stach einiger geit trafen mir einen Seg,
öerliefjen ihn aber mieber, ba er an' ben ©renzgraben oon SÖtofchi führte unb eS bur<hauS.
nicht in meiner ülbficht lag, bem fchon oon tilema heo burch feine Unoerfchämtheit be»
iannten §errn biefeS gänbcljenS Gelegenheit zur ©rleichterung ber SJtfigo zu geben.
©obalb eS bie ©idjtigieit beS GebüfcheS geftattete, menbeten mir uns mieber meftmärtS.
UntermegS begegneten mir einigen mit ileinen ©eilen, mit ©peren, ©chilben, ©ogen unb ©feilen
bemaffneten Sabfchagga; eS maren gaßenfteßer ober §onigjäger, ihrer luSrüftung nach
urtheilen, benn fie führten ein langes, ftarleS, gutgearbeitetes ©eil unb einen aus ©triden
gebrehten Sting mit fich, ®ie man fie gemßhnlich Zunt Slufhängen ber ©ieneniorbe gebraucht.
IIS biefe ßeute unS gemährten, fugten fie in ben ©üfchen zu oerfchminben; fie mürben
jeboch eingeholt unb troh ihteS SiberftrebenS herbeigebracht, liefen fich aber nur bie eine
leuferung entladen, mir mochten fie nach th*en Sohnungen begleiten, mo mir fi^erlich
oon ihrem ©tauft güljrer erhalten mürben.
® a mir uns hierauf nicht einlaffen moßten, irrten mir auf einem ausgetretenen
(Slephantenpfabe burdf GräS unb ©idicht meiter. ©lühlith fühlt6 l*h ^en ®oben unter mir
meichen ich toar in eine fünfzehn bis achtzehn guf tiefe Grube geftürgt, glüdlicher Seife
ohne mich an bem langen, fpi^en ©fahle zu oerletjen, melther in ber ©titte ber ^bhluug
aufgerichtet ift, um baS hüteinfaflenbe S ilb zu fpiefen. ©ie Sänbe maren fo fteil unb
glatt, baf idf mit §ilfe eines ©eileS emporgeholt merben mufte. ©oldhe gaßgruben merben
mit grofer Gefchidiichfeit auf ben engen ©faben angelegt unb fo funftreich überbedt, baf
bismeilen gaßenfteßer felbft fich taufchen laffen unb hinabftürzen; oben finb fie gembhnlid;
fünf guf breit, nach bem ©oben zu oerengen fie fich- Slohfaßen, mie man fie häufig in
©übafrifa, namentlich für glufpferbe, errichtet finbet, finb hier feiten.
Surz nachbem ich ©eianntfehaft mit ben Silbgruben gemacht, ftolperte einer ber zurüd*
gebliebenen 8eute unb oerfhtoanb mit feinem ©tfigo in ber üEiefe einer anberen -gaße.
3h tief ihm zu unb, ba er nicht antmortete, ging icf zurüd, um zu fehen, ob ihm ein
llnglüd zugeftofen fei, fiel aber babei felbft in eine zweite Grube, methe burh einen fünf
guf tiefen SluSfhnitt oben mit ber erften oerbunben mar. Sieberum Jam ich glüdlih auf
bie gitfe zu fielen unß entging bem mörberifhen ©fahle; meine llnahtfamleit hatte ich einzig
burh klaue gleden unb aufgefdjunbene ©teßen zu büfen, ba baS mit mir herabrutfhenbe
Steifig unb GraS bie §eftigleit beS gaßeS geminbert hatte, ©hlimmer ging- eS meinem Un*
glüdSgenoffen, meld^er aufer einer Sifte mit ©apier uttb ©h’reibgeräth eine grofe §onig!itoma
getragen hatte: le^tere mar beim gaße zerbrochen unb hatte ihn über unb über mit bem
fiebrigen ©afte begoffen. ©iefeS ©tifgefhid fränfte mich umfomehr, als eS uns baS foft»
bare ßcrfahmittel unfereS täglih fnapper merbenben guderoorrath« raubte.
» . i . © e cf e it, Oieifen. 19