D ie K e im u n g in W a s s e r , die sclion von Kühn und Anderen beobachtet
ist, zeigte eine so völlige XTcbereinstimmung mit der Sporenkeimung von Ust.
dcstruens, dass ich anf sie verweisen kann. Bei C u l t u r e n in N ä h r lö s u n g e n
erhielt ich sehr üppige Keimschläuclie, an welchen aber keine Conidien auftraten.
Sie Avuchsen nacli der Gliederung durch Queiwände lang aus zu feinen
Fäden, Avclche um die Sporen mycelartige Flocken bildeten (Fig. 18 und 19).
An den Fäden fand ich auch keine Luftconidien, sie blieben steril. Wenn sie
iu Luft fortivuchsen, entleerten sich die liinteren Fadentheile, und die inhalt-
erfüllteii Enden gliederten sich ab. Gelangten sie Aviederum in die Nälirlösung,
so scliAvolleii sie an, um abermals zu Eäden aiiszuAvaclisen. In langen abge-
glioderten Fadenenden trat mal hie und da eine ScheidcAA^and auf vor der Auskeimung
(Fig. 21). Sie verhielten sich also auskeimend Avie die primären Keimschläuche
aus den Sporen und endeten Aviederum mit inhaltcrfüllten Spitzen, die
AA’ieder auskeimten. Da die normale Fortpflanzung in Conidien nicht auftrat, so
konnten hier mit den abgegliederteii Fadenenden die Culturen eine lange Zeit
hindurch, ähnlich Avie früher mit den Conidien, fortgesetzt Averden, bis fremde
Pilze sicli einstellten und die Fortsetzung unmöglich machten. Es kann hiernach
der Deutung die Berechtigung nicht bestritten werden, dass die Eaden-
cnden im Sinne der Eortpflanzung einen Ersatz für die Conidien abgeben können.
Schon nach den viel engeren Beobachtungen an Wassercnlturen als die meinigen,
sind diese Abgliedcrungen von Wolff'') und noch früher von Tulasne'^) als eine
Art von Fortpflanzung aufgefasst Avorden.
Die Reihe der Culturen des Ust. Crameri soll indess, so zahlreich
sie auch angestellt und so vielfach sie in der Art der Ausführung variirt AVurden,
nicht ausschliessen, dass nicht doch mal an ii'gend einem Alateriale Conidien
auftretcn. Das Ergcbniss der Culturen verglichen mit den Resultaten der früheren
Eormen führt aber zu dem Schlüsse, dass die Conidienfructiflcation dem Erlöschen
nahe oder schon vollständig erloschen ist. Die auf der Nälirpflanze gebildeten
Brandsporen bleiben also (neben einer Vermehrung in den abgegliederten Eaden-
cnden. vorläuflg die einzige Fructiflcation dieses Brandpilzes.
i] W n lf f 1 C. d e s G e tr e id e b r a n d e s .
2', T u lam e . 1. c . d e r A n n . d . s c . n a t .
XVI. Ustilago hypodytes Schleehtendahl, Ust. Eabenhorstiana Kühn,
Ust. Panici glauoi Wallr. üst. negleota Niessl.
Diese drei Eormen von Brandpilzen fasse icli hier kurz zusammen, da sie
ein ähnliches Resultat ergeben haben wie der Ust. Crameri.
U st. h y p o d y t e s kommt auf vielen Gräsern vor, z. B. in der Umgegend
von Berlin in grösser Verbreitung auf Elymus arenarius L. Die Oberfläche der
Halme ist von dicken Brandsporenmassen überzogen. Die kleinen .Sporen
(3__5 |i) keimen leiclit in Wasser aus. In Nährlösungen wird die Entwicklung
mycelartig und sehr reich. Conidien traten iu langen und zalilreichen Cnlturen
nicht auf; es findet sich aber eine Abbildung bei Winter,') in welclier an einem
Keimschlauche eine Conidie sitzt.
U s t. R a b e n h o r s tia n a von Panicum sanguinale L. aus dem Garten
des Herrn Prof. Kiilm keimte im September in H'asser nicht, ahcr sofort in
Nälirlösungen aus, und zwar ohne Conidienbildung. Die Keimung der .Sporen
in Wasser ist von K ü h n ) beschrieben.
U s t. n e g l e c t a keimte in einem Material vom Herrn Prof. Vüss aus
Laibach nach mehr als 8 tägiger Cultur in Wasser aus. Weder hier noch hei
den üppigen Culturen in Nähriö.sung habe ich Conidien beobacliton können. —
i'ü r diesen ersten Theil der Untersuchungen über die Brandpilze im Wege
der künstlichen Cultur der Brandsporen wiU ich in der Mittheilung von Beobachtungen
hei anderen Formen der Gattung Ustilago, soweit sie sich den vorstehenden
ähnlich verhalten, zunächst nicht fortfahren. Die weiteren Untersuchungen
ergaben nämlich, dass die jetzige Gattung Ustüago I ormen in sich
schliesst, welche weitgehende Abweichungen von den bisher untersucliten Arten
zeigen, sobald sie künstlich cultivirt werden. Diese abweichenden Eormen sollen
hier noch angesclilossen werden, und ich will gleicli einen extremen Fall dieser
.\r t in dem INtüago longissima in den Vordergrund stellen.
>) irin * .!', K k e 1. c.
2) K ü /m , lla b e n h o r s t , F u n g i e u r o p a e i C e n t. ’2 1 .