
 
        
         
		Kntwicklung  der  Pilze  in  künstliclien  Nährlösungen  über  die  ersten  Keimungsstadien  
 hinauszuführcii,  er  vensuchte  aber  namentlich  die  Keimlinge  von  parasitischen  
 Pilzen  auf  den  Nährpiianzen  weiter  zu  verfolgen,  und  liier  durch  die  
 directe.  Beobachtung  des  Eindringens  der  Keimlinge  den  Zusaminenliang  des  
 parasitisch  lebenden  Pilzes  mit  den  Krankheitserscheinniigcn  der  Nährpilanze  
 resp.  der Wirthc  der Parasiten  zu  erweisen^. —  Die  künstlichen  Culturen,  welche  
 B e   Baiy  nach  der  ersten  liichtung  machte,  waren  primitive.  Es  gelang  ihm  
 weder  eigene  Irrthümcr  zu  vermeiden,  noch  die  Fehler  anderer  ISIycologen  als  
 solche  zu  erweisen,  Fehler,  welche  eine  lange  Zeit  hindurch  auf Grund  uncxacter  
 Culturversuchc  nur  desshalb  Boden  gewannen,  weil  die  exacte  Methode  fohlte,  
 die  fehlerhaften  Beobachtungen  durch  richtige  zu  beseitigen.  Die  Untersuchung  
 Be  Jßar/s  über  den  Mucor  Mucedo'),  an  welcher  auch  Woronin  mit  geholfen,  
 zugleich  die  ausführlichste,  welche  er  bei  saprophytischcn  Pilzen  gemacht  hat,  
 ist,  ganz  abgesehen  von  ihrer  Uiivollstäiidigkeit,  nichts  wie  eine  Kette  von  
 Irrthümern,  welche  allein  zurüekzuführen  sind  auf  die  primitiven  Gulturmetho-  
 den,  nach  welchen  er  die  Untersuchung  ansgeführt  hat.  In  Enrotium  Aspergillus*) 
   ist  zwar  die Entwicklungsgeschichte  eine  zusammenhängende  und nchtige ;  
 indess  statt  der  Monate  mühsamer  Arbeit  über  die  Entwicklung  der  Perithc-  
 cien,  die  erst  nach  wiederholten  Anläufen  ihr  Ende  erreichte,  hätte  bei  entwickelter  
 Culturmethode  ein  einziger  Morgen  und  ein  einziges  Präparat  für  die  
 Untersuchung  ausgereicht.  —  Mit  der  Untersuchung  von  Dictyostelium *)  habe  
 ich  bald  nachher  die  erste  Probe  der Culturmethoden  gegeben,  die  ich  später  
 bei  den  weiteren  Untersuchungen  in  meinen  »Schimmelpilzen«  vervollkommnet  
 habe*). 
 Die  Durchführung  geschlossener  Entwicklungsgeschichten  auch  von  den  
 höchst differenzirten Pilzformen,  die Möglichkeit  einer  continuiriichen Beobachtung  
 von  Spore  zu  Spore,  wobei  jeder Irrthum,  jede  Fehlerquelle  ausgeschlossen  hlei- 
 1)  D e   B a r ; / ,   D i e   B r a n d p ilz e   1 8 5 3 ,   N e u e   U n t e r s u c h u n g e n   ü b e r   d ie   U r e d in e e n ,  M o n a t s b 
 e r ic h te   d e r   A k a d em ie   in   B e r l in   1 8 6 5— 6 6 ,   R e c h e r c h e s   s .   1.  c h am p ig n o n s   p a r a s it e s .  A n n .   d .  s c .  
 n a t .  1 8 6 3 ,   IV .   S é r ie .  T .   X X . 
 2)  D e   B u r y   u n d   W o r o n in ,  B e it r ä g e   zu r   M o r p h o lo g ie   u n d   l ’h y s io lo g ie   d e r   P ilz e ,  I I .  R e ih e ,   
 M u c o r   M u c e d o   p .  2 3 — 2 4 . 
 3)  B e it r ä g e ,  I I I .  R e ih e ,  E u r o t iu m   p ,  1 —  2 3 . 
 B r e f e ld ,   D ic t y o s t e l iu m   m u c o r o id e s .  A b h .  d e r   S e n k e n b e r g .  N a tu r f   G e s e l ls c h a f t ,  B a n d   V I I . 
 B r e f e ld ,   D ie   f rü h e r e n   H e lt e   d ie s e r   S c h im m e lp il z e . 
 heil  wird  ermöglicht  durch  die  Herstellung  künstlicher  Nährlösungtm,  welclie  
 vollständig  durchsichtig  und  pilzfrei  sind,  welche  die  Mängel  des  natürliclien  
 •Substrates,  Uiidurebsiclitigkeit  und  Unzugängiiclikeit  für  die  Beobacbtung,  au.s-  
 schliesscii,  aber  doch  alle  seine  Vorzüge  für  eine  iqipigo  Ernälirung  in  sich  
 vereinigen. 
 D ie   H e r s t e l l u n g   v o n   k ü n s t l i c h e n   N ä h r lö s u n g e n   ist  nacli  dem  
 Vorkonmien  der  Pilze  in  der  Natur  meist  selion  von  selbst  an  die  Hand  gegeben. 
   Eine  Nährlösung,  welche  diejenigen  Substanzen  gelost  enthält,  die  in  einem  
 festen  Substrate,  worauf  ein  Pilz  in  der Natur  vorkommt,  sicli  iiiideu,  wird  auch  
 mit  aller  AVahrschcinliclikeit  ein  geeignetes  Substrat  für  die  Entwicklung  des  
 Pilzes  abgeben.  In  sehr  vielen  Eälleii  gelingt  es,  eine  solche Nährlösung  durch 
 Auskocheii  des  Substrates  herzustcllen. So  ist  z.  B.  der  Mist  von  Kräuter  fressenden  
 Thicren  vielleicht  der  ergiebigste Nährboden  für  die  verschiedensten  Pilzformen, 
   und  ein  Decoct,  aus  frischem  Aliste  bereitet,  gicbt, wenn  es  klar  und 
 pilzfrei  gemacht  ist,  eine  ganz  vorzügliclie Culturlösung ab,  in welcher  sehr  viele, 
 Wühl  die  meisten  Pilze  wachsen.  Man  rülirt  den  Mist  mit  Wasser  zum  dicken  
 Breie  an  und  lässt  diesen  einige  Stunden  im  Dampfbade  stehen;  in  der  nach  
 dem  Erkalten  klar  abfiltrirten Flüssigkeit  ist  die  Näliiiösung  hergestellt.  Sie  hat  
 nur  noch  einen  Mangel,  sie  ist  auch  in  diesem  Zustande  noch  nicht  pilzfrei.  
 Dies wird  sie  erst nach  längerem Kochen,  oder  nach  wiederholtem  Aufkochcn  in  
 längeren  Pausen,  oder  noch  besser  und  leichter  nach  eintägigem  Aufenthalt  in  
 einem Dampfbadc.  Ist  dies  geschehen,  dann  ist  das Decoct  haltbar,  weil  cs  frei  
 von  lebenden  Pilzkeimen  ist;  es  liält  sich  unbegrenzte  Zeit';  hindurch  unverändert, 
   wenn  ein  erneuter Zutritt  von  Pilzkeimen  aus  der Luft  durcli  geeigneten  
 Verschluss  verhindert  wird.  —  In  derselben  Art  können  haltbare  Nährlösungen  
 aus  süssen  Früchten  gewonnen  werden.  In  diesen  kommen  vorzugsweise  solche  
 Pilze  zur  Entwicklung,  welche  auch  in  der  Natur  auf  Früchten  gefunden  werden  
 ;  dies  sind  die  meisten  Schimmelpilze.  Um  hier  die  Nährlösungen  klar  zu  
 gewinnen,  zieht  man  am  besten  die  g e t r o c k n e t e n   zerschnittenen  Früchte  z.  
 B.  Piiaumcn  oder  llosiiicn  etc.  mit  kaltem  Wasser  aus,  und  macht  dann  den 
 ')  Ic h   h a b e   M is td e c o c t ,  In  d i e s e r  W e i s e   b e r e it e t ,  s e i t   b e in a h e   6  J a h r e n   a u fb ew a h r t ,  o h n e   d a s s   
 e s   e in e   a n d e r e   V e r ä n d e r u n g   e r fa h r e n   h a t ,   a ls   d ie   e in e r   z iem lic h   s t a r k e n   N a c h d u n k e lu n g ,  w e lc h e   
 ab e r   in   d e r   d ü n n e n   S c h ic h t   d e s   C u ltn r t r o p fe n s   v o n   g a r   k e in e r   B e d e u t u n g   fü r   d ie   A n w e n d u n g   is t .